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# taz.de -- Sorgen der Deutschen: Inflationsangst grassiert
> Am meisten fürchten sich die Deutschen derzeit vor Teuerungen. Auch
> Corona und die unberechenbare Weltlage machen Angst.
Bild: Weniger Früchte für 5 Euro: Marktszene in Hannover
Berlin taz | Alte Ängste der Deutschen kehren wieder zurück: 70 Prozent der
Bürger:innen sind beunruhigt über die hohe Inflationsrate. Der Anteil
der Menschen, die sich persönlich durch die Geldentwertung bedroht fühlen,
ist binnen eines Jahres von 32 auf jetzt 51 Prozent angestiegen. Dagegen
ist die Angst vor Arbeitslosigkeit zurückgegangen und liegt aktuell bei nur
noch 14 Prozent.
Die Zahlen gehen aus dem „[1][Sicherheitsreport 2022“] hervor, der von dem
Dienstleistungsunternehmen Centrum für Strategie und Höhere Führung in
Zusammenarbeit mit dem Institut für Demoskopie Allensbach seit 2011
jährlich erstellt wird. Die Befragung, durchgeführt im Januar 2022 mit rund
1.000 Teilnehmer:innen, ist laut Centrum repräsentativ für die deutsche
Bevölkerung ab 16 Jahren. In Deutschland lebende Menschen mit ausländischer
Staatsangehörigkeit wurden nicht berücksichtigt.
Auf der Angstliste stehen nach der Inflation an zweiter Stelle die
wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise, an dritter Stelle folgt die
Sorge, dass „die Lage in Europa und der Welt immer unberechenbarer wird“,
dies befürchten 62 Prozent der Befragten. Der Klimawandel landet mit 54
Prozent nur auf dem neunten Platz.
Im Sorgenkatalog ballten sich Probleme, die teilweise nur schwer zu steuern
seien, sagte Renate Köcher vom Institut für Demoskopie Allensbach am
Dienstag. Beim Thema Inflation gebe es für die Regierung „keinen Hebel, die
Inflation abzustellen“. Die Regierung könne nur überlegen, ob sie
vorübergehend Inflationsfolgen wie etwa die steigenden Energiekosten
abfedere. Preissteigerungen bei Energie und Lebensmitteln träfen besonders
die schwächeren Schichten.
## Russland wirkt bedrohlich
Die Sorge vor Teuerung bei Energie und Lebensmitteln trieb die Deutschen
immer wieder um. Aus einem Langzeitvergleich der ebenfalls jährlich
erscheinenden Studien über „die Ängste der Deutschen“ [2][von der
R+V-Versicherung] geht hervor, dass die Angst vor Teuerung auch zu Zeiten
der Finanzkrise 2008 sehr groß war.
In der Erhebung des Centrums für Strategie und des Allensbach-Instituts
wurde auch danach gefragt, von welchen Ländern in den nächsten Jahren die
größte Bedrohung für den Frieden in der Welt ausgehe. Dabei nimmt Russland
jetzt bei 66 Prozent der Befragten den Spitzenplatz ein, gefolgt von China.
Bei der Befragung im vergangenen Jahr sei der Wert für Russland nur halb so
hoch gewesen, sagte Klaus Schweinsberg vom Centrum für Strategie. Zuzeiten
der Trump-Ära wurden die USA als größte Bedrohung für den Weltfrieden
gesehen, jetzt glauben das nur noch 26 Prozent aller Befragten.
Dabei gebe es „bemerkenswerte Unterschiede“ zwischen West- und
Ostdeutschland, so Schweinsberg: Im Osten sehen nur 45 Prozent der
Befragten Russland, hingegen 40 Prozent die USA als größte Bedrohung.
## Kein Militäreinsatz gewünscht
Fast drei Viertel der Befragten halten das Militärbündnis Nato für wichtig,
deutsche Militäreinsätze im Ausland werden aber nicht von einer Mehrheit
befürwortet. Nur 44 Prozent der Befragten meinen, Deutschland solle sich an
einem Militäreinsatz zur Verteidigung beteiligen, wenn ein Nato-Mitglied
angegriffen werde.
Gut die Hälfte ist dafür, dass sich die Bundeswehr aus ihrem
Auslandseinsatz in Mali zurückzieht. Die Mehrheit hält die Bundeswehr
allerdings für wichtig. Im Inland sei die Bundeswehr durch ihre Amtshilfe
in der Coronapandemie und die Einsätze in der Flutkatastrophe wieder
sichtbarer geworden, sagte Schweinsberg.
Von den Bundesminister:innen genießt Karl Lauterbach (SPD) das größte
Vertrauen, 62 Prozent der Befragten glauben, dass er sein Amt gut ausfüllt.
1 Feb 2022
## LINKS
[1] https://www.sicherheitsreport.net/sicherheitsreport-2022/
[2] https://www.ruv.de/newsroom/themenspezial-die-aengste-der-deutschen/langzei…
## AUTOREN
Barbara Dribbusch
## TAGS
Inflation
Energiepreise
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Angst
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