# taz.de -- Fußballerinnen von Haiti bei WM: Verbrechen auf größerer Bühne | |
> Haitis Fußballerinnen qualifizieren sich erstmals für eine WM. Gegen die | |
> Strukturen sexueller Gewalt im Verband wird unterdessen fast nichts | |
> getan. | |
Bild: Haitis beste Spielerin Melchie Dumornay am Ball im WM-Quali-Spiel gegen S… | |
Viel mitbekommen hat man hierzulande nicht vom ersten Play-off-Turnier | |
einer Frauenweltmeisterschaft, wie die Fifa das Event anpries. Zum Glück | |
[1][war die Generalsekretärin Fatma Samoura in Neuseeland] und hat ihre | |
Eindrücke übermittelt. | |
„Ein toller Vorgeschmack“ auf die Weltmeisterschaft im Sommer, die dann in | |
Australien stattfindet, sei das Turnier gewesen. „Wirklich großartige | |
Ergebnisse“ hätten die Spiele hervorgebracht. „Einzigartig“ sei die | |
Atmosphäre gewesen. Samoura schwärmte von den Rhythmen und den Gesängen | |
„der vielen Fans aus Südamerika und auch aus Afrika“. | |
Genauere Details verrieten dann die Statistikbögen. Zum Finalspiel zwischen | |
Chile [2][und Haiti] kamen vergangenen Mittwoch 1.157 Zuschauer ins North | |
Harbour Stadium nahe Auckland. Vielleicht war das ein Grund, warum Samoura | |
noch einmal appellierte: „Wenn ihr Spaß erleben wollt, (…), dann holt euch | |
bald eure Tickets unter FIFA.com/Tickets.“ | |
## Eine 19-jährige Ausnahmespielerin | |
Bemerkenswert war die angesprochene Partie, bei der sich Haitis | |
Nationalteam sensationell erstmals für eine WM qualifizieren konnte, | |
fraglos. Schlüsselspielerin für den Außenseiter war die erst 19-jährige | |
Melchie Dumornay, die beim 2:1-Erfolg beide Treffer erzielte. | |
Welche Bedeutung sie für das Team hat, kann man auch daran ermessen, dass | |
sie im Januar erst einen Vertrag bei Olympique Lyon, dem erfolgreichsten | |
europäischen Klubteam, unterschrieb. Nach der WM wird sie nach Frankreich | |
umziehen. | |
Davor wird sie aber mit Haiti, das sich beim Turnier in Neuseeland mit | |
Panama und Portugal die letzten drei WM-Plätze ergatterte,. Mit Dumornay | |
und ihrem Team erwartet die Fans also laut Fifa viel Spaß. Was mit deren | |
WM-Qualifikation aber auch bis zum Sommer verstärkt Thema sein wird, unter | |
welch grausigen Bedingungen talentierte Fußballerinnen in Haiti litten und | |
was die Fifa damit zu tun hat. Yves Jean-Bart, der Präsident des | |
haitianischen Fußballverbandes, [3][wurde vom Weltverband 2020] lebenslang | |
gesperrt, weil er junge Spielerinnen zum Sex mit ihm gezwungen hatte. | |
Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) hat die Sperre nun Mitte Februar | |
aufgehoben, mit der Begründung, die Aussagen der Betroffenen seien | |
widersprüchlich, die Beweislage nicht eindeutig. Bemängelt wird jetzt das | |
fehlende Zeugenschutzprogramm. Aussagewillige Spielerinnen erzählten von | |
Morddrohungen. Human Rights Watch kritisiert die Fifa, sie habe es | |
verpasst, Strukturen zu schaffen, die eine sichere Meldung von Missbrauch | |
ermöglichen und Zeug*innen, Whistleblower, Betroffene, die Beweise liefern, | |
schützen. | |
26 Feb 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://www.fifa.com/de/tournaments/womens/womensworldcup/australia-new-zea… | |
[2] /Nach-Attentat-auf-Haitis-Praesidenten/!5916466 | |
[3] https://www.fifa.com/de/media-releases/rechtsprechende-kammer-der-unabhangi… | |
## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
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