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# taz.de -- Zum Tod von Tilman Zülch: „Auf keinem Auge blind“
> Tilman Zülch, Gründer und langjähriger Leiter der Gesellschaft für
> bedrohte Völker, stirbt im Alter von 83 Jahren. Er war profiliert und
> umstritten.
Bild: Der Gründer der Gesellschaft für bedrohte Völker, Tilman Zülch, starb…
Göttingen taz | Ein „Visionär und unbeugsamer Anwalt für Verfolgte in aller
Welt“ sei er gewesen, würdigt die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV)
ihren Gründer und langjährigen Generalsekretär. Tilman Zülch war einer der
profiliertesten, aber auch umstrittensten Menschenrechtler. Mit einem
Kommilitonen hatte er 1968 die [1][„Aktion Biafra-Hilfe“ gegründet,] aus
der zwei Jahre später die GfbV hervorging. Sie setzt sich bis heute für
Indigene in Amerika und Asien, für Kurden und Jesiden im Nahen Osten und
für Volksgruppen ein, „von denen keiner spricht“ – so der Titel eines der
von Zülch herausgegebenen Bücher.
Mit spektakulären Aktionen schaffte es die GfbV häufig in die Schlagzeilen.
1988 deckte sie die Mitverantwortung deutscher Firmen beim Giftgaseinsatz
gegen Kurden im Irak auf. 1992, im sogenannten Kolumbus-Jahr, überquerten
zwei GfbV-Aktivisten den Atlantik mit einem Bambusfloß. Und 1995, vor der
Hinrichtung des nigerianischen Bürgerrechtlers Ken Saro-Wiwa im
Ölfördergebiet, demonstrierte die GfbV vor der Shell-Zentrale in Hamburg
mit Galgen-Attrappen.
Dass Zülch und seine Initiative sich auch für Miskito-Indianer im
sandinistischen Nicaragua engagierten, die mit US-finanzierten „Contras“
die sandinistische Befreiungsfront FSLN bekämpften oder im
Jugoslawien-Konflikt Bombenangriffe zugunsten der bosnischen Muslime
verlangten, rief linke Demonstranten auf den Plan. Zülchs Antwort: „Ihr
seid auf einem Auge blind.“
## Mehr als ein Dutzend Auszeichnungen
1980 war Zülch in Göttingen Mitgründer der Grünen, ein Jahr später trat er
wegen des vermeintlichen Linkskurses der Partei wieder aus. Von 1985 bis
1989 wurde er mit einem DDR-Einreiseverbot belegt. Seine Stasi-Akte
betrachtete er als „Anerkennung“.
Intern beklagten Mitarbeiter bisweilen ein autoritäres Regiment des
Generalsekretärs. [2][2012 eskalierte ein Streit] über angeblich nicht
belegte Zuweisungen und zu Unrecht bezogene Gehälter an ihn in
Strafanzeigen und [3][dem Ausschluss von zwei Vorständen]. „Ein Drittel
unserer Arbeitszeit verbringen wir gerade mit einer Art internem
Bürgerkrieg“, sagte Zülch damals. [4][Über Monate kommunizierten er und
seine Widersacher nur über Anwälte.]
Für sein Engagement erhielt Zülch mehr als ein Dutzend Auszeichnungen,
darunter den Göttinger Friedenspreis, den Europäischen Bürgerrechtspreis
der Sinti und Roma und das Bundesverdienstkreuz. Tilman Zülch wurde 83
Jahre alt.
19 Mar 2023
## LINKS
[1] /50-Jahre-Unabhaengigkeitserklaerung/!5409960
[2] /Gesellschaft-fuer-bedrohte-Voelker/!5524708
[3] /Fuehrungsstreit-im-Menschenrechtsverein/!5080442
[4] /Goettinger-Menschenrechtsorganisation/!5056422
## AUTOREN
Reimar Paul
## TAGS
gesellschaft für bedrohte völker
Entwicklungszusammenarbeit
Menschenrechte
Nicaragua
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