Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Umstieg auf DAB: Bei einer Medienreise in Sachsen
> Dem kleinen Sender 99.3 radio mittweida droht demnächst das Ende – auf
> UKW. Seine Geschichte erzählt viel über sächsische Medienpolitik.
Bild: Marktplatz in Mittweida: Auf UKW ist 99.3 radio mittweida bald nicht mehr…
Wir schauen ja [1][in dieser Kolumne] immer mal wieder in den
Medienhauptstädten der Republik vorbei. In Mittweida ist es beim Schreiben
dieser Zeilen minus 1 Grad. „Die Sonne lässt sich heute den ganzen Tag
nicht blicken“, sagt der Wetterbericht auf 99.3 radio mittweida, dann läuft
„Mrs. Robinson“ von Simon & Garfunkel.
Der private Sender ist ein Projekt der emsigen Hochschule in der
sächsischen Kleinstadt. Mittweida ist für Medienfuzzis Dreh- und Angelpunkt
irgendwo im Dreieck zwischen Leipzig, Dresden und Chemnitz und die
Hochschule macht im Vergleich zu anderen eine ganze Menge in Sachen
medialer Praxis. 99.3 radio mittweida gehört dazu. Doch damit soll ab
Jahresende Schluss sein, zumindest [2][auf UKW].
Womit wir in Dresden wären. Dort sitzt die sächsische Landesregierung. Und
die hat vor gut 13 (!) Jahren mal medial so richtig modern sein wollen und
im Alleingang den UKW-Ausstieg verkündet. Genauer gesagt beschlossen, dass
es ab 2025 keine neuen Lizenzen für UKW, sondern nur noch [3][DAB-Radio]
geben soll. Dummerweise bräuchte 99.3 radio mittweida aber eine neue, da
Ende des Jahres die Akademie für multimediale Ausbildung und Kommunikation
an der Hochschule Mittweida (AMAK) dichtmacht. Und über die AMAK läuft die
Lizenz des Hochschulradios.
Jetzt könnten geneigte Menschen sagen: Stellt euch nicht so an, ihr
DAB-Ajatollahs! Ist doch ein Hochschulradio und für ’nen guten Zweck. Da
könnte der Präsident der für solche Zulassungen und Lizenzen zuständigen
Sächsischen Landesmedienanstalt (SLM) ja mal ein gutes Wort einlegen und
99.3 gerade sein lassen. Zumal dieser Präsident namens Markus Heinker
parallel praktischerweise Dekan der Fakultät Medien an der Hochschule
Mittweida ist.
## Warten auf neues Mediengesetz
Doch damit sind wir in Leipzig, dem Sitz der SLM und mitten im Schlamassel
namens sächsische Medienpolitik. Die heutige Landesregierung ist nämlich
längst nicht mehr die von 2009, auch wenn die CDU weiter mit am Ball ist.
Die aktuelle schwarz-rot-grüne Koalition will eigentlich auch längst ein
neues Mediengesetz beschließen, dass unter anderem aus dem UKW-Ausstieg
wieder aussteigt. Weil es aber auch die völlig verkorkste Organisation der
SLM und ihre Gremien neu regeln soll, können sich die Politoffiziere in
Dresden nicht einigen.
Denn die SLM gilt völlig ungerechtfertigterweise als CDU-naher
Selbstbedienungsladen, womit das Problem zumindest angedeutet wäre.
„Siehste mal und in der angehenden Kulturhauptstadt Chemnitz ist alles
Wölkchen?“, fragt die Mitbewohnerin. In Mittweida meldet radio 99.3 weiter
minus 1 Grad und es läuft die Everly-Brothers-Schnulze „All I Have to Do Is
Dream“.
2 Dec 2022
## LINKS
[1] /Kolumne-Flimmern-und-Rauschen/!t5590581
[2] /Die-Wahrheit/!5890808
[3] /Verbreitung-von-Digitalradios/!5795497
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## TAGS
Kolumne Flimmern und Rauschen
Radio
Sachsen
Claudia Roth
Kolumne Die Wahrheit
Radio
Radio
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kritik in der Medienwelt: Weihnachten bei Gutverdieners
Zur Festzeit drehen alle steil. Die Grüne Claudia Roth kritisiert nochmal
schnell ARD und ZDF. Und Elon Musk will Twitter auf den Mond schießen.
Die Wahrheit: Das UKW-Massaker
Auch im altmodischen Küchenradio von NDR 1 werden Musikstücke mitunter
schrecklich entstellt.
DDR-Jugendradio DT 64: Power aus der Zone
Die Öffentlich-Rechtlichen wollen sich nun endlich auch um die jungen
Menschen kümmern. Gute Beispiele dafür gab es schon in der DDR.
WDR kürzt bei Musiksendungen: Cosmo ohne „Soundcheck“
Die WDR-Welle Cosmo verschiebt ihr interkulturelles Programm ins Digitale.
Mitarbeiter*innen kritisieren die interne Kommunikation.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.