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# taz.de -- Nordkorea feuert Rakete ab: Erneute Machtdemonstration
> Nordkorea feuert eine atomwaffenfähige Rakete ab. Der Test überschattet
> den Asien-Pazifik-Gipfel in Bangkok, wo sich die USA und Südkorea
> treffen.
Bild: Übertragung eines Raketentests im Fernsehen
Seoul/Bangkok/Washington dpa | Nordkorea hat nach südkoreanischen Angaben
erneut eine atomwaffenfähige Rakete abgefeuert, die theoretisch
US-Territorium erreichen kann. Die wiederholte Machtdemonstration des von
Machthaber Kim Jong Un regierten Landes überschattete am Freitag den
Auftakt des [1][Asien-Pazifik-Gipfels in Bangkok], wo die USA, Südkorea und
andere Staaten wegen des Raketentests am Rande zu einer
Dringlichkeitssitzung zusammenkommen wollten. Interkontinentalraketen
(ICBM) gelten als wichtigstes Trägermittel von Atomwaffen.
Die Regierungen in Seoul und Tokio warfen dem weithin isolierten
Nachbarland am Freitag ernsthafte Provokation vor. Der Nationale
Sicherheitsrat des Weißen Hauses in Washington verurteilte den Test einer
„ballistischen Langstreckenrakete“ und rief Pjöngjang zugleich zu ernst
gemeinten Verhandlungen auf. „Die Tür für Diplomatie ist nicht geschlossen,
doch muss Pjöngjang sofort seine destabilisierenden Aktionen stoppen und
sich stattdessen zu diplomatischem Engagement entschließen“, sagte die
Sprecherin Adrienne Watson.
Die Rakete sei nach dem Start in der Region um die Hauptstadt Pjöngjang bei
einer Flughöhe von bis zu 6100 Kilometern etwa 1000 Kilometer weit ostwärts
in Richtung Meer geflogen, teilte der südkoreanische Generalstab mit. Die
Rakete stürzte nach Angaben des japanischen Ministerpräsidenten Fumio
Kishida wahrscheinlich innerhalb Japans exklusiver Wirtschaftszone ins Meer
– einer 200-Meilen-Zone vor der Küste.
Kishida, der sich anlässlich des Apec-Gipfels in Bangkok aufhielt,
verurteilte den erneuten Raketentest aufs Schärfste. Nordkoreas
Provokationen seien „nicht hinnehmbar“. Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol
ordnete laut seinem Büro an, die gemeinsame Verteidigung seines Landes mit
den USA zu verstärken. Auch forderte Yoon eine Reaktion des
UN-Sicherheitsrats.
## Signal an die USA
UN-Resolutionen untersagen der selbst erklärten Atommacht Nordkorea die
Erprobung von ballistischen Raketen jeglicher Reichweite, die je nach
Bauart mit einem nuklearen Gefechtskopf bestückt werden können. Zu ICBM
zählen Raketen mit einer Reichweite von mindestens 5.500 Kilometern. Nach
Angaben von Experten ist es dabei nicht unüblich bei Nordkorea, für Tests
von militärischen Raketen mit großen Reichweiten bewusst eine steile
Flugbahn zu wählen.
Nordkoreas Entwicklung strategischer Raketen mit Reichweiten von Tausenden
Kilomtern richtet sich dabei besonders gegen die USA, denen Pjöngjang eine
feindselige Politik vorwirft. Mit dem jüngsten Raketentest will Nordkorea
deshalb nach Einschätzung von Beobachtern neben der Verfolgung
waffentechnischer Ziele auch ein klares Signal an die USA senden.
Außenministerin Choe Son Hui hatte am Donnerstag mit „heftigeren
militärischen Gegenaktionen“ gegen Pläne der USA gedroht, ihre
Militärpräsenz in der Region zu verstärken. Choe spielte auf das Treffen
von US-Präsident Joe Biden mit Kishida und Yoon am vergangenen Sonntag an.
Bei dem Dreier-Treffen am Rande des Gipfels des südostasiatischen
Staatenverbundes Asean in Kambodscha hatte Biden die Entschlossenheit
seines Landes betont, die „erweiterte Abschreckung“ zu verstärken. Darunter
verstehen die USA die „volle Bandbreite“ ihrer militärischen Fähigkeiten
zur Verteidigung Südkoreas und Japans – einschließlich Atomwaffen.
## Mehr als 50 Raketentest seit Beginn des Jahres
Südkoreas Militär geht davon aus, dass Nordkorea zuletzt Anfang November
eine ICBM abgeschossen hat. Damals soll es nach der Startphase zu Problemen
gekommen sein. Wie schon am 3. November habe Nordkorea diesmal offenbar
wieder seine größte ICBM vom Typ Hwasong-17 abgefeuert, berichtete die
südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf eine Quelle im
Verteidigungsministerium.
Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel haben zuletzt wieder deutlich
zugenommen. Seit Beginn des Jahres gab es bereits mehr als 50
nordkoreanische Raketentests – allein Anfang November erfasste Südkoreas
Militär mehr als 25. Washington und Seoul gehen davon, dass Nordkorea auch
bereit ist, einen neuen Atomtest zu unternehmen. Experten befürchten, dass
sich die Spannungen weiter hochschaukeln und schon geringste
Fehlkalkulationen auf einer der beiden Seiten gefährlichste Konsequenzen
nach sich ziehen könnten.
18 Nov 2022
## LINKS
[1] /Asean-Gipfel-in-Kambodscha/!5891980
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