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# taz.de -- Gleichberechtigung im Sport: Das Futsal-Desaster
> In der Fußball-Hallenversion Futsal gibt es eine Nationalmannschaft der
> Männer, aber keine der Frauen. Die Futsalerin Jasmin Jabbes möchte das
> ändern.
Bild: Will ins Frauen-Futsal-Nationalteam, das es noch nicht gibt: Jasmin Jabbes
Osnabrück taz | Jasmin Jabbes ist zehn Jahre alt, als sie mit Fußball
anfängt. Im niedersächsischen Osnabrück, in einer Mädchenmannschaft bei
Blau-Weiß Hollage. Heute, 11 Jahre später, spielt sie [1][Futsal], eine
Fußball-Hallenversion. Kürzlich hat sie mit der
Studentinnen-Nationalmannschaft des Allgemeinen Deutschen
Hochschulsportverbands bei den World University Championships in Portugal
den sechsten Platz geholt.
Ein Weg durch „Streben nach Leistung“, wie Jabbes sagt. Eine Eigenschaft,
die sie auch für ihr nächstes Ziel braucht: Jabbes hofft auf einen Platz in
der Nationalmannschaft der Frauen. Das Problem: Die gibt es noch nicht. Das
Präsidium des [2][Deutschen Fußball Bundes (DFB)] hat sie in Aussicht
gestellt; geschehen ist nichts.
Im September sollte beim DFB die Entscheidung fallen. Aber am Ende war der
[3][Frust unter den Spielerinnen groß]: nichts. Noch nicht mal eine
Nachricht, ob, wann und wie. Vertagt, wieder mal. Stattdessen wird ein
weiteres Futsal-Nationalteam für Männer gegründet, eine Nachwuchs-U19.
Zusätzlich zur Erwachsenen-Nationalmannschaft, die schon seit Jahren
existiert. „Das ist eine große Ungerechtigkeit“, sagt Jabbes.
In der Saison 2021/22 hatte es für die Frauen Sichtungslehrgänge gegeben.
Seither herrscht Stille beim DFB. Doch die Zeit drängt: 2024 beginnt die
Qualifikation für die Uefa-Europameisterschaft der Frauen. Und die
deutschen Futsal-Frauen sind, blickt man auf die Ergebnisse der
Studentinnen, international gut. Anders als die Männer. Jabbes versteht
nicht, warum der DFB riskiert, dass ihm „alles um die Ohren fliegt“. Liegt
es am Geld? Am Personalaufwand? An Vorurteilen?
Um dem DFB die Brisanz seines Zögerns klar zu machen, hat Jabbes für die
Futsalerinnen eine [4][Petition] gestartet. Die fordert den DFB auf, das
Team „im Sinne der Ganzheitlichkeit und der [5][Gleichberechtigung]“
umgehend zu gründen. Knapp 1.200 UnterstützerInnen hat die Petition
derzeit. Einer davon ist Maximilian Maleszka, Co-Trainer der
Futsal-Nationalmannschaft der Männer.
Der Fußball „begeistert“ Jasmin Jabbes seit ihrer Kindheit. Einsätze als
U16- und U19-Nationalspielerin hat sie hinter sich, als Spielerin der 2.
Bundesliga beim SV Meppen. Parallel zu ihrem Futsal-Sport beim UFC Münster
studiert sie Sport und Biologie auf Lehramt. Steht sie auf dem Platz, ist
ihre Position der sogenannte „Ala“ – für das Spiel über die Flügel.
Bleibt die Gründung der Nationalmannschaft der Frauen aus, fürchtet Jabbes,
dass bei vielen Spielerinnen „die Motivation bricht“.
Den DFB beeindruckt das nicht. Das Thema sei bis nach der Fußball-WM der
Männer vertagt, teilt er der taz mit, es werde „nächstes Jahr behandelt“.
Es gebe eine „sehr geringe Anzahl an Mannschaften“ im Frauen-Futsal. Die
Gremien seien „mitten in der Diskussion, wie die weitere Futsal-Entwicklung
sinnvoll angetrieben werden kann“.
Eigentlich braucht der DFB, tief im Image-Keller, dringend
Positivmeldungen. Mit seinem Zögern zum Frauen-Nationalteam produziert er
das Gegenteil. Rita B. Mücke, eine der UnterzeichnerInnen der Petition, hat
einen Kommentar hinterlassen: „Es ist ein Skandal, dass verantwortliche
Fachentscheider auch im Jahr 2022 noch immer nicht kapieren wollen, das wir
Frauen endlich gleichberechtigt sein müssen! Wenn es darauf ankommt, gibt
es immer schwammige Ausreden.“
19 Dec 2022
## LINKS
[1] /HSV-Fans-machen-WM-Alternativprogramm/!5893312
[2] /Deutscher-Fussballbund-DFB/!t5008915
[3] /Petition-an-die-Fifa/!5890284
[4] https://www.openpetition.de/petition/online/gruendung-einer-frauen-futsal-n…
[5] /Gleichberechtigung/!t5010569
## AUTOREN
Harff-Peter Schönherr
## TAGS
Gleichberechtigung
Feminismus
Osnabrück
Deutscher Fußballbund (DFB)
Futsal
Futsal
Fußball-WM
FC St. Pauli
Fifa
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