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# taz.de -- Ende von „Information Philosophie“: Wenn die Bücher weichen
> Die Zeitschrift „Information Philosophie“ stellt nach 50 Jahren ihr
> Erscheinen ein. Sie füllte eine Position zwischen Fachblatt und
> Populärmagazin.
Bild: Was können wir wissen? Immanuel Kant vor der Universität in Kaliningrad
Bücher soll man nicht nach ihrem Einband beurteilen. Was im Analogieschluss
auch für Publikationen anderer Art gelten müsste. Bei der Zeitschrift
Information Philosophie ließe sich jedoch einwenden, dass ihr Äußeres
durchaus dazu gedacht war, auf den Inhalt einzustimmen. Nüchtern schwarz
auf weiß mit serifenlosen Lettern präsentierte sich der Titel, allein das
grau gehaltene „Information“ setzte einen dezenten Akzent.
Im März noch zierte die vierteljährlich erscheinende Zeitschrift der
Schriftzug „50 Jahre Information Philosophie“. Ihr Herausgeber Peter Moser
erinnerte einleitend daran, wie er das Blatt 1972 als Buchhändler in Zürich
gründete.
Damals wollte er bloß über philosophische Neuerscheinungen informieren. Mit
der Zeit kamen Berichte aus der Universitätswelt zu Forschung und
Kontroversen hinzu.
Am Anfang jedes Hefts stand ein Essay eines Fachphilosophen, gern zu Themen
von allgemeinem Interesse. Neben Beiträgen wie „Sagt die Physik die
Wahrheit?“ lauteten die Titel etwa „Gerechte Verteilung von Klima- und
Umweltrisiken“ oder „Orientierung in der Corona-Krise“. Damit füllte
Information Philosophie eine Lücke zwischen den reinen Fachzeitschriften
und [1][populär aufbereiteten Blättern wie dem Philosophie Magazin].
## Das Fach hat sich stärker spezialisiert
Information Philosophie war ein Familienunternehmen, mit Peter Mosers in
Philosophie promovierter Ehefrau Claudia Moser als Verlegerin und ihm, dem
philosophischen Autodidakten, als Redakteur. Dass das aktuelle Doppelheft
den überraschenden Zusatz „letzte Ausgabe“ trägt, begründet Peter Moser …
Editorial mit mehreren Veränderungen. Von den einst 4.000 Abonnenten
blieben zuletzt rund 3.300 übrig.
Zudem habe sich das Fach stärker spezialisiert. Philosophen
veröffentlichten heute kaum mehr Bücher und beschränkten sich meist auf
Fachartikel, nicht selten auf Englisch. Damit gebe es weniger Leser
philosophischer Bücher einerseits und weniger unabhängige
Philosophieverlage andererseits. Letztere würden oft von Verlagsgruppen
aufgekauft, wodurch die Anzeigen zurückgingen. Im Heft selbst schreiben
Philosophen zur jüngeren Entwicklung ihres Fachs und blicken zum Teil
sorgenvoll in die Zukunft.
Weniger Öffentlichkeit für Philosophie mithin? Eher eine Verschiebung.
Profitieren dürften die [2][Populärphilosophen], die das Bedürfnis nach Rat
in grundsätzlichen Fragen bedienen. Information Philosophie aber
hinterlässt eine Leerstelle.
30 Nov 2022
## LINKS
[1] /Philosophie-Magazin-ueber-Star-Wars/!5268212
[2] /Richard-David-Precht-ueber-Fleisch/!5361916
## AUTOREN
Tim Caspar Boehme
## TAGS
Magazin
Philosophie
Ende
Buch
Politisches Buch
Jürgen Habermas
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