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# taz.de -- Fifa verbietet Trauerflor: Argentinien darf nicht weinen
> Argentiniens Regierung wollte bei der 1:2-Niederlage gegen Saudi-Arabien
> einer verstorbenen Menschenrechtlerin gedenken. Die Fifa untersagte dies.
Bild: Argentinische Fans beim Public-Viewing in Buenos Aires nach dem Siegtor v…
Nachdem am Sonntag der Tod der argentinischen Menschenrechtsaktivistin Hebe
de Bonafini bekannt wurde, hatte die Regierung eine dreitägige Staatstrauer
angeordnet. [1][Die Mitgründerin und Präsidentin der
Menschenrechtsorganisation Madres de Plaza de Mayo] war im Alter von 93
Jahren in einem Krankenhaus in La Plata in der Provinz Buenos Aires
gestorben.
Landesweit wurden die Fahnen auf halbmast gesenkt. Argentiniens staatlicher
Fernsehsender TV Publica reagierte entsprechend. Beim Eröffnungsspiels der
WM zwischen Katar und Ecuador hatte der Staatssender neben seinem
Erkennungsemblem am oberen Bildrand eine kleine schwarze Trauerschleife
eingeblendet.
Auch am Montag war der Trauerflor bei der [2][Übertragung] des Spiels
Niederlande – Senegal zu sehen, aber nach 15 Minuten plötzlich
verschwunden. Schnell war klar, dass die Fifa interveniert hatte. „Das
öffentliche Fernsehen bringt seine Trauer über den Tod von Hebe de Bonafini
zum Ausdruck. Aufgrund der Fifa-Bestimmungen darf unser Sender keine
Grafiken einfügen, sodass wir die schwarze Schleife während der Spiele als
Zeichen der Trauer nicht zeigen können“, erklärte die Kommentatorin des
Spiels, Ángela Lerena, während der laufenden Übertragung.
Laut Reglement trete die Fifa die Rechte für die Übertragung ihrer Spiele
ab, allerdings ohne grafische Zusätze auf dem Bildschirm. Zudem müssen sich
die Sendungen „auf den Fußball konzentrieren“, ohne religiöse oder
politische Botschaften, hieß es nach Spielschluss aus dem Sender. Das
Trauerflorverbot beschränkt sich damit nicht nur auf die Partien selbst,
sondern auf alle von der WM gezeigten Beiträge. So verschwand die
Trauerschleife auch, als sich die argentinische Mannschaft am Dienstag vor
ihrem Auftaktspiel gegen Saudi-Arabien warmlief und TV Publica live
übertrug.
## Messi trug neutrale Kapitänsbinde
Wer erwartet hatte, die Mannschaft würde mit einer schwarzen Armbinde
auflaufen, wurde enttäuscht. Denn wie die renommierte Onlinezeitung
[3][Infobae] meldete, hatten Regierungsvertreter Argentiniens
Fußballverband AFA eine entsprechende Aufforderung überbracht. Doch der
Verband erklärte sich für nicht zuständig. Das müsse die Fifa entscheiden,
deren Reglement für Weltmeisterschaften politische Logos bei Spielen
verbiete, so der Tenor, und schob die offizielle Anfrage an die Fifa
weiter. Was dort damit passierte, ist nicht bekannt.
Das Verhalten der AFA ist nicht verwunderlich, hatte sich der Verband doch
auch aus der in Europa heftig geführten Debatte über die Kapitänsbinden
komplett herausgehalten.
Die Unterwürfigkeit der AFA gegenüber der Fifa ist bekannt und die wie
geschmiert laufende Zusammenarbeit ist schon oft beschrieben worden.
Entsprechend war auch Argentiniens Superstar Lionel Messi beim Auftaktspiel
mit einer völlig neutralen Binde am Arm aufgelaufen. Noch nicht einmal mit
einem von der Fifa vorgegebenen Textaufdruck.
Die Fahnen am Río de la Plata hingen wegen Hebe de Bonafinis Tod zwar auch
am Dienstag auf halbmast, aber während des Spiels musste die offizielle
Trauer pausieren. Und nach der völlig überraschenden 1:2-Niederlage gegen
Saudi-Arabien fiel Argentinien ohnehin in eine Schockstarre.
22 Nov 2022
## LINKS
[1] /Zum-Tod-Hebe-de-Bonafinis/!5896306
[2] https://www.perfil.com/noticias/actualidad/fifa-hizo-tv-publica-retire-cres…
[3] https://www.infobae.com/politica/2022/11/20/el-gobierno-pidio-a-la-afa-que-…
## AUTOREN
Jürgen Vogt
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