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# taz.de -- Fall Abdullohi Shamsiddin: Abschiebung vor dem Beweis
> Weil das Gericht ihm nicht glaubt, wird ein Flüchtling nach Tadschikistan
> zurückgezwungen. Ein DNA-Test, der seine Aussagen bestätigt, kommt zu
> spät.
Bild: Der Abschiebeflug hat abgehoben (Archivbild)
Bochum taz | Trotz drohender Folter hat am Mittwoch die Abschiebung des
nach Dortmund [1][geflohenen Tadschiken Abdullohi Shamsiddin] in sein
Ursprungsland begonnen. Der 32-Jährige sei in Düsseldorf in ein Flugzeug
gesetzt worden, dass kurz nach 11 Uhr in Richtung Istanbul gestartet sei,
sagten nicht nur Unterstützer:innen Shamsiddins der taz. Auch die
Stadt Dortmund, deren Ausländerbehörde die Abschiebung federführend
betrieben hatte, bestätigte dies: „Die laufende Abschiebemaßnahme“ werde
„durch drei Bundespolizisten begleitet“.
Von Istanbul aus solle Shamsiddin am Abend weiter in Richtung der
tadschikischen Hauptstadt Duschanbe transportiert werden, erklärte die
Dortmunder Fotografin Cornelia Suhan, Kopf eines
Unterstützer:innen-Netzwerks.
Und dort drohen Shamsiddin jahrzehntelange Haft und Folter. Denn er ist
nicht nur Mitglied der ehemals größten Oppositionspartei IRPT, die vom
Regime des autokratischen Präsidenten Emomalij Rahmon 2015 verboten wurde.
Auch erwartet ihn Sippenhaft: Sein Vater Shamsiddin Saidov, der als
anerkannter Flüchtling in Aachen lebt, gilt als hochrangiger Kader der
nichtextremen „Islamischen Partei der Wiedergeburt Tadschikistans“.
[2][Deren Funktionäre wurden im Staatsfernsehen] nicht nur mit deutlichen
Spuren von Misshandlungen vorgeführt. Ihnen droht auch jahrzehntelange
Haft.
Trotzdem hat am 6. Januar ein Einzelrichter des Verwaltungsgerichts
Gelsenkirchen Shamsiddins [3][dritten Asylantrag abgelehnt]. Begründet
wurde dies nicht nur mit einer falschen Identität, mit der Shamsiddin –
nach eigenen Angaben aus Furcht vor Verfolgung durch das tadschikische
Regime auch in Deutschland – bis 2022 in Dortmund gelebt hat. Das Gericht
bezweifelte zudem, dass er überhaupt der Sohn des als Flüchtling
anerkannten oppositionellen IRPT-Kaders Shamsiddin Saidov ist.
## „Nicht fair und rechtsstaatlich problematisch“
Ein DNA-Test, der dies beweist, wurde von den Behörden nicht abgewartet.
Besonders bitter: Das Ergebnis erreichte die Unterstützer:innen am
Mittwochmittag. Zwar ergab die Laboruntersuchung „eine
Vaterschaftswahrscheinlichkeit größer als 99,9999 Prozent“ – doch Abdullo…
Shamsiddin saß da schon eine Stunde im Abschiebeflieger.
„Das Ergebnis des DNA-Tests hätte auf jeden Fall abgewartet werden müssen�…
kritisiert deshalb nicht nur Sebastian Rose vom Abschiebungsreporting NRW:
Das dritte, in nur 48 Stunden abgeschlossene Asylverfahren sei „nicht fair
und rechtsstaatlich problematisch“ abgelaufen. „Das Gericht muss die
laufende Abschiebung sofort stoppen“, forderte auch die Unterstützerin
Cornelia Suhan am Mittwochnachmittag.
„Abdullohi muss sofort eine neue, faire Chance bekommen“, sagte sie. Bis
zur Landung des Abschiebeflugs in Tadschikistans Hauptstadt Duschanbe, bis
zur Übergabe Shamsiddins in die Hände des Folter-Regimes blieben da noch 10
Stunden Zeit.
18 Jan 2023
## LINKS
[1] /Drohende-Abschiebung-nach-Tadschikistan/!5897410
[2] https://www.spiegel.de/politik/ausland/tadschikistan-is-anschlag-auf-touris…
[3] /Fall-des-Tadschiken-Abdullohi-Shamsiddin/!5905161
## AUTOREN
Andreas Wyputta
## TAGS
Schwerpunkt Flucht
Abschiebung
Tadschikistan
Folter
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Abschiebung
Kirgistan
Tadschikistan
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