# taz.de -- Proteste in Iran: Festgenommenen droht Todesstrafe | |
> In Teheran sind mehr als 300 Personen angeklagt worden, doch die Proteste | |
> an der Scharif-Uni gehen weiter. Studierende wehren sich gegen | |
> Geschlechtertrennung. | |
Bild: Zu den Protesten in Iran gibt es viele Solidaritätsaktionen wie hier am … | |
TEHERAN AFP/dpa | Im Zusammenhang mit den [1][regierungskritischen | |
Protesten im Iran] sind in der Hauptstadt Teheran mehr als 300 Menschen | |
angeklagt worden. Dem vom Justizportal Misan Online zitierten Staatsanwalt | |
von Teheran, Ali Salehi, zufolge droht einem Teil von ihnen die | |
Todesstrafe. Demnach werde „vier Randalierern“ der Straftatbestand „Krieg | |
gegen Gott“ (Moharebeh) vorgeworfen, der mit der Todesstrafe geahndet | |
werden kann. | |
Salehi erklärte weiter, den Angeklagten werde auch vorgeworfen, „eine Waffe | |
benutzt zu haben, um die Gesellschaft und das Volk zu terrorisieren, | |
Sicherheitsbeamte verletzt, staatliches Eigentum angezündet und zerstört zu | |
haben, mit dem Ziel, das heilige System der Islamischen Republik Iran | |
anzugreifen“. | |
Insgesamt würden 315 Menschen der „Versammlung und Absprache gegen die | |
Sicherheit des Landes“, der „Propaganda“ gegen die staatliche Macht und d… | |
„Störung der öffentlichen Ordnung“ beschuldigt. | |
Am Montag hatten Studierende an verschiedenen Universitäten ihren Protest | |
gegen den repressiven Führungskurs des Landes fortgesetzt. An mehreren | |
Hochschulen der Hauptstadt Teheran zeigten junge Frauen und Männer ihren | |
Unmut gegen das islamische Regierungssystem, wie iranische Medien | |
berichteten. | |
## Regierungssprecher an Uni ausgebuht | |
Bei einem Vortrag an einer Technischen Universität wurde Irans | |
Regierungssprecher Ali Bahadori Dschahromi von Studierenden ausgebuht. | |
„Hört mir zu, hört mir zu“, rief Dschahromi, wie die Zeitung Shargh | |
berichtete. Mehrfach waren in einem Video auch die Rufe „Tod dem Diktator“ | |
zu hören. Der Regierungssprecher suchte zunächst den Dialog, verließ aber | |
schließlich die Universität. „Zisch ab“, rief die Menge. | |
An der renommierten Scharif-Universität setzten sich Studierende gegen die | |
obligatorische Geschlechtertrennung in einer Kantine zur Wehr. Auf Bildern | |
in sozialen Netzwerken war zu sehen, wie Frauen und Männer auf dem Campus | |
bei einem Picknick gemeinsam beisammensaßen. Die Mensa der Universität war | |
von der Unileitung geschlossen worden, nachdem am Wochenende bereits | |
Studierende die obligatorische Geschlechtertrennung missachteten. Viele | |
Frauen legten dort auch ihr Kopftuch ab. | |
Als Reaktion darauf riegelten Anhänger der Basidsch-Milizen den Eingang der | |
Kantine in Teheran ab. Schließlich sollen die Studierenden die Barrikaden | |
wieder entfernt haben. Als Reaktion auf den Vorfall kündigte der Vorstand | |
der Universität an, die beteiligten Studierenden einer Kommission zu | |
melden. Ihnen drohen nun Strafen wegen der Verstöße gegen die | |
Geschlechtertrennung. | |
Eine Dozentin der Uni Teheran veröffentlichte auf Twitter ein Foto, das sie | |
ohne Kopftuch zeigte. „Wir werden nicht zurückkehren“, schrieb Mona | |
Chatami. Studierende der Universität bestätigten die Echtheit des Accounts. | |
## Angespannte Stimmung an der Scharif-Uni | |
Vor wenigen Wochen waren auf dem Campus der Scharif-Universität Proteste | |
von Sicherheitskräften gewaltsam niedergeschlagen worden. Polizisten und | |
Milizen riegelten den Campus zwischenzeitlich ab. Die Stimmung war seitdem | |
angespannt. Die Hochschulleitung setzte Veranstaltungen in Präsenz danach | |
für einige Zeit aus. | |
Der Iran wird seit dem Tod der 22-jährigen iranischen Kurdin Mahsa Amini am | |
16. September von einer Protestwelle erschüttert. Amini war in Teheran von | |
der Sittenpolizei verhaftet worden, weil ihr ein Verstoß gegen die strenge | |
Kleiderordnung des Landes vorgeworfen wurde. Nach ihrem Polizeigewahrsam | |
verstarb sie. | |
Bei den regimekritischen Protesten infolge von Aminis Tod kamen bereits | |
Dutzende Menschen ums Leben, die meisten von ihnen Demonstranten, aber auch | |
Angehörige der Sicherheitskräfte. Hunderte von Demonstranten wurden | |
festgenommen. Die iranischen Behörden haben bisher keine Gesamtzahl der | |
Verhaftungen seit dem 16. September vorgelegt. | |
25 Oct 2022 | |
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