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# taz.de -- Neue Kritik an rechtslastigem Professor: Bundespolizei lernt Muslim…
> Die Lübecker Bundespolizeiakademie hatte den Vorwurf der
> Fremdenfeindlichkeit weggewischt. Nun legen Kollegen mit einer Studie
> nach.
Bild: „Letzte Option gezielte Gewalt“: Anti-Terror-Übung der Bundespolizei…
Lübeck taz | Wir sind in Gefahr, nur wissen wir es noch nicht. Bedroht ist,
wenn man einem Professor an der Lübecker Bundespolizei-Hochschule glauben
darf, unsere ethnische Identität. Und die Aggressoren sind Zuwanderer,
besonders aus muslimischen Ländern: „Die Mischung aus Technologie,
Migration und demografischem Wandel“ ermögliche „die Evolution des
Terrorismus zur existenziellen Bedrohung westlicher Gesellschaften“,
schreibt der Entwicklungswissenschaftler und Sicherheitsexperte Stephan
Maninger in einem Aufsatz von 2019. Eine Ursache sei „der geringe
Entscheidungsspielraum der staatlichen Akteure“, wodurch „in Staaten mit
signifikanten muslimischen Bevölkerungssegmenten“ Terrorszenarien und eine
„Balkanisierung“ drohen.
Seit einem Vierteljahrhundert warnt Maninger in seinen Schriften vor der
Gefahr von Konflikten bis hin zum Bürgerkrieg. Seit 2001 arbeitet er an der
Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung, seit 2009 als Dozent am
Fachbereich Bundespolizei. 2016 wurde er dort Professor für
Sicherheitspolitik. In Lübeck werden Polizistinnen und Polizisten für den
höheren Dienst und für Sondereinsatzkommandos in der Terrorismusbekämpfung
ausgebildet.
Seine Publikationen und seine Vita wären Maninger fast schon einmal auf die
Füße gefallen. Im August 2021 veröffentlichten die Medien der „Ippen Media…
mehrere Artikel, die eine [1][Vergangenheit des Professors im rechten bis
ultrarechten Milieu] belegen. Neben zahlreichen Artikeln unter anderem in
der neurechten Wochenzeitung Junge Freiheit, hat er rechtsnationale oder
ethno-pluralistische Gruppen unterstützt, darunter die separatistische
„Afrikaner Volksfront“ in Südafrika als Pressesprecher. Er war Mitbegründ…
des Thinktanks „Institut für Staatspolitik“, den das Bundesamt für
Verfassungsschutz als rechtsextremen Verdachtsfall führt.
## Hochschule sah Fremdenfeindlichkeit – in der Vergangenheit
Über Jahrzehnte schrieb Maninger gegen Multikulturalismus und für eine
Stärkung der Exekutive, auch wenn dadurch rechtsstaatliche Grundsätze
geopfert werden müssten: „Es bleiben daher für Entscheidungsträger
zunehmend weniger Handlungsoptionen außer dem Einsatz von gezielter
Gewalt“, schrieb er 2009.
Nach der Ippen-Publikation stellte die Bundespolizeiakademie Maninger von
der Lehre frei und untersuchte den Fall in einer Innenrevision. Das
Ergebnis: Maningers Vergangenheit und der [2][fremdenfeindliche Gehalt
einiger seiner Publikationen werden nicht geleugnet]. Bestätigt wird
beispielsweise auch, dass er in einer Lehrveranstaltung über Homosexuelle
gesagt haben soll, dann könne man „ja auch sein Hausschwein heiraten“. Doch
die kritisierten Aufsätze und seine politischen Aktivitäten lägen
„mindestens 20 Jahre zurück“. Daher gebe es keinen Grund, ihn zu entlassen.
Maninger selbst antwortete damals über seinen Anwalt, er teile keine
rassistischen Konzepte und erwähne in seinem Unterricht auch die positiven
Aspekte von Migration.
Also alles Geschichte? Die beiden Politikwissenschaftler Daniel Peters und
Matthias Lemke sind überzeugt, dass das so nicht stimmt. Der eine ist ein
Kollege Maningers an der Polizeihochschule, der andere wurde dort nach
Bekanntwerden des Eklats um Maninger 2021 entlassen, offiziell wegen
Fehlverhaltens bei der Akquise von Drittmitteln. Seitdem haben sie sich
intensiv mit Maningers Schriften beschäftigt und in der vergangenen Woche
[3][eine Studie vorgelegt], um zu beweisen, dass der Professor nach wie vor
der Neuen Rechten zugeordnet werden kann. Die Studie unter dem Titel
„„Ethnoreligiöse Brückenköpfe“, „postheroische Handlungseunuchen“ …
„Selbsterhaltung des Volkes in seiner optimalen Form“ – Neurechte
Positionen und ihre Verbreitungsstrategie in den Schriften des
Bundespolizei-Professors Stephan Maninger“ erschien online und frei
zugänglich im „Jahrbuch Öffentliche Sicherheit“. Tenor der Studie: Wording
und Adressatenkreis seiner Veröffentlichungen hätten sich verändert, aber
er sei seinen Ideen im Kern treu geblieben.
In Ethno-Containern gefangene Menschen
Auf rund 60 Seiten analysieren die Autoren Weltbild, Argumentationslinien
und Quellen in Maningers Schriften zwischen 1995 und 2022. Die
Weltanschauung der Neuen Rechten, schreiben sie, geht von der Ungleichheit
der Menschen aus. „Diese ethnische Kategorialtrennung basiert auf einem
homogenisierenden und soziobiologischen Differenzdenken, in dem einerseits
Menschen nur in ihrer ethnisch-kulturellen Identität – und nicht in ihrer
Subjektivität – gedacht werden, immer nur als Teil eines (unabänderlichen)
Kollektivs, das anderen Kollektiven gegenüber- und entgegensteht, im Sinne
einer auch kämpferisch und kriegerisch gedachten Freund-Feind-Dichotomie“.
Aus diesem Menschenbild ergebe sich eine auf Angst und eine
„Opfererzählung“ gebaute Politik, die keine Diplomatie im modernen Sinne
kennt.
Auf Anfrage teilt die Polizeihochschule mit, frühere Publikationen
Maningers seien „umfangreich untersucht worden“, und es konnte darin „kein
straf- und/oder disziplinarrechtlich relevantes Fehlverhalten festgestellt
werden“. Die „jüngste Veröffentlichung“, also die Studie von Peters und
Lemke, sei „bekannt und wird derzeit geprüft. Dies umfasst insbesondere die
jüngeren Schriften von Dr. M.“.
Maninger selbst hatte schon im Vorfeld der Veröffentlichung reagiert: Über
seinen Anwalt Ralf Höcker schickte er einen Brief an die Autoren, in dem er
kritisiert, er habe keine Gelegenheit bekommen, sich zu den
„Verdachtsmomenten“ in der Studie zu äußern. Zu den Inhalten seiner Zitate
äußert er sich nicht.
22 Nov 2022
## LINKS
[1] https://www.fr.de/politik/bildet-ein-phantom-mit-rechter-vergangenheit-bund…
[2] /Rechter-Professor-in-Polizeiakademie/!5814610
[3] https://www.xn--jbs-tna.de/media/excerpts/ethno-religioese-brueckenkoepfe-p…
## AUTOREN
Friederike Grabitz
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