| # taz.de -- Fossile Projekte mit Staatsunterstützung: 1,5 Grad, nur wenn es pa… | |
| > Die Kreditanstalt für Wiederaufbau soll vorübergehend Öl- und Gasprojekte | |
| > finanzieren. Obwohl sie das 1,5-Grad-Ziel der Bundesregierung | |
| > unterlaufen. | |
| Bild: Finanzierung fossiler Strukturen, wie im Senegal | |
| Berlin taz | Sie sieht sich als „transformative Förderbank“, für die der | |
| „Wandel zu einer nachhaltigen Gesellschaft“ zentral ist – so zumindest | |
| steht es auf der Website der bundeseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau | |
| (KfW). Erst im Jahr 2021 hat die KfW Leitlinien für die Finanzierung | |
| treibhausgasintensiver Sektoren verabschiedet. Das Ziel: „Finanzierungen im | |
| Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen“, sprich [1][mit dem 1,5-Grad-Ziel]. | |
| Die [2][Deutsche Umwelthilfe (DUH)] und Urgewald haben nun den 21 Seiten | |
| starken Entwurf einer neuen KfW-Leitlinie für den Sektor Öl und Gas | |
| geleakt. Er sieht explizit vor, dass die KfW-Bankengruppe Öl- und | |
| Gasprojekte auch dann finanzieren kann, „wenn sie nicht kompatibel mit | |
| einem 1,5°C-Pfad sind“. So heißt es in dem Entwurf, der auf der Website der | |
| DUH einzusehen ist. Die Begründung: Russische fossile Energieträger müssten | |
| ersetzt, Energieunabhängigkeit erreicht und die Versorgungssicherheit | |
| gewährleistet werden. | |
| DUH-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner ärgert die „Generalklausel, die | |
| jedes klimaschädliche fossile Großprojekt abdeckt.“ Explizit im Entwurf | |
| genannt sind Pipelines, Schiffe zur Verlegung von [3][Pipelines, | |
| Verflüssigungs- und Importterminals für LNG sowie LNG-Tanker.] Zwar ist die | |
| Finanzierung solcher Projekte auf einen Ausnahmezeitraum bis September 2024 | |
| begrenzt – die Laufzeit der Projekte selbst könne jedoch weit darüber | |
| hinaus reichen, sagt Müller-Kraenner. | |
| Laut DUH und Urgewald sei vor allem sei bedenklich, dass die Leitlinie die | |
| Finanzierung fossiler Strukturen in Ländern erlaubt, die Energie in | |
| europäische Länder exportieren – etwa Senegal oder Ägypten. „Das öffnet… | |
| und Tor dafür, dass dort Überkapazitäten und Abhängigkeiten geschaffen | |
| werden und auch andere Länder lieber in fossile Projekte als in die | |
| Energiewende investieren“, so Müller-Kraenner. | |
| ## Habeck kann Leitlinie ablehnen | |
| Auf Anfrage der taz äußert sich die KfW nicht zu den Vorwürfen der | |
| Umweltorganisationen. Sie betont jedoch, dass sie sich zum 1,5-Grad-Ziel | |
| bekenne. Die Leitlinie für Finanzierungen im Sektor Öl und Gas, „für die | |
| ebenfalls das 1,5-Grad-Ziel gelten soll“, liege bisher nur in der | |
| Entwurfsfassung vor. Der Arbeitsprozess sei noch nicht abgeschlossen. | |
| Bei der KfW-Verwaltungsratsitzung am 15. Dezember soll die Leitlinie | |
| verabschiedet werden. DUH-Geschäftsführer Müller-Kraenner baut auf das | |
| Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz: Dessen Chef [4][Robert | |
| Habeck (Grüne) hat den Vorsitz im Verwaltungsrat der KfW] inne. „Wir | |
| hoffen, dass sich sein Ministerium öffentlich positioniert und gegen den | |
| Entwurf ausspricht“, sagt Müller-Kraenner. | |
| Das Ministerium nennt auf Anfrage der taz keine Details. Es beruft sich | |
| ebenfalls darauf, dass der Prozess noch nicht abgeschlossen sei, bekräftigt | |
| allerdings: Die Bundesregierung wolle, „mit begrenzten und klar definierten | |
| Ausnahmen im Einklang mit dem 1,5 Grad-Pfad“ bis Ende des Jahres aus der | |
| internationalen öffentlichen Finanzierung fossiler Energieträger | |
| aussteigen. Von privaten Investitionen, etwa durch die | |
| privatwirtschaftliche KfW-Tochter IPEX, ist nicht die Rede. | |
| 10 Dec 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Studie-zum-15-Grad-Ziel/!5858118 | |
| [2] https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/neue-kfw-leit… | |
| [3] /Kritik-an-LNG-Vertraegen/!5899485 | |
| [4] /KfW-Geld-fuer-energieeffiziente-Haeuser/!5832812 | |
| ## AUTOREN | |
| Nanja Boenisch | |
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