# taz.de -- Baerbock in Zentralasien: Bodenschätze versus Bürgerrechte | |
> Die Außenministerin ist in Kasachstan und Usbekistan unterwegs. Dabei | |
> signalisiert Baerbock ein klares Interesse an wirtschaftlicher | |
> Kooperation. | |
Bild: Empfang beim usbekischen Kollegen: Außenministerin Annalena Baerbock am … | |
TASCHKENT taz | Die nächste Station in Zentralasien: Taschkent. Nach | |
Kasachstan reist Bundesaußenministerin Annalena Baerbock weiter nach | |
Usbekistan. Auch hier gibt es engste Verbindungen nach Russland und nach | |
China. [1][Noch größer sind die Schätze an seltenen Erden, an Gold, Silber | |
und Kupfer.] Und noch größer sind auch die Fragen, wenn es um Bürgerrechte, | |
um Versammlungsrechte, um den Kampf gegen Kinderarbeit oder Umweltschutz | |
geht. | |
Baerbock hat zudem auch nicht vergessen, wie sehr das zentralasiatische | |
Entwicklungsland 2021 zu dem Drehkreuz wurde, das für Tausende Menschen die | |
Rettung bedeutete. Als die Taliban im August 2021 das Regime in Afghanistan | |
übernahmen, konnten viele Ortskräfte, darunter bedrohte Menschen, über | |
Taschkent ausgeflogen werden. Nicht nur nach Deutschland, sondern auch in | |
andere EU-Staaten, in die USA und nach Kanada. Zugleich war die Strecke der | |
Versorgungsweg für Lebensmittel, Kleidung, medizinisches Material. „Für | |
diese Solidarität sind wir mehr als dankbar“, sagte die deutsche | |
Außenministerin nach einem Treffen mit ihrem usbekischen Amtskollegen | |
Wladimir Norow in Taschkent. | |
Auch ein gutes Jahr später soll die Aufnahme gefährdeter Menschen aus | |
Afghanistan in Deutschland weiter vorangehen. Baerbock verwies auf das | |
Bundesaufnahmeprogramm, das sie mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser | |
(SPD) vereinbart hat. [2][1.000 Menschen pro Monat sollen in Deutschland | |
aufgenommen], und die Ausreise soll auch über Usbekistan vereinfacht | |
werden. Vor allem in Pakistan warten bisher Tausende Geflüchtete auf eine | |
Möglichkeit, weiterzureisen. Doch Baerbock macht auch klar: Das | |
Taliban-Regime werde nicht anerkannt. Sie haben den Menschen ihre Freiheit | |
genommen, sagt sie: „Den Frauen rauben die Taliban ihr Recht auf Freiheit, | |
auf Zukunft, auf Leben. Denn: Überleben ist etwas anderes als leben.“ | |
Der Krisenherd Afghanistan – er liegt vor der Haustür Usbekistans. Die | |
Regierung in Taschkent aber will die Taliban nicht isolieren. Man könne | |
dieses Land mit diesen Problemen nicht allein lassen, sagt Norow. Aus | |
usbekischer Sicht ist auch die internationale Sicherheit und die des | |
eigenen Landes in Gefahr, wenn es keine guten Vereinbarungen mit den | |
Taliban gibt. Norow appelliert zudem an die Weltgemeinschaft, Afghanistan | |
nicht im Stich zu lassen. [3][Der Zustand für die Menschen vor Ort wäre | |
katastrophal] und im Winter dürfte sich die Lage verschlimmern. | |
## Seitenhieb in Richtung Kanzleramt | |
In Usbekistan will Baerbock auch über China sprechen, das verstärkt auf die | |
reichhaltigen Bodenschätze des zentralasiatischen Landes zugreifen möchte. | |
Wie wichtig die Unabhängigkeit von China ist, macht die | |
Bundesaußenministerin in Taschkent einmal mehr mit einem Seitenhieb in | |
Richtung Kanzleramt klar. Bundeskanzler Olaf Scholz will in dieser Woche | |
nach China reisen. Baerbock verweist in Taschkent auf die Vereinbarungen im | |
Koalitionsvertrag: Faire Wettbewerbsbedingungen, Menschenrechte, die | |
Anerkennung von internationalem Recht seien die Grundlage für alle | |
internationalen Kooperationen. Angesprochen auf den Zeitpunkt der Reise | |
verweist sie auf die Entscheidung des Kanzlers. | |
Wie in Kasachstan geht es Baerbock in Usbekistan auch um ein Signal an die | |
Staaten: Wir wollen mit euch zusammenarbeiten – unter bestimmten | |
Bedingungen. Begleitet wird die Außenministerin von einer | |
Wirtschaftsdelegation. Derzeit sind rund 200 deutsche Unternehmen in | |
Usbekistan tätig, viele als Zulieferer oder Ausrüster. Die Bundesregierung | |
fördert zudem Aus- und Bildungsprogramme vor Ort. | |
1 Nov 2022 | |
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## AUTOREN | |
Tanja Tricarico | |
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