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# taz.de -- Präsidentschaftswahlen in Nigeria: Schlammschlacht auf Nigerianisch
> Einen Monat vor den Wahlen treibt der Wahlkampf bizarre Blüten. Der
> Dachverband der politischen Parteien fordert den Rückzug der beiden
> Spitzenreiter.
Bild: Wahlplakat von Bola Ahmed Tinubu während einer Wahlveranstaltung in Lago…
Abuja taz | Alle führenden Präsidentschaftskandidaten in Nigeria sollen aus
dem Rennen aussteigen – der Zeitpunkt dieser Appelle einen Monat vor den
Wahlen am 25. Februar ist verdächtig, aber die Schwere der Vorwürfe stellt
die Integrität derjenigen in Frage, die die größte schwarze Nation der Welt
führen wollen.
Die Anschuldigungen, mal tragisch und mal komisch, richten sich
gleichermaßen gegen Bola Tinubu von der Regierungspartei APC (All
Progressives Congress) wie gegen Atiku Abubakar von der zwar gespaltenen,
aber wichtigsten Oppositionspartei PDP (Peoples Democratic Party), und auch
gegen die große Überraschung dieses Wahlkampfes, [1][Peter Obi von der
kleinen LP] (Labour Party).
Die PDP verlangt die Festnahme Tinubus wegen Hochverrats: Ihm wird die
Bildung einer APC-Parteimiliz zur Last gelegt. Die sogenannte Jabagan Army
solle, so die Opposition, die Wahlen stören und Nigeria unregierbar machen.
Weitere PDP-Vorwürfe gegen Tinubu drehen sich um seine Erwähnung in einer
Affäre um ein Drogenmafia-Syndikat in Chicago in den USA während seiner
Regierungszeit als Gouverneur von Lagos zwischen 1999 und 2007.
Umgekehrt hat Michael Achimugu, der sich als ehemaliger Mitarbeiter des
PDP-Kandidaten Abubakar ausgibt, diesem vorgeworfen, während seiner Zeit
als Nigerias Vizepräsident von 1999 bis 2007 öffentliche Gelder über
Zweckgesellschaften (Special Purpose Vehicles – SPVs) abgezweigt zu haben.
Dies hat Abubakars Sprecher als Wahlkampfpropaganda zurückgewiesen. Doch
die APC will über Beweise verfügen.
## Antikorruptionsbehörden sollen Kandidaten prüfen
Inmitten dieser Schlammschacht hat der prominente Jurist Obunike Ohaegbu
Nigerias Antikorruptionsbehörden aufgefordert, alle Anschuldigungen
unabhängig zu untersuchen. Der Vorwurf, dass Tinubu in Drogenkriminalität
in den USA verwickelt sein soll, geht auf seine Zeit als Student in Chicago
in den 1970er Jahren zurück.
Schon mehrfach wurde ihm auch unterstellt, gefälschte akademische Titel zu
tragen – ein Vorwurf, der auch schon gegen Nigerias amtierenden Präsidenten
[2][Mohammadu Buhari] erhoben wurde. Es gibt sogar die Behauptung, der
70-jährige Bola Ahmed Adekunle Tinubu sei in Wirklichkeit der 85-jährige
Lamidi Amoda Sangodele.
Man könnte das alles als lächerlich abtun, aber die vielen Vorwürfe und
Gerüchte erregen so viel Aufsehen, dass nun der Dachverband von Nigerias
politischen Parteien CNPP (Conference of Nigeria Political Parties), in dem
sich die politischen Kräfte des Landes unter anderem über Verhaltensregeln
für den [3][Wahlkampf] verständigen, den Rückzug von Abubakar und von
Tinubu aus dem Rennen um die Präsidentschaft verlangt.
„Für die CNPP haben sowohl der APC als auch die PDP recht in ihren
jeweiligen Aufrufen, dass ihre jeweiligen Präsidentschaftskandidaten sich
zurückziehen sollten, damit es umfassende Untersuchungen geben kann“,
erklärte CNPP-Generalsekretär Willy Ezugwu.
Auch Peter Obi, der als lachender Dritter die beiden Altparteien ins
Abseits stellen will, wird von Vorwürfen überschattet. Dem 61-Jährigen
werden Amtsmissbrauch, Geldwäsche und Verantwortung für
Menschenrechtsverletzungen und Morde während seiner Zeit als PDP-Gouverneur
des südostnigerianischen Bundesstaates Anambra von 2006 bis 2014
vorgeworfen.
Beobachter sagen, Nigeria müsste seine Wahlgesetze verändern, damit
Präsidentschaftskandidaten vorab durchleuchtet werden, bevor sie
kandidieren dürfen. „Dies ist zwingend, denn wer die nationale Sicherheit
bedroht, sollte nicht von Parteien zur Wahl aufgestellt werden können“,
sagt Ezugwu.
25 Jan 2023
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## AUTOREN
Emeka Okonkwo
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