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# taz.de -- Einwohnerzahl in Berlin: Die Stadt wächst wieder
> Laut dem Amt für Statistik lebten 3,85 Millionen Menschen in Berlin, gut
> 75.000 mehr als 2021. Der Zuwachs geht allein auf Zuzug aus dem Ausland
> zurück.
Bild: Geflüchtete aus der Ukraine machen einen großen Teil der Neu-Berliner*i…
Berlin taz | Berlin geht mit großen Schritten auf vier Millionen
Einwohner*innen zu. Ende Dezember lebten knapp 3,85 Millionen Menschen
in der Stadt, rund 75.000 oder 2 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor,
[1][wie das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg am Dienstag mitteilte].
Das ist die höchste Zahl [2][seit der Wiedervereinigung]. Tatsächlich
dürfte die Zahl der Menschen in Berlin noch etwas höher liegen.
Denn das Statistikamt greift für seine Berechnung auf die Meldedaten
zurück. Gezählt werden also jene Menschen, die offiziell ihren
Hauptwohnsitz in Berlin haben. „Daher liegen die Daten auch relativ schnell
vor“, erklärte Frank Gödicke vom Amt für Statistik auf taz-Nachfrage. Der
Zuwachs im vergangenen Jahr ergibt sich vor allem durch die Zuwanderung aus
dem Ausland: Mehr als die Hälfte der neu gemeldeten Einwohner*innen
hatte die ukrainische Staatsangehörigkeit; der größte Teil dieser 42.916
Menschen dürften also Kriegsflüchtlinge sein.
Diese Zahl wiederum liegt allerdings deutlich unter jener, mit der die
Landespolitik agiert, wenn sie von Geflüchteten aus der Ukraine spricht: In
der Regel geht man von 100.000 Menschen oder sogar mehr aus, die seit
Kriegsausbruch in Berlin untergekommen sind. „Diese 100.000 sind auch
deutlich realistischer“, sagte Sascha Langenbach, Sprecher des Landesamtes
für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF).
Wo diese Menschen untergekommen sind, etwa bei Freunden, Verwandten und
Bekannten oder durch Initiativen der Bezirke, sei dem LAF nicht bekannt;
entsprechend gebe es auch keine genauen Zahlen. In den Unterkünften des LAF
lebten lediglich rund 4.000 Menschen aus der Ukraine, so Langenbach weiter.
Seit 2022 sind Personen aus der Ukraine die zweitgrößte Gruppe von
Ausländer*innen in Berlin: Insgesamt sind 57.500 Ukrainer*innen hier
gemeldet. Die größte Gruppe sind Staatsangehörige aus der Türkei mit
101.300 Personen.
Und noch aus einem weiteren Grund dürfte Berlin noch etwas mehr
Einwohner*innen haben als die registrierten 3,85 Millionen. Schätzungen
zufolge leben mindestens mehrere tausend Menschen obdachlos auf der Straße.
Zudem leben, ebenfalls laut Schätzungen, mehrere zehntausend Menschen ohne
Papiere, sprich Geflüchtete ohne Aufenthaltserlaubnis, in der Stadt.
## Während der Pandemie stoppte der Zuzug
Berlin wächst seit Mitte der Nullerjahre wieder, nachdem zum
Jahrtausendwechsel die Einwohnerzahl sogar dezent sank. Bis 2009 lag dieses
Wachstum meist im mittleren vierstelligen Bereich, nahm dann aber bald an
Dynamik zu, sodass in den Zehnerjahren grob überschlagen pro Jahr gut
40.000 Menschen mehr nach Berlin als weg zogen. 2019 ging der Zuwachs
deutlich zurück – in den Pandemiejahren 2020 und 2021 lag er mit nur 467
und 5.500 sehr niedrig.
Der Sprung 2022 ist vor allem, aber nicht nur durch den Ukrainekrieg zu
erklären. Auch ohne Menschen aus jenem Land hätte es ein Plus von 32.400
Menschen gegeben, so das Amt für Statistik. Notwendig für das Wachstum ist
[3][aber Zuwanderung aus dem Ausland], denn die Zahl der Menschen mit
deutschem Pass in Berlin ging 2022 um rund 13.500 Menschen zurück.
Die zweitgrößte Gruppe von Zuwanderern aus dem Ausland stellen Menschen aus
Indien dar. 2022 ließen sich fast 7.800 von dort in Berlin nieder, nahezu
doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Drittgrößte Gruppe sind Personen aus
der Russischen Föderation mit einem Plus von 5.700 Menschen.
Besonders attraktiv für die Neuberliner*innen war der Bezirk Mitte, wo
mehr als 14.100 hinzogen; es folgen Pankow und Lichtenberg mit knapp über
beziehungsweise knapp unter 10.000 Neuanmeldungen. Ausgerechnet das als
Einwandererbezirk bekannte Neukölln verzeichnet mit nur knapp 4.100
Anmeldungen den niedrigsten Zuwachs. Alle Bezirke verloren
Einwohner*innen mit deutschem Pass, besonders groß war der Wegzug aus
Friedrichshain-Kreuzberg mit einem Minus von 3.100.
Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund, also mit einer
ausländischen Nationalität oder Herkunft, stieg in Berlin entsprechend um 2
Prozentpunkte auf 38,6 Prozent. In Mitte hatte mehr als die Hälfte der
Einwohner einen Migrationshintergrund, in Treptow-Köpenick lag ihr Anteil
bei 22,3 Prozent.
14 Feb 2023
## LINKS
[1] http://www.statistik-berlin-brandenburg.de/029-2023
[2] /Bevoelkerungsentwicklung-in-Berlin/!5434026
[3] /Bevoelkerungsentwicklung/!5186679
## AUTOREN
Bert Schulz
## TAGS
Bevölkerungsentwicklung
Geschichte Berlins
Statistik
Obdachlosigkeit
Bevölkerung
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