| # taz.de -- Erzeugerpreise im Oktober gesunken: Hoffnung auf Abflauen der Infla… | |
| > Hersteller berechneten im Oktober 4,2 Prozent weniger als im Vormonat. | |
| > Diese Erzeugerkosten gelten als ein Vorläufer der allgemeinen | |
| > Preisentwicklung. | |
| Bild: Wer weniger Butter verbraucht, kann Geld sparen: immer noch 66,3 Prozent … | |
| Berlin rtr | Ein Rekordrückgang der Erzeugerpreise weckt die Hoffnung auf | |
| ein Abflauen der [1][Inflation] in Deutschland. Die Erzeuger von | |
| Industriewaren, Rohstoffen und Energie haben ihre Preise im Oktober um | |
| durchschnittlich 4,2 Prozent zum Vormonat gesenkt, wobei Energie deutlich | |
| weniger kostete als im September. „Dies war der erste Preisrückgang | |
| gegenüber dem Vormonat seit Mai 2020 und zugleich der stärkste seit Beginn | |
| der Erhebung 1949“, teilte das Statistische Bundesamt am Montag mit. Im | |
| Vergleich zum Vorjahresmonat schwächte sich die Teuerungsrate auf 34,5 | |
| Prozent ab, nachdem es im August und September mit jeweils 45,8 Prozent die | |
| höchsten Anstiege seit Beginn der Erhebung gegeben hatte. Produzentenpreise | |
| sind ein Vorläufer für die Inflation. | |
| „Ein spektakulärer Rückgang nach all den Monaten mit deutlichen | |
| Preisanstiegen“, sagte LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch. „Vielleicht das | |
| erste Signal eines gewissen konjunkturbedingten Nachlassens des | |
| Preisdrucks.“ Ähnlich schätzt das Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen ein: | |
| „Zwar könnte die Inflationsrate bis Anfang kommenden Jahres noch zulegen, | |
| da die höheren Energiepreise teilweise erst mit einer deutlichen | |
| Verzögerung bei den Haushalten ankommen“, sagte Solveen. „Die auf der | |
| Erzeugerstufe nun bereits deutlich rückläufigen Preise deuten aber darauf | |
| hin, dass dieser Effekt in einigen Monaten durch sein dürfte.“ Hinzu komme, | |
| dass staatliche Eingriffe wie die Gas- und Strompreisbremse die Teuerung im | |
| kommenden Jahr drücken werden. | |
| Erhöhen oder senken die Erzeuger ihre Preise, kommt das in der Regel auch | |
| bei den privaten Haushalten an, zumindest teilweise. In der Statistik | |
| werden die Preise ab Fabriktor geführt – noch bevor die Produkte | |
| weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Im Oktober lagen die | |
| Verbraucherpreise 10,4 Prozent höher als ein Jahr zuvor, das ist die | |
| höchste Inflationsrate seit 1951. | |
| ## Kosten nicht vollständig durchgereicht | |
| Dass die Inflationsgefahr noch nicht gebannt sind, zeigt auch eine | |
| Ifo-Umfrage. Die deutschen Unternehmen reichen ihre gestiegenen | |
| Einkaufspreise bislang nur langsam und auch nicht vollständig an ihre | |
| Kunden weiter. Demnach haben die Firmen in den vergangenen Monaten ihre | |
| Einkaufspreise erst zu 34 Prozent durchgereicht, wie das Münchner Institut | |
| zu seiner Umfrage unter 6500 Betrieben mitteilte. Eine schwache Nachfrage, | |
| hoher Wettbewerbsdruck und langfristige Vertragslaufzeiten hemmten die | |
| Firmen nach eigenen Angaben bei Preiserhöhungen. Bis April 2023 planen sie | |
| allerdings, die Weitergabe auf 50 Prozent zu erhöhen. „Dies führt | |
| voraussichtlich zu weiterem Inflationsdruck bei den Verbraucherpreisen in | |
| den nächsten Monaten“, sagte Ifo-Forscher Manuel Menkhoff voraus. | |
| Hauptverantwortlich für die starke Teuerung auf Erzeugerebene ist Energie, | |
| die seit Beginn des russischen Einmarschs in die Ukraine am 24. Februar | |
| erheblich mehr kostet. Hier lagen die Erzeugerpreise um 85,6 Prozent höher | |
| als im Oktober 2021. Gemessen am Vormonat September sanken die | |
| Energiepreise allerdings im Schnitt um 10,4 Prozent, „hauptsächlich | |
| verursacht durch den Rückgang der Preise für elektrischen Strom sowie für | |
| Erdgas in der Verteilung“, wie die Statistiker betonten. Leichtes Heizöl | |
| kostete 76,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, Kraftstoffe 30,8 Prozent | |
| mehr. Nahrungsmittel waren 25,1 Prozent teurer als im Vorjahresmonat. | |
| Besonders stark stiegen die Preise für Butter (+66,3 Prozent), | |
| Schweinefleisch (+47,0), Käse und Quark (+38,3) sowie Milch (+36,1). Kaffee | |
| war 29,1 Prozent teurer als im Oktober 2021. | |
| 21 Nov 2022 | |
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