# taz.de -- Sicherheitsreport 2023: Inflation und Krieg bereiten Sorgen | |
> Der Krieg in der Ukraine und die Inflation sind aktuell die bestimmenden | |
> Ängste, befindet ein Allensbach-Report. Die Coronapandemie wird weniger | |
> wichtig. | |
Bild: Inflation und Krieg treiben die Preise und stellen Deutschlands Energiesi… | |
BERLIN dpa | Der Krieg in der Ukraine und die Preissteigerungen machen der | |
deutschen Bevölkerung im Moment mehr zu schaffen als alles andere. Der | |
Klimawandel und die Sorge, dass die Energieversorgung nicht mehr gesichert | |
sein könnte, treibt zwar [1][laut einer Umfrage] auch noch etwas mehr als | |
jeden zweiten Menschen in Deutschland um. Die Inflation und der Krieg | |
beunruhigen demnach jedoch jeweils mehr als 80 Prozent der Bevölkerung im | |
Alter ab 16 Jahren. Jeweils 57 Prozent äußerten sich bei der Befragung im | |
Januar besorgt, dass der Unterschied zwischen Arm und Reich wachsen | |
beziehungsweise erneut ein großer Andrang von Flüchtlingen gen Europa | |
bevorstehen könnte. Wegen der Coronapandemie macht sich hingegen nur noch | |
eine Minderheit große Sorgen. | |
Die [2][Ergebnisse des „Sicherheitsreports 2023“], den das | |
Meinungsforschungsinstitut Allensbach am Dienstag in Berlin gemeinsam mit | |
dem Centrum für Strategie und Höhere Führung vorstellte, geben Aufschluss | |
über viele aktuelle Themen. So wird Russland von der deutschen Bevölkerung | |
inzwischen mit Abstand als größte Bedrohung für den Frieden in der Welt | |
wahrgenommen. Auf die Frage, von welchem Staat wohl in den kommenden Jahren | |
die größte Gefahr ausgehen werde, nannten 82 Prozent der Teilnehmer der | |
repräsentativen Umfrage Russland. 60 Prozent der Befragten entschieden sich | |
für China. Die Atommacht Nordkorea halten 52 Prozent der Bevölkerung für | |
eine sehr große Bedrohung. Die Befragten konnten aus einer Liste von 14 | |
Staaten mehrere Staaten auswählen sowie andere vorschlagen. | |
Vor Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine am 24. Februar 2022 war | |
die Wahrnehmung noch eine andere gewesen, wie ein Vergleich mit den | |
Ergebnissen früherer Befragungen zeigt. Im Jahr 2021 hatten lediglich 32 | |
Prozent der Bevölkerung ab 16 Jahren Russland als größte Bedrohung | |
wahrgenommen. Der Wert für China lag damals bei 46 Prozent. Nordkorea | |
beurteilte eine Mehrheit von 58 Prozent als sehr gefährlich. | |
Die Ergebnisse des „Sicherheitsreports“ zeigen, dass der Blick auf die | |
Großmächte auch mehr als drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung in Ost | |
und West noch sehr unterschiedlich ist. Während in Westdeutschland jeder | |
Zweite (50 Prozent) die USA für einen verlässlichen Bündnispartner hält, | |
geht das in den neuen Bundesländern nur etwas mehr als jedem Vierten so (26 | |
Prozent). Auch liegt der Wert der Ostdeutschen, die Russland als große | |
Gefahr für den Frieden wahrnehmen, im Osten mit 73 Prozent niedriger als im | |
Westen, wo 84 Prozent der Befragten diese Auffassung vertreten. | |
Auch die Bereitschaft, gemäß der Nato-Bündnisverpflichtung im Ernstfall zur | |
Verteidigung eines anderen Nato-Mitgliedsstaats beizutragen, ist im Osten | |
deutlich weniger ausgeprägt als im Westen. 48 Prozent der Deutschen im | |
Westen meinen, Deutschland sollte sich an einem solchen Militäreinsatz | |
beteiligen. Im Osten des Landes hielten das nur 30 Prozent der Befragten | |
für richtig. Bundesweit sprechen sich insgesamt 45 Prozent der Bevölkerung | |
dafür aus, dass Deutschland seiner Nato-Verpflichtung in einem solchen Fall | |
nachkommt. 35 Prozent der Befragten meinten, man solle sich besser | |
„heraushalten“. Jeder Fünfte war in dieser Frage unentschieden. | |
## Sorge vor Atomwaffen gesunken | |
In Artikel 5 des Nato-Bündnisvertrags ist geregelt, dass die Partner einen | |
bewaffneten Angriff gegen einen oder mehrere von ihnen als Angriff gegen | |
alle ansehen. Sie verpflichten sich, Beistand zu leisten. Konkret heißt es, | |
dass es dabei um die für sie als erforderlich erachteten Maßnahmen geht, um | |
die Sicherheit des nordatlantischen Gebiets wiederherzustellen und zu | |
erhalten – einschließlich Waffengewalt. | |
„Dass es unter den Deutschen kein klares Bekenntnis zu den | |
Bündnisverpflichtungen in der Nato gibt, ist erschreckend“, sagte der | |
Mitherausgeber der Studie, Klaus Schweinsberg vom Centrum für Strategie und | |
Höhere Führung. „Die Nato-Partner, vor allem im Osten, werden mit Sorge und | |
Unverständnis auf diese unsolidarische Haltung in der deutschen Bevölkerung | |
blicken und von der deutschen Politik hier ein klares Bekenntnis | |
einfordern.“ | |
Die Sorge, Russland könne seine mehr oder weniger direkt geäußerte Drohung | |
mit dem Einsatz von Atomwaffen in die Tat umsetzen, haben in Deutschland | |
inzwischen nicht mehr so viele Menschen wie noch vor einigen Monaten. Im | |
Januar hielt gut jeder Dritte (34 Prozent) dieses Risiko für „sehr hoch“ | |
oder „eher hoch“. Im vergangenen Oktober schätzten das noch deutlich mehr | |
Menschen (45 Prozent) so ein. | |
7 Feb 2023 | |
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[1] /Sorgen-der-Deutschen/!5829581 | |
[2] https://www.sicherheitsreport.net/sicherheitsreport-2023/ | |
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