# taz.de -- Konzertempfehlungen für Berlin: An den Grenzen des Hörens | |
> Der Monat startet in dieser Woche, wenn man so möchte, mit der MaerzMusik | |
> unter neuer Leitung. Konzerte mit Duft-DJ sind zu erwarten. Aber auch | |
> ohne. | |
Bild: Singt in vielen Zungen: Cottbusser Chor | |
Am Freitag (17. 3.) beginnt im Haus der Berliner Festspiele mit dem | |
Internet-Musiktheater „Hide to Show“ des Komponisten Michael Beil die | |
MaerzMusik, und das ist immer ein Grund zur Freude. Denn [1][das | |
Musikfestival nimmt unter seinesgleichen seit jeher einen besonderen Platz | |
ein], mischen sich darin doch unterschiedlichste Ansätze von, wie man | |
annäherungsweise sagen könnte, heutiger Musik. | |
Komposition, Improvisation und Performance gehören selbstverständlich dazu, | |
gern mit offenen Ansätzen. Dieses Jahr kann man zudem gespannt sein auf die | |
erste Ausgabe unter neuer künstlerischer Leitung: Kamila Metwaly, zuvor in | |
Berlin bei Savvy Contemporary aktiv und vergangenes Jahr schon leitende | |
Kuratorin des Festivals, hat ein Programm, grob gesagt, zwischen | |
Performance und den Grenzen des Hörens zusammengestellt. | |
Dazu zählen die „Deep Listening“-Pionierin Pauline Oliveros, der auch ein | |
Dokumentarfilm gewidmet ist, ebenso wie der bevorzugt stille Komponist und | |
Philosoph Jakob Ullman. Ihre Musik bildet den Schwerpunkt der Reihe | |
„Grenzraum Hören“. | |
Performances gibt es unter anderem von der Vokalistin, Bewegungskünstlerin | |
und Komponistin Elaine Mitchener (Sonntag, 19. 3.), und mit der Komponistin | |
Lucia Dlugoszewski (Freitag, 24. 3.) steht die (Wieder-)Entdeckung einer | |
Erfinderin neuer Instrumente wie des „Timbre-Klaviers“ an (17.-26. 3.). | |
In vielen Zungen singt dann am Sonnabend im KM28 der Cottbusser Chor, der | |
die „Vorahnungen“ des Cellisten und Echtzeitmusikers Nicholas Bussmann | |
aufführt. Genauer gesagt wird das siebenköpfige Vokalensemble, das 13 | |
verschiedene Sprachen im Angebot hat, auf Arabisch, Chinesisch, Russisch | |
und Rumänisch zu hören sein. Vom Komponisten Alex Mendizabal steht wiederum | |
das Werk „6 half basses“ an, das als „Solo für sechs Membranen in | |
rotierendem Verhältnis“ beschrieben ist. Im Laufe der Begebenheiten wird | |
vermutlich alles klar werden ([2][KM28], 18. 3., 20 Uhr). | |
Das Ausland hingegen stellt am selben Abend (18. 3., 20.30 Uhr) den Auftakt | |
der Reihe „[3][Fluid Form Club]“ vor. Die Sängerin und Geigerin Maarja Nuut | |
mischt in ihrer loopbasierten Musik estnische Folklore unter anderem mit | |
elektronischen Klängen zu einer Art minimalinvasivem Groove. | |
Einen etwas wilder ausgestatteten Groove zelebriert das ebenfalls | |
aufspielende Duo Witch ´n´ Monk, bestehend aus der Sängerin und Gitarristin | |
Heidi Heidelberg und Mauricio Velasierra, für Flöten und Elektronik | |
zuständig. Hinzu kommt mit Klara Ravat eine in Konzerten in der Regel nicht | |
übliche Beigabe. Sie betätigt sich als Duft-DJ. Mal was anderes. | |
Traditioneller im Sinne von „ohne olfaktorische Zugaben ist wieder das | |
Konzert am Mittwoch (22. 3., 20 Uhr) im Panda Theater, wo das Trio Drift | |
des Gitarristen Johannes Haage gastiert. Mit Matthias Pichler am Bass und | |
dem Schlagzeuger Joe Smith klassisch besetzt, ist der Name der Formation | |
gar nicht so falsch gewählt. | |
Weniger virtuose Raserei als vielmehr konzentriertes | |
Sich-von-den-Klängen-treiben-Lassen, um es etwas paradox zu formulieren. | |
Genau richtig für einen etwas intimeren Rahmen wie hier (Panda Theater, 22. | |
3., 20 Uhr, [4][Tickets gibt es hier]) | |
17 Mar 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://www.berlinerfestspiele.de/de/maerzmusik/start.html | |
[2] https://www.km28.de/ | |
[3] http://www.fluidformclub.net | |
[4] https://panda-platforma.berlin | |
## AUTOREN | |
Tim Caspar Boehme | |
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