| # taz.de -- Anlauf für Weiterbildungsgesetz: Heil setzt auf bezahlte Auszeit | |
| > Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will ein Jahr berufliche | |
| > Weiterbildung möglich machen – und zwar bezahlt. Kritik kommt aus den | |
| > Unternehmen. | |
| Bild: Laut Arbeitsminister Heil soll Deutschland zur „Weiterbildungsrepublik�… | |
| Berlin taz/dpa | Das von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) | |
| [1][angekündigte Weiterbildungsgesetz] ruft gemischte Reaktionen in der | |
| Wirtschaft hervor. Sowohl die Deutsche Industrie- und Handelskammer (IHK) | |
| als auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sehen Nachbesserungsbedarf. | |
| Am Montag hatte Heil angekündigt, ein bezahltes Weiterbildungsjahr | |
| einzuführen. | |
| Deutschland müsse „Weiterbildungsrepublik“ werden, sagte Heil. Mit | |
| [2][einer Bildungs(teil)zeit s]ollen Beschäftigten finanzielle | |
| Unterstützung für arbeitsmarktbezogene Weiterbildungen erhalten. Damit | |
| könnten etwa Berufsabschlüsse nachgeholt werden. Vorbild für die Pläne des | |
| Arbeitsministers ist Österreich. Dort können Beschäftigte für ein Jahr eine | |
| berufliche Auszeit für eine Aus- oder Weiterbildung nehmen – oder eine | |
| sogenannte Bildungsteilzeit für bis zu zwei Jahre. | |
| Damit müssen sich Arbeitnehmer*innen für eine Weiterbildung nicht | |
| gänzlich freistellen lassen. Die Höhe des Weiterbildungsgelds entspricht in | |
| Österreich der Höhe des Arbeitslosengelds. Ähnliches plant Heil nun für | |
| Deutschland. Die Bundesagentur für Arbeit soll die Weiterbildung | |
| finanzieren. Arbeitnehmer*innen, die sich weiterbilden wollen, sollen für | |
| maximal ein Weiterbildungsjahr Unterhalt in Höhe des Arbeitslosengelds I | |
| erhalten – also 60 Prozent des Nettoeinkommens für Alleinstehende, 67 | |
| Prozent für Menschen mit Kind. | |
| Auch eine Bildungsteilzeit will Heil ermöglichen. Für die Weiterbildung und | |
| weitere Maßnahmen, die Heils Gesetz enthält, soll die Bundesagentur für | |
| Arbeit bis 2026 jährlich rund 771 Millionen Euro bereitstellen. 190 | |
| Millionen Euro sollen jährlich aus dem Bundeshaushalt dazukommen. In | |
| Österreich bezogen laut einem Bericht von dessen Arbeitsministerium 2021 im | |
| Jahresdurchschnitt 13.900 Menschen Weiterbildungsgeld, 286 Millionen Euro | |
| gab Österreich dafür aus. | |
| ## Firmen vermuten Probleme bei der Freistellung | |
| Demnach wurde das Weiterbildungsgeld häufiger von Frauen als Männern | |
| genutzt, viele waren gut qualifiziert und mehrheitlich zwischen 25 und 44 | |
| Jahre alt. Kritik an Heils Plänen kommt von der IHK. Diese begrüßt zwar, | |
| dass die Weiterbildung Beschäftigter vereinfacht werden solle. Jedoch | |
| hätten Betriebe oft eine dünne Personaldecke. Es müsse sich erst zeigen, ob | |
| Mitarbeitende „in nennenswertem Umfang“ freigestellt werden könnten. | |
| DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel bemängelt, dass die Arbeitnehmer*innen | |
| den Plänen zufolge keinen Anspruch auf Freistellung haben werden. „Die | |
| vorgesehene Dauer der Bildungszeit und Bildungsteilzeit ist leider zu kurz, | |
| um berufliche Umstiege und Neuorientierungen tatsächlich möglich zu | |
| machen“, sagt Piel. Zudem brauche es einen Mindestbetrag für | |
| Geringverdiener. Trotzdem sagte Piel: „Arbeitsminister Heil setzt mit | |
| seinem Gesetzentwurf wichtige Akzente.“ | |
| Einer [3][dieser Akzente ist eine Ausbildungsgarantie], die das Gesetz auch | |
| enthalten soll. Jeder junge Mensch solle die Chance auf eine Ausbildung | |
| haben, sagte Heil. „Dafür fördern wir etwa die Mobilität und | |
| Berufsorientierung von jungen Menschen.“ So sollen etwa für | |
| Praktikant*innen, die sich beruflich orientieren wollen, Unterkunfts- und | |
| Mobilitätskosten übernommen werden. Laut Arbeitsministerium soll das Gesetz | |
| in den kommenden Wochen ins Kabinett kommen und noch dieses Jahr im | |
| Bundestag verabschiedet werden. Dann könnten Teile des Gesetzes auch schon | |
| dieses Jahr in Kraft treten. | |
| 17 Jan 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Oskar Paul | |
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