# taz.de -- Russland und Ukraine verhandeln: Gefangenenaustausch erfolgreich | |
> Am Wochenende kommen Kriegsgefangene auf beiden Seiten frei. Für künftige | |
> Aktionen soll ein Korridor eingerichtet werden. | |
Bild: Ukrainische Gefangene am Samstag an einem nicht genannten Ort | |
KYJIW taz | Russland und die Ukraine haben am Wochenende erneut Gefangene | |
ausgetauscht. 116 ukrainische Kriegsgefangene und 63 russische Gefangene | |
sind seit Samstag wieder in Freiheit. Dies berichten die ukrainische | |
Präsidialadministration und das russische Verteidigungsministerium | |
übereinstimmend. Zu dem Gefangenenaustausch, so das russische | |
Verteidigungsministerium, sei es vor allem dank der Vermittlung der | |
Vereinigten Arabischen Emirate gekommen. Die ukrainische Seite dankte der | |
Türkei für ihre Bemühungen bei der Freilassung der Gefangenen. | |
„Wir sehen die aufrichtigen Bemühungen der türkischen Seite und von | |
Präsident Recep Tayyip Erdoğan persönlich sowie des Ombudsmanns Şeref | |
Malkoç, ein neues Format zu schaffen, das zur Lösung der humanitären | |
Probleme der ukrainischen Bürger beitragen wird“, zitiert die | |
Nachrichtenagentur ukrinform.ua den ukrainischen Menschenrechtsbeauftragten | |
Dmytro Lubinets. Lubinets hatte den Deal mit seinem türkischen Kollegen | |
Malkoç und seiner russischen Kollegin Tatjana Moskalkowa bei Begegnungen in | |
der Türkei in den vergangenen Wochen ausgehandelt. | |
Außerdem, so Lubinets, hätten sich in der Türkei Russland, die Ukraine und | |
die Türkei auf die Einrichtung eines Korridors zu | |
Gefangenenaustauschaktionen geeinigt. | |
Bei dem Gefangenenaustausch am Samstag wurden der Ukraine nach Angaben des | |
Präsidialamtes in Kyjiw auch die Leichen von zwei bei einem Hilfseinsatz | |
getöteten Briten übergeben. Die Männer im Alter von 28 und 48 Jahren hatten | |
demnach im Osten der Ukraine geholfen, Zivilisten aus Kampfgebieten | |
herauszuholen. | |
Insgesamt, so Präsident Wolodimir Selenski, seien seit dem 24. Februar | |
1.762 Personen aus russischer Kriegsgefangenschaft freigekommen. Aljonwa | |
Werbitska, Beauftragte für kämpfende UkrainerInnen, geht davon aus, dass | |
Russland aktuell zwischen 3.000 und 4.000 UkrainerInnen in | |
Kriegsgefangenschaft hält. Mindestens 15.000 UkrainerInnen würden vermisst, | |
zitiert das staatliche Portal suspilne.media Werbitska. Igor Klimenko, | |
amtierender ukrainischer Innenminister, klagt über den Gesundheitszustand | |
der freigelassenen ukrainischen Kämpfer. Dieser sei alles andere als | |
zufriedenstellend. | |
## Russland fordert Klarheit bei Korridoren | |
Vorwürfe werden aber auch an die ukrainische Seite gerichtet. Man habe von | |
Verwandten von ukrainischen Kriegsgefangenen erfahren, erklärt die | |
russische Menschenrechtsbeauftragte Tatjana Moskalkowa auf ihrem | |
Telegram-Kanal, dass man freigelassenen ukrainischen Soldaten bei ihrer | |
Rückkehr einen erneuten Fronteinsatz nahelege. Wer sich weigere, dem drohe | |
eine lange Freiheitsstrafe, so Moskalkowa. Aus diesem Grund würden Mütter | |
und Ehefrauen von ukrainischen Kriegsgefangenen sie bitten, ihren | |
angehörigen Männern die Möglichkeit zu geben, in Russland verbleiben zu | |
können. Derartige „Doppelstandards“, so Moskalkowa, seien eine Bremse bei | |
den Verhandlungen zum Gefangenenaustausch. | |
In der Folge könnten auch Dutzende „von unseren russischen Jungs“ nicht | |
nach Hause. Es sei nicht richtig, so Moskalkowa, ehemalige Kriegsgefangene | |
wieder „in die Zone von Kampfhandlungen zu schicken“, zitiert gazeta.ru | |
Moskalkowa. | |
Im Januar hatte der türkische Präsident Erdoğan die Idee des türkischen | |
Ombudsmanns Seref Malkoç, humanitäre Korridore einzurichten, um die | |
Verwundeten aus der Kampfzone in der Ukraine und anderen Regionen zu | |
bringen, unterstützt. Auch Erdoğans Sprecher, Ibrahim Kalın, habe angeregt, | |
einen humanitären Korridor „im Gebiet der russischen Militäroperation“ | |
einzurichten, so die russische gazeta.ru. | |
Nun müsse erst einmal Klarheit über den Begriff der humanitären Korridore | |
bestehen, erklärte die russische Menschenrechtsbeauftragte Moskalkowa. | |
Zudem müsse von der türkischen Seite eine Vorgehensweise hierzu vorgelegt | |
werden. | |
5 Feb 2023 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Clasen | |
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