# taz.de -- Vorschlag der Wirtschaftsweisen: Spitzenidee | |
> Die Regierung verschwendet Milliarden, indem sie auch Reiche beglückt, | |
> erkennen die Wirtschaftsweisen. Ein Wandel kann trotz FDP stattfinden. | |
Bild: Frag die Maus … äh die Wirtschaftsweisen. Christian Lindner beim Tag d… | |
Die Wirtschaftsweisen veröffentlichen ihren neuen Bericht erst an diesem | |
Mittwoch, doch schon vorab sorgt er für medialen Trubel. Denn die fünf | |
ÖkonomInnen stellen eine Forderung auf, die man nie von ihnen erwartet | |
hätte: Sie wollen die Reichen höher besteuern. | |
Bemerkenswert ist auch, dass sich die fünf komplett einig sind. [1][Die | |
Ukrainekrise] hat auch die Ökonomen verändert. | |
Der Bericht stellt zwei zentrale Fragen: Wer wird [2][von der Krise] | |
besonders getroffen? Und wie kann der Staat am besten helfen? Die Analyse | |
der Ökonomen ist eindeutig. Die steigenden Energie- und | |
Nahrungsmittelpreise belasten vor allem die Armen, denn sie sind gezwungen, | |
ihr gesamtes Geld für die absoluten Grundbedürfnisse auszugeben. Die | |
Reichen hingegen können große Teile ihres Einkommens sparen und spüren die | |
steigenden Preise nicht so deutlich. Trotzdem wurden die Reichen staatlich | |
begünstigt: Sie profitierten vom „Tankrabatt“, der sich bei großen Autos | |
besonders lohnte – und sie werden dank der Gaspreisbremse ihre Villen | |
kostengünstig heizen können. | |
Es ist nicht trivial, dass die Regierung Milliarden verschwendet, indem sie | |
auch die Reichen beglückt. Denn der Staat ist am Limit. Er kann Schulden | |
aufnehmen, aber nicht grenzenlos. Also ist es vernünftig, die | |
Spitzenverdiener an den Krisenlasten zu beteiligen. | |
Allerdings ist es in Deutschland nicht einfach, [3][Steuern zu erhöhen]. | |
Fast immer muss der Bundesrat zustimmen. Die Union hat im Bundesrat jedoch | |
eine Vetomacht, was sie derzeit nutzt, um die Hartz-IV-Reform zu | |
torpedieren. Auch in der Regierung selbst sitzen Blockierer: Im | |
Wahlprogramm der FDP stand ausdrücklich, dass sie die Steuerlast der | |
Reichen senken will. | |
Trotzdem könnte es sein, dass Liberale und Union eine Steuererhöhung für | |
die Reichen nicht blockieren können. Entscheidend ist, wie die Umfragen zu | |
dem Thema ausfallen. Wenn eine breite Mehrheit Gerechtigkeit fordert, | |
springt dieses Gefühl auch auf die Reichen über. Denn sie leben ja nicht | |
auf einer Insel, sondern sind Teil der Gesellschaft – und ihrer Stimmungen. | |
Das zeigt die Vergangenheit: Unter Helmut Kohl lag der Spitzensteuersatz in | |
den 80er Jahren lange bei stolzen 56 Prozent, und niemand wäre auf die Idee | |
gekommen, den CDU-Kanzler als „Sozialisten“ zu beschimpfen. | |
Die Wirtschaftsweisen sind optimistisch, dass die Ukrainekrise nicht ewig | |
währt. Daher sollen die Reichen die erhöhten Steuersätze nur bis Frühjahr | |
2024 zahlen. Diese Frist ist bedauerlich. Auch in normalen Zeiten gibt es | |
Aufgaben, für die noch Geld fehlt – zum Beispiel in der Pflege. | |
8 Nov 2022 | |
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## AUTOREN | |
Ulrike Herrmann | |
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