# taz.de -- Käthe-Kollwitz-Museum in Berlin: Eine Bronze zieht um | |
> Die massive Bronzeplastik von Käthe Kollwitz ist das letzte | |
> Ausstellungsstück am alten Standort. Nun zieht sie um – und wird in vier | |
> Teile zerlegt. | |
Bild: Unbeeindruckt oder traurig? Die Kollwitz-Plastik wurde am Donnerstag abtr… | |
BERLIN taz | Da sitzt sie nun im leeren Dachgeschoss – unbeeindruckt, | |
vielleicht sogar ein wenig traurig. Den Zeichenstift und ihre Mappe fest in | |
den Händen. Ob sie ahnt, was ihr gleich blüht? | |
Die Käthe-Kollwitz-Bronze, die seit der Eröffnung 1986 im Museum in der | |
Fasanenstraße thronte, wird als [1][letztes verbleibendes Stück der | |
Ausstellung am Donnerstag auseinandergenommen] und in die Werkstatt | |
abtransportiert, bis sie am neuen Standort vor dem Schloss Charlottenburg | |
ihren Platz findet. „Sie hat streng über die Ausstellung gewacht“, sagt | |
Museumsdirektorin Josephine Gabler. | |
Die zwei Meter hohe Bronzeplastik ist ein Zweitguss von Gustav Seitz und | |
war ein Geschenk seiner Witwe. Sie zeigt die sitzende Käthe Kollwitz in | |
einem langen Gewand. In der rechten Hand hält sie einen Zeichenstift, in | |
der linken ein Zeichenbuch. Ähnlich wie ihr Zwilling am Kollwitzplatz steht | |
sie bald nicht mehr drinnen, sondern draußen vor dem Schloss. | |
Und während die so streng dreinblickende Käthe da also sitzt und auf ihr | |
Schicksal wartet, legen die Fachmänner der Firma Noack ihr Werkzeug um sie, | |
bereiten alles gründlich vor, ziehen ihre Kittel, Handschuhe und | |
Schutzmasken an – ein bisschen wie bei einer OP. Nur mit einer Handsäge | |
statt eines Skalpells. | |
## Die Einzelteile werden mit dem Kran abgeholt | |
Mit weißem Klebeband wird markiert, wo sie zerteilt wird. Einmal rings um | |
ihren Oberkörper. Als Nächstes folgt die Schlinge um ihren Hals, die an | |
einem Gestell befestigt wird. Unter den kritischen Augen der | |
Museumsleiterin folgt dann der erste Schnitt. „Mir ist schlecht, die | |
Vorstellung, Kunst zu zerschneiden, ist ganz schrecklich“, sagt sie nervös. | |
Stück für Stück arbeiten sich die Männer vor, bis Käthes Oberkörper dann … | |
mit dem Kopf in der Schlinge und von ihrem Unterkörper getrennt – in der | |
Luft baumelt. Ist sie erst einmal auf einem Rollbrett abgestellt, kommt ihr | |
Unterkörper dran. Käthe schaut mit traurigem Blick nun vom Boden aus dabei | |
zu, wie ihr Rest in drei Teile zersägt wird. | |
Aber das große Highlight steht noch bevor: Die Einzelteile werden mit einem | |
Kran vom Dachgeschoss nach unten befördert. Käthes Kopf kommt also erneut | |
in die Schlinge und schwingt nach unten. Ob Käthe Kollwitz wohl gedacht | |
hätte, dass der Transport ihrer Bronzeplastik so viel Aufsehen erregt und | |
sie begleitet von Journalist:innen und Fotograf:innen durch die | |
Lüfte fliegt? | |
Alle Teile werden behutsam in einen Lastwagen verfrachtet, mit Gurten | |
gesichert und eingepackt. Dann geht die Reise weiter. Erst mal in die | |
Werkstatt, wo sie wieder zusammengeschweißt wird. Und sobald die | |
[2][Sanierungsarbeiten am Schloss Charlottenburg abgeschlossen] sind, | |
thront sie vor ihrer neuen Residenz und begrüßt die Besucher:innen. | |
Auf bald, Käthe. | |
13 Jan 2023 | |
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[1] /Kaethe-Kollwitz-Museum-in-Berlin/!5429769 | |
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## AUTOREN | |
Laura Mielke | |
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