| # taz.de -- Preußischer Militärtheoretiker: Das Wesen des Kriegs | |
| > Carl von Clausewitz' Überlegungen zum Krieg erleben aktuell ein Comeback | |
| > – beim Bundeskanzler, in der CDU, aber auch bei Managern. | |
| Burg taz | Am 20. Oktober war es so weit. „Der ganze Krieg setzt | |
| menschliche Schwäche voraus und gegen diese ist er gerichtet“, [1][ruft | |
| Olaf Scholz vom Rednerpult des Bundestages], greift Wladimir Putin an und | |
| zitiert dabei Clausewitz. Oppositionsführer Friedrich Merz von der CDU | |
| fährt dem Kanzler und dessen Zögerlichkeit in die Parade und kontert, | |
| ebenfalls mit Clausewitz: „Das Wissen muss ein Können werden!“ Heiterkeit | |
| bei der Union, vermerkt das Protokoll. | |
| Was dort nicht notiert ist: [2][Carl von Clausewitz], Verfasser der wohl | |
| bekanntesten Schrift über die [3][Theorie des Krieges], hat im Bundestag | |
| Einzug gehalten. Als Rolf-Reiner Zube davon erzählt, huscht ein Lächeln | |
| über sein Gesicht. Die Zitate, die Merz und Scholz bemühen, stammen aus | |
| Clausewitz’ Hauptwerk „Vom Kriege“. Kenner wie Zube könnten jetzt die | |
| Stellen belegen. Aber wer will das so genau wissen? „Clausewitz – viel | |
| zitiert, wenig gelesen“, seufzt Zube. Und neben ihm Bernd Domsgen ergänzt: | |
| „Der Merz hat den Satz doch in einem Management-Seminar aufgeschnappt.“ | |
| Es wirkt beschlagen, seine Rede in Krisenzeiten mit Clausewitz zu würzen. | |
| „Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“, ist die | |
| bekannteste Zutat, gefolgt vom „Nebel des Krieges“, jener metaphorischen | |
| Wetterlage, die alle gesicherte Erkenntnis zunichte macht. | |
| Überhaupt findet sich seit dem russischen Angriff auf die Ukraine viel | |
| Clausewitz in Posts und Zeitungsspalten. Auf dem Buchmarkt schlägt sich | |
| Clausewitz, ob gelesen oder nicht, ebenfalls achtbar. „Vom Kriege“ findet | |
| sich im Amazon-Ranking zwischen Sönke Neitzel und Herfried Münkler. | |
| Dieses Interesse freut Rolf-Reiner Zube und Bernd Domsgen. Zube ist | |
| ehrenamtlicher Leiter der [4][Clausewitz-Erinnerungsstätte in Burg] bei | |
| Magdeburg, Domsgen Vorsitzender der [5][Forschungsgemeinschaft Clausewitz]. | |
| Burg, Kreisstadt im nördlichen Sachsen-Anhalt, ist so etwas wie die | |
| Clausewitz-Kapitale. Hier wurde der spätere preußische General 1780 | |
| geboren, hier liegt er begraben, allerdings erst seit 1971 und mit | |
| Unterstützung der SED-Spitze. | |
| Zube und Domsgen stehen an einem Novembermorgen in der Schulstraße 12 in | |
| Burg. Auf diesem Grundstück wurde Carl von Clausewitz, Sohn eines | |
| Steuereinnehmers und ehemaligen preußischen Offiziers, geboren. „Am 1. Juli | |
| 1780, nicht am 1. Juni“, sagt Domsgen. Im Westen Deutschlands würde das | |
| Datum im Juni immer noch kolportiert. „Längst widerlegt“, brummt Domsgen. | |
| Der Vater habe Clausewitz im zwölften Lebensjahr um einen Monat älter | |
| gemacht, um den Jungen beim Militär unterzubringen. „Er wollte ihn | |
| loswerden.“ Carl war der vierte Sohn. | |
| ## „Der Krieg ist also ein Akt der Gewalt, um den Gegner zur Erfüllung | |
| unseres Willens zu zwingen.“ (Clausewitz) | |
| Im Jahr 2000 wurde das Haus in Burg eröffnet, das gleichzeitig Museum, | |
| Veranstaltungsort und Mekka vieler Clausewitz-Verehrer ist. „Aus aller | |
| Welt“, betont Rolf-Reiner Zube. Im Gästebuch finden sich Dankesworte | |
| US-amerikanischer Offiziere, von Besuchern aus Kanada, Frankreich und | |
| China, die japanische Clausewitz-Gesellschaft hat sich ebenso verewigt wie | |
| die Panzerpionierkompanie aus Stetten. | |
| Clausewitz gilt neben dem Chinesen Sunzi aus dem 6. Jhd. v. Chr. als der | |
| bedeutendste Theoretiker dessen, [6][was Krieg ist]. Doch Clausewitz hat | |
| keine Strategien darüber verfasst, wie man Territorien erobert. Es geht | |
| vielmehr um das Wesen dessen, was Armeen und Staaten einander antun, wenn | |
| sie Krieg führen. | |
| Was passiert, wenn zivile Regeln fallen? Wenn Hass das Handeln beherrscht? | |
| Wenn Dauerregen alle Ordnung auflöst? „Vom Kriege“ ist eine Art | |
| philosophische Betrachtung des Krieges, kein Handbuch für den Sieg. Darin | |
| heißt es etwa: „Der Krieg ist mehr für den Verteidiger als für den Eroberer | |
| da, denn der Einbruch hat erst die Verteidigung herbeigeführt und mit ihr | |
| erst den Krieg. Der Eroberer ist immer friedliebend (…), er zöge ganz gern | |
| ruhig in unseren Staat ein.“ | |
| Viele von Clausewitz’ Beobachtungen seien zeitlos, sagt Zube. Längst holen | |
| sich auch Manager Rat ein. Es gehe um Zufall und Wahrscheinlichkeiten, um | |
| Unübersichtlichkeit, um den Zusammenbruch aller Planung, wenn Konflikte | |
| eskalieren und darum, unter Druck und ohne ausreichende Informationen | |
| Entscheidungen zu treffen. | |
| Verwaltungen, Planungsstäbe und Konzernvorstände seien 2022 bei Clausewitz | |
| fündig geworden. Clausewitz nannte es „Seelenstärke“: Das, was in | |
| Bedrängnis vonnöten sei. Heute könnte man das Entschlusskraft nennen, oder | |
| Geistesgegenwart. Clausewitz war somit auch ein Analytiker menschlichen | |
| Verhaltens. | |
| Ohne seine Frau Marie, eine geborene Gräfin von Brühl, wäre das Werk | |
| vermutlich nie erschienen. Clausewitz, im November 1831 an Cholera | |
| gestorben, hinterließ ein unveröffentlichtes Manuskript. Zwischen 1832 und | |
| 1834 erschien in Berlin „Vom Kriege“ in einer Auflage von 1.500 Exemplaren | |
| als „Hinterlassenes Werk“ mit einem Vorwort der Ehefrau und Herausgeberin | |
| Marie von Clausewitz, die sich darin selbst als „teilnehmende Begleiterin“ | |
| verstand. | |
| Es sei 1810 eine Liebesheirat gewesen, sagt Zube. Die beiden mussten sich | |
| gegen Widerstände durchsetzen. Seit 2016 gibt es eine Biografie über Marie | |
| von Clausewitz, erschienen bei der Oxford University Press: „Marie von | |
| Clausewitz. The Woman Behind the Making of ‚On War‘“. Autorin Vanya E. | |
| Bellinger stammt aus Bulgarien. Sie hat im Geheimen Staatsarchiv in Berlin | |
| erstmals die Briefe der Eheleute Clausewitz ausgewertet und wurde 2022 am | |
| King’s College in London promoviert. | |
| Natürlich ist auch sie Mitglied der Burger Forschungsgemeinschaft. Seit | |
| Herbst 2022 lehrt sie am Naval War College, der Akademie der US-Navy in | |
| Newport, Rhode Island. Die „Clausewitz-Schule“ schlechthin in den USA, | |
| betont Bernd Domsgen. Leider gebe es die Biografie nicht in deutscher | |
| Übersetzung. | |
| Auf dem hiesigen Buchmarkt ist „Clausewitz verstehen. Wirken, Werk und | |
| Wirkung“ vom Militärhistoriker Christian Th. Müller die neueste, profunde | |
| Publikation. Müller konstatiert in dem 2021 erschienen Buch, dass sich die | |
| Bundeswehr zwar mit Clausewitz schmücke, seine Lehre aber weitgehend | |
| ignoriere und sich an heutigen Theoretikern orientiere, etwa Martin van | |
| Creveld und John Keegan, die Clausewitz für obsolet halten. Bei Müller, | |
| außerplanmäßiger Professor an der Universität Potsdam, können sich | |
| Studentinnen und Studenten bei „War and Conflict Studies“ in die Lektüre | |
| von „Vom Kriege“ vertiefen. Der Zustrom, sagt Müller, halte sich in | |
| Grenzen. | |
| Zube und Domsgen haben inzwischen im Clausewitz-Café Platz genommen. Zuvor | |
| gab es einen Abstecher in die Clausewitz-Kaserne. Dort erhebt sich eine | |
| bronzene Clausewitz-Büste – also weitab vom Zentrum. Das Missfallen über | |
| diese marginale Platzierung ist bei Domsgen herauszuhören, gab es doch zur | |
| DDR-Zeit schon einmal ein Clausewitz-Relief, und zwar mitten in der Stadt. | |
| Das Clausewitz-Café ist kaum mehr als eine Nische. Doch der hintere, | |
| gemütliche Teil ist ein wahres Clausewitz-Kabinett mit Porträts des | |
| Militärtheoretikers, engsten Freunden wie Scharnhorst und Gneisenau und | |
| Memorabilien, etwa einem Brief Clausewitz’ an seine Frau voll warmer Worte | |
| über Burg: „Meine Vater-Stadt Burg hat mich diesmal besonders gerührt. Sie | |
| sieht viel stattlicher aus, und es war gerade Kirchgang, was mir die | |
| Sonntage meiner Kindheit in Erinnerung brachte.“ Clausewitz blickt mit | |
| vollem Haar, rotem Stehkragen und acht Orden aus einem Bild, als wolle er | |
| die Burger für sich gewinnen. | |
| Dabei ist Clausewitz allgegenwärtig. Die Kaserne und das Café tragen seinen | |
| Namen, eine Sekundarschule und ein Hotel ebenfalls, es gibt die Grabstätte | |
| und die Erinnerungsstätte, eine Clausewitz-Figur, geschnitten aus Stahl, | |
| außerdem die Forschungsgemeinschaft und einen Clausewitz-Freundeskreis. | |
| Nicht zu vergessen den Clausewitz-Preis der Stadt Burg. Doch der Kreis der | |
| Enthusiasten bleibt in der Stadt mit 22.000 Einwohnern überschaubar. | |
| „Clausewitz etwas breiter in die Bevölkerung zu bringen“, so benennt Zube | |
| den Auftrag. Die Zurückhaltung hat auch mit der Clausewitz-Rezeption zu | |
| tun. Die Namen vieler deutscher Verehrer sind kontaminiert oder verdächtig: | |
| Die Generalfeldmarschälle Helmuth von Moltke, Alfred von Schlieffen, Paul | |
| von Hindenburg. Goebbels sei an Clausewitz-Briefen interessiert gewesen, | |
| erzählt Zube. Und auch die „Klassiker“ des Marxismus-Leninismus machen die | |
| Sache nicht leichter. Marx, Engels und Lenin haben „Vom Kriege“ gelesen. | |
| Engels hielt Clausewitz für „einen Stern erster Größe“, Lenin sah in ihm | |
| einen „der berühmtesten Schriftsteller über die Philosophie des Krieges“. | |
| Und dann ist da noch die DDR. Den Genossen der SED kam entgegen, dass | |
| Clausewitz im Frühjahr 1812, enttäuscht vom preußischen König und dessen | |
| Bündnis mit Frankreich, den Abschied nimmt, zur russischen Armee übertritt | |
| und gegen Napoleon kämpft, der mit seiner Grande Armée und preußischen | |
| Hilfstruppen in Russland eingefallen ist. Ende 1812 ist Clausewitz als | |
| russischer Unterhändler an der Konvention von Tauroggen beteiligt, einem | |
| Waffenstillstand, mit dem Preußen die französische Gefolgschaft kündigt und | |
| fortan an der Seite Russlands kämpft. | |
| Die SED musste die historische Vorlage nur aufgreifen. „Das Eintreten Carl | |
| von Clausewitz’ für den Kampf um eine gerechte Sache an der Seite des | |
| russischen Volkes ist heute eine der historischen Traditionen der | |
| Waffenbrüderschaft, die unsere Nationale Volksarmee und die ruhmreiche | |
| Sowjetarmee eng verbinden“, lobte 1980 der stellvertretende | |
| DDR-Verteidigungsminister in Burg anlässlich des zweihundertsten | |
| Clausewitz-Geburtstags. | |
| Da hatte die SED den „großen Patrioten“ schon heimgeholt. Als 1971 in | |
| Wroclaw ein Friedhof planiert werden sollte, kontaktierten die polnischen | |
| Genossen Ost-Berlin. Polen hatte wenig Interesse an einem deutschen | |
| General, der in Wroclaw mit seiner Frau begraben lag. Prompt ließ der | |
| DDR-Ministerrat die Gebeine holen. Am 19. November 1971, drei Tage nach | |
| seinem 140. Todestag, wird Clausewitz mit seiner Frau auf dem Burger | |
| Ostfriedhof beigesetzt, mit DDR-Fahne und Ehrenwache. | |
| ## „Die meisten Nachrichten sind falsch, und die Furchtsamkeit derMenschen | |
| wird zur neuen Kraft der Lüge und Unwahrheit.“ (Clausewitz) | |
| Der Friedhof liegt vor der Stadt. Bernd Domsgen deutet auf das Steinkreuz. | |
| „Beim Transport ist damals eine Ecke herausgebrochen.“ Zube und Domsgen | |
| inspizieren ein paar Schleifen. Vor wenigen Tagen war wieder eine | |
| Ehrenwache hier. Soldaten der Clausewitz-Kaserne haben mit Fackeln die | |
| Feierstunde am Clausewitz-Todestag illuminiert, zu der die Stadt | |
| alljährlich einlädt. Vor dem Grab haben alle aus der Clausewitz-Gemeinde | |
| Kränze abgelegt – der Bürgermeister, die Reservistenkameradschaft, die | |
| Kaserne, die Forschungsgemeinschaft, der Freundeskreis. Der Stadtrat | |
| allerdings ist kaum vertreten. | |
| Nur die AfD lege regelmäßig Gestecke ab, sagt Rolf-Reiner Zube. Er | |
| bedauert, dass ihr die anderen Parteien das Feld überlassen. Das | |
| AfD-Gesteck ist als solches nicht mehr zu erkennen. Nach der Ehrung hat | |
| sich jemand daran gemacht, sämtliche AfD-Würdigungen von den stahlblauen | |
| Schleifen zu kratzen. | |
| Am Clausewitz-Grab passieren manchmal seltsame Dinge. Unvergessen bleibt | |
| für Zube und Domsgen der junge Chinese, der hier 2020 auf die Knie gegangen | |
| ist. Anschließend hat der Mann, der als Manager in Katar arbeitete, ein | |
| glühendes Bekenntnis ins Gästebuch geschrieben: „Sie sind vielleicht kein | |
| Fan von Kriegsangelegenheiten, aber Konflikte und Wettbewerb gibt es heute | |
| überall im Leben. Wer ‚Vom Kriege‘ und Clausewitz kennt, lernt ein Stück | |
| Weisheit für sein Leben.“ | |
| Der Mann habe als Kind ein Clausewitz-Buch aus der DDR gelesen, das ins | |
| Chinesische übersetzt wurde, erzählt Domsgen. Es ist manchmal merkwürdig, | |
| wie sich eine Leidenschaft entwickelt. Auch bei Domsgen selbst, dem man | |
| auch nach Jahrzehnten anhört, dass er aus dem Sächsischen stammt. „Ich habe | |
| Clausewitz auf der Militärakademie in Kyjiw kennengelernt“, sagt Domsgen. | |
| Von 1977 bis 1982 habe er mit seiner Familie in Kyjiw gelebt und dort die | |
| sowjetische Kaderschmiede besucht. | |
| 1989 wurde Domsgen in der Burger Kaserne zum Verantwortlichen „für alle | |
| Raketen“. Und er schiebt nach: „Ich war gefürchtet“. Vielleicht wirkt | |
| Domsgen deswegen etwas schroffer als Zube. Am 30. September 1990 ist er als | |
| Oberstleutnant aus der NVA ausgeschieden. Drei Tage später war sie | |
| Geschichte. Danach begann sein zweites Leben als Versicherungsverkäufer und | |
| Clausewitz-Koryphäe. Vierzig Ordner habe er zu Hause, drei hat er heute | |
| mitgebracht. | |
| Rolf-Reiner Zube hält noch eine Überraschung bereit. Er führt die Treppe | |
| einer alten Fabrikantenvilla hinauf. Der Kosmos, der sich auftut, ist | |
| spektakulär. Rolf-Reiner Zube wirkt glücklich, als er die Beleuchtung | |
| einschaltet und durch die Säle führt. Von Vitrine zu Vitrine öffnet sich | |
| eine Welt aus Zinn. Der erste, den Zube präsentiert, ist Clausewitz selbst | |
| mit seiner Frau Marie als Biedermeierpaar, eine fingergroße Arbeit, | |
| teilweise noch unbemalt. Es folgt Napoleon bei den Pyramiden, da sind auch | |
| Stabsoffiziere im russischen Unterstand bei der Beratung, Clausewitz bei | |
| der Konvention von Tauroggen, der trostlose Rückzug der Grande Armée durch | |
| den russischen Schnee. Es ist ein Welt- und Kriegstheater mit höchst | |
| plastischen Persönchen. | |
| Und so offenbart Rolf-Reiner Zube seine zweite Leidenschaft. Das Gravieren | |
| und Bemalen von Zinnfiguren hat er als Jugendlicher erlernt und pflegt es | |
| bis heute. „Über dieses Hobby bin ich zu Clausewitz gekommen.“ Später habe | |
| er sich für ein Pädagogikstudium entschieden und wurde Lehrer für ESP – die | |
| „Einführung in die sozialistische Produktion“. Was ideologisch klingt, war | |
| ein überaus praktischer, berufsvorbereitender Unterricht. Wenige Tage nach | |
| der Deutschen Einheit erhielt Zube seine Promotionsurkunde, gleichzeitig | |
| konnte er sich nach einem neuen Job umsehen. Wie Domsgen fand auch er ihn | |
| in der Versicherungsbranche. | |
| Inzwischen ist Zube am unbestrittenen Glanzstück der Ausstellung | |
| angekommen: Die Schlacht von Borodino am 7. September 1812, ein Kriegsdrama | |
| mit 3.000 Zinnfiguren. „Die Franzosen versuchen, die Rajewski-Schanze | |
| einzunehmen“, erklärt Bernd Domsgen die Szenerie. Im Hintergrund, durch | |
| eine andere Scheibe, blickt Rolf-Rainer Zube ganz still auf das Getümmel. | |
| Die Schanze haben die Russen Napoleon in den Weg gestellt. Unter heftigem | |
| Artilleriebeschuss versuchen die Franzosen, das Bollwerk zu stürmen. | |
| Irgendwann gelingt es – die Russen ziehen sich zurück, der Weg nach Moskau | |
| ist für Napoleon frei, kurz darauf zieht er in den Kreml ein. Doch sein | |
| Sieg ist wertlos. Wochen später wird er aus der niedergebrannten Stadt | |
| abziehen. Seine Grande Armée stirbt auf dem Heimweg – an Hunger, Kälte und | |
| den ständigen Angriffen der Russen. | |
| Von einer Anhöhe beobachtet Carl von Clausewitz, russischer | |
| Oberquartiermeister unter General Uwarow, das Gemetzel von Borodino. Etwa | |
| 70.000 von den insgesamt 250.000 Soldaten sterben oder werden verwundet. | |
| Clausewitz schreibt später: „Es ist mir immer merkwürdig geblieben, wie die | |
| Schlacht nach und nach den Charakter von Ermüdung und Erschöpfung annahm … | |
| nachmittags um 3 Uhr ungefähr sah man, dass die Schlacht in den letzten | |
| Zügen lag und dass also, wie meistens, die Entscheidung der ganzen Frage | |
| noch davon abhänge, wer noch den letzten Trumpf in der Hand, die stärksten | |
| Reserven zurückbehalten habe.“Es liest sich, mit Blick auf die Ukraine, wie | |
| eine Vorschau ins neue Jahr. | |
| 7 Jan 2023 | |
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| Thomas Gerlach | |
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