| # taz.de -- Afghanistan unter den Taliban: Umerziehung per Religion | |
| > Das Arbeitsverbot für Frauen in Hilfsorganisationen ist nicht nur eine | |
| > Machtdemonstration. Die Taliban nehmen damit auch viele Hungertote in | |
| > Kauf. | |
| Bild: Afghaninnen protestieren gegen das Uni- und NGO-Arbeitsverbot für Frauen… | |
| Mit [1][dem Arbeitsverbot für Afghaninnen bei Hilfsorganisationen] | |
| verfestigt sich der Eindruck, dass die Taliban gezielt Rache an jenen | |
| Frauen nehmen, die es sich – in ihren Augen – angemaßt haben, die Grenzen | |
| der traditionellen ländlichen afghanischen Gesellschaft zu durchbrechen, um | |
| eigene Lebensentwürfe umzusetzen. Etwa indem sie studieren oder im | |
| humanitären Sektor Verantwortung für ihre Mitmenschen übernehmen. | |
| Das Arbeitsverbot ist Teil eines breiten religiösen Umerziehungsprogramms, | |
| dem die Taliban – im Taumel ihres allein der Hilfe Allahs zugeschriebenen | |
| Sieges über die USA und ihre Verbündeten – ihre völlig entrechteten | |
| Untertanen und Untertaninnen unterwerfen wollen. | |
| Dabei ist es auch den Talibanführern, die die jüngste Verbotslawine | |
| losgetreten haben, nicht unbekannt, dass es nur die Hilfsorganisationen | |
| waren, die schon während ihrer ersten Herrschaftsperiode von 1996 bis 2001 | |
| und zuletzt im drohenden Hungerwinter 2021/22 die grundlegende Versorgung | |
| großer Teile der Bevölkerung sicherstellten und Millionen Leben retteten. | |
| Auch heute ist die Hälfte der Bevölkerung Afghanistans von humanitärer | |
| Hilfe abhängig. | |
| Angesichts des jetzigen Winters nimmt die Taliban-Führung in Kauf, dass es | |
| diesmal zu vielen Hungertoten kommt. Denn die meisten humanitären | |
| Hilfswerke habe ihre Arbeit erst einmal eingestellt. [2][Für sie ist der | |
| Ausschluss von Frauen eine rote Linie.] | |
| Es ist also eine Machtprobe zwischen Leuten, die offenbar aus Prinzip | |
| Menschenleben zu opfern bereit sind, und humanitären Werten. Die weniger | |
| dogmatischen Taliban hoffen wohl, dass die Humanitären Leben über | |
| Prinzipien stellen werden. | |
| Immerhin ist klar, dass viele prominente Taliban dieses Programm nicht | |
| teilen. Aber das wird nichts ändern, so lange sie sich nicht gegen ihren | |
| Emir stellen. Das allerdings wäre „Aufruhr“, und darauf steht die | |
| Todesstrafe. Sie haben also abzuwägen, ob sie die Parteilinie halten und | |
| mitschuldig sein wollen am endgültigen Niedergang ihres Landes, oder ihr | |
| Leben dafür riskieren, dass es nicht dazu kommt. | |
| 26 Dec 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Thomas Ruttig | |
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