# taz.de -- Geflüchtete im Mittelmeer: Rettungsschiff darf ansteuern | |
> Einem Rettungsschiff mit 85 Flüchtlingen ist in Italien ein sicherer | |
> Hafen zugewiesen worden. Eine weitere Rettungsaktion wurde nicht erlaubt. | |
Bild: Die „Geo Barents“ im Hafen von Salerno am 11. Dezember 2022 | |
Frankfurt a.M./Athen epd/dpa | Die Besatzung des Rettungsschiffs „Geo | |
Barents“ bringt 85 Flüchtlinge nach Italien. Nach zwei Einsätzen im | |
zentralen Mittelmeer sei ihnen der Hafen von Tarent zugewiesen worden, | |
teilte die Organisation Ärzte ohne Grenzen, die das Schiff betreibt, am | |
Montag mit. Für eine dritte Rettung gaben die Behörden keine Erlaubnis. | |
Die Notruf-Organisation Alarm Phone hatte die Crew auf ein Boot in Seenot | |
aufmerksam gemacht. Der Notfall habe den italienischen Zuständigen zufolge | |
von Libyen übernommen werden sollen. Libyen ist für Geflüchtete kein | |
sicheres Land, ihnen drohen dort Not, Gewalt, Zwangsarbeit und | |
Internierung. | |
Laut Ärzte ohne Grenzen rettete die „Geo Barents“-Crew auf Bitten der | |
italienischen Behörden in der Nacht auf Montag 41 Menschen, die nach dem | |
Kentern ihres Bootes bereits im Wasser waren. Danach übernahm die Besatzung | |
weitere 44 Menschen von einem Handelsschiff, ebenfalls auf italienische | |
Anweisung. Die Fahrt nach Tarent werde etwa zwei Tage dauern. | |
[1][Die neue italienische Regierung weist den Rettungsschiffen oftmals | |
bereits nach dem ersten Einsatz weit entferne Häfen zu]. Die Organisationen | |
gehen davon aus, dass die Schiffe damit so lange wie möglich von der | |
Rettungszone im zentralen Mittelmeer ferngehalten werden sollen. [2][Die | |
„Ocean Viking“ der Organisation SOS Méditerranée] musste zuletzt nach ein… | |
Rettungseinsatz mit 113 Geflüchteten an Bord knapp vier Tage lang zum | |
norditalienischen Hafen von Ravenna fahren. | |
Es gibt keine staatlich organisierte Seenotrettung im Mittelmeer. Lediglich | |
private Organisationen halten Ausschau nach in Not geratenen Flüchtlingen. | |
Auf der gefährlichen Fluchtroute kamen im vergangenen Jahr laut der | |
Internationalen Organisation für Migration mehr als 2.000 Menschen ums | |
Leben oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. | |
## Tödlicher Unfall mit Migranten in Griechenland | |
Migranten versuchen mit Hilfe von Schleusern nach Mittel- und Westeuropa | |
oder Italien zu gelangen, ohne sich in Griechenland registrieren zu lassen. | |
Die Schleuserbanden kassieren nach Aussagen der Migranten bis zu 7.000 Euro | |
für solche Fahrten aus der Türkei durch Griechenland nach Westeuropa. Es | |
ist unklar, wie viele Migranten über diese Route nach Westeuropa gelangen. | |
Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) registrierte 2022 rund 5.800 Menschen, | |
die auf dem Landweg aus der Türkei nach Griechenland kamen. | |
Im Nordosten Griechenlands ist bei einem Unfall mit einem voll besetzten | |
Minibus ein Migrant ums Leben gekommen. Weitere drei Geflüchtete seien | |
schwer verletzt worden, berichtete der staatliche griechische Rundfunk | |
unter Berufung auf die Polizei am Montag. Demnach überschlug sich aus noch | |
ungeklärten Gründen ein mit Migranten besetzter Minibus. Vom Fahrer, einem | |
mutmaßlichen Schleuser, fehle jede Spur, hieß es weiter. Zwölf Migranten | |
seien unverletzt geblieben. | |
Das Fahrzeug sei auf dem Weg von der türkisch-griechischen Grenzregion nach | |
Westgriechenland gewesen, hieß es aus Polizeikreisen. Schleuser versuchen | |
immer wieder mit Minibussen, Pkws oder in Hohlräumen von Lastwagen | |
Migranten aus der Region des griechisch-türkischen Grenzflusses Evros nach | |
Westgriechenland zu bringen. Dabei kommt es immer wieder zu tödlichen | |
Unfällen. Aus Kreisen der Verkehrspolizei heißt es, das liege auch daran, | |
dass die Schleuserbanden in der Regel unerfahrene minderjährige Fahrer | |
einsetzten. Diesen drohten im Falle einer Festnahme mildere Strafen. | |
2 Jan 2023 | |
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