# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Biden warnt vor Armageddon | |
> Ukraines Präsident Selenski schockt mit Forderung nach | |
> „Präventivschlägen“ gegen russischen Atonmwaffeneinsatz. Sprecher | |
> relativiert die Formulierung. | |
Bild: Lapsus oder rhetorische Eskalation? Ukraines Präsident Wolodimir Selensk… | |
## Selenski: „Präventivschläge“ gegen Atomwaffeneinsatz | |
Die Nato muss nach Ansicht des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski | |
die Möglichkeit eines [1][russischen Atomwaffeneinsatzes] verhindern – | |
notfalls mit Präventivschlägen. Selenski betonte bei einem Auftritt vor dem | |
Lowy Institut am Donnerstag die Bedeutung von Präventivmaßnahmen. | |
Die Nato „muss die Möglichkeit eines Atomwaffeneinsatzes durch Russland | |
ausschließen. Wichtig ist aber – ich wende mich wie vor dem 24. Februar | |
deshalb an die Weltgemeinschaft – dass es Präventivschläge sind, damit sie | |
wissen, was ihnen blüht, wenn sie sie anwenden.“ Er betonte: „Nicht | |
umgekehrt: Auf Schläge von Russland warten, um dann zu sagen: „Ach, du | |
kommst mir so, dann bekommst du jetzt von uns““. | |
Selenskis Sprecher Serhij Nykyforow betonte umgehend, dessen Forderung sei | |
falsch verstanden worden. Der ukrainische Präsident habe lediglich gesagt, | |
vor dem 24. Februar – dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die | |
Ukraine – seien Präventivmaßnahmen nötig gewesen, um den Krieg zu | |
verhindern. | |
In seiner Rede lehnte der ukrainische Präsident Gebietsabtretungen an | |
Russland ab, um Kremlchef Wladimir Putin zu beschwichtigen und einen | |
Frieden zu erzielen. Der Aggressor dürfe für das Losschlagen des Kriegs | |
nicht belohnt, sondern müsse besiegt werden. Einen Atomschlag gegen die | |
Ukraine werde Putin nicht überleben, so der 44-Jährige. (dpa) | |
## Kreml: Selenski fordert Beginn des Dritten Weltkriegs | |
Der Kreml hat die Äußerungen Selenskis in Richtung Nato zu möglichen | |
Präventivschlägen gegen Russland scharf verurteilt. „Die Erklärungen | |
Selenskis sind nichts anderes als ein Aufruf zum Beginn des Dritten | |
Weltkriegs mit unvorhersehbaren schrecklichen Folgen“, sagte Kremlsprecher | |
Dmitri Peskow am Donnerstag. Auch das russische Außenministerium | |
kritisierte Selenskis Äußerungen heftig. | |
Laut Peskow lenken die USA und Großbritannien die Handlungen Kiews. | |
Außenamtssprecherin Maria Sacharowa behauptete, der Westen zettele einen | |
Atomkrieg an. „Jeder Mensch auf dem Planeten muss erkennen, dass die mit | |
Waffen vollgepumpte und unstabile Marionette Selenski sich in ein Monster | |
verwandelt hat, mit dessen Händen man den ganzen Planeten vernichten kann“, | |
sagte sie. (dpa) | |
## Biden: Seit 60 Jahren nicht so nah am „Armageddon“ | |
US-Präsident Joe Biden sieht die Gefahr einer atomaren Konfrontation mit | |
katastrophalen Folgen nach Drohungen aus dem Kreml so groß wie seit 60 | |
Jahren nicht mehr. Die Welt habe seit der [2][Kuba-Krise 1962] nicht vor | |
der Aussicht auf ein „Armageddon“ gestanden, sagte Biden am Donnerstag | |
(Ortszeit) laut mitreisenden Journalisten bei einem Auftritt in New York. | |
Er kenne Putin ziemlich gut, so Biden demnach. Der Kremlchef scherze nicht, | |
wenn er über den potenziellen Einsatz taktischer Atomwaffen sowie Chemie- | |
und Biowaffen spreche, da das russische Militär in den Kampfhandlungen in | |
der Ukraine schwächele. | |
Biden stellte auch die russische Nukleardoktrin infrage. Der Einsatz einer | |
taktischen Kernwaffe könne schnell außer Kontrolle geraten und globale | |
Zerstörung bringen, warnte er. Er sehe kein Szenario, in dem man einfach | |
eine solche Waffe nutzen und „nicht im Armageddon landen“ würde. (dpa/ap) | |
## Selenski fordert AKW-Rückgabe an Kiew | |
In seiner abendlichen Videoansprache forderte Ukraines Präsident Selenski | |
den Westen dazu auf, den Druck auf Moskau hochzuhalten – auch um die | |
Rückgabe des [3][annektierten AKW Saporischschja] zu erzwingen. „Ich danke | |
allen für ihre Unterstützung, die für die Rückgabe der vollen ukrainischen | |
Kontrolle über das Kraftwerk und dessen vollständige Entmilitarisierung | |
kämpfen“, sagte Selenski. Die 500 russischen Soldaten in der Nuklearanlage | |
bezeichnete er als Katastrophenrisiko. | |
Kremlchef Putin hatte am Mittwoch im Zuge der Annexion das AKW [4][für | |
Russland in Besitz genommen]. Selenski nannte den Schritt „wertlos und | |
dumm“. Ein Kernkraftwerk sei kein Palast, den man stehlen könne, spielte er | |
auf Enthüllungen zu Putins Luxuspalast am Schwarzen Meer an. Zugleich | |
bedankte sich Selenski beim Chef der Internationalen Atomenergiebehörde | |
(IAEA), Rafael Grossi. Dieser habe ihm versichert, dass die IAEA allein die | |
Ukraine als Besitzer des AKW betrachte. | |
Auch von der EU forderte Selenski diplomatischen Druck, um die Rückgabe des | |
AKW zu erreichen. Sonst sei die Ukraine nicht in der Lage, überschüssigen | |
Strom für den Export in die EU zu produzieren. Er lobte das neue | |
[5][EU-Sanktionspaket]. Zugleich drängte er darauf, dass Russland keine | |
Gewinne mehr aus dem Öl- und Gasverkauf ziehen dürfe. (dpa) | |
## Putin feiert seinen 70. Geburtstag | |
Russlands Präsident [6][Wladimir Putin] wird an diesem Freitag 70 Jahre | |
alt. Das Jubiläum will er in seiner Heimatstadt begehen – in St. Petersburg | |
empfängt er im prunkvollen Konstantinpalast Staatsgäste. Es sei ein | |
„informeller Gipfel“ der Staatschefs der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten | |
(GUS) geplant, teilte Kremlsprecher Dmitri Peskow mit. Zuvor hatte er | |
betont, dass Putin das Jubiläum arbeitend bei zahlreichen Terminen | |
verbringen werde. Geplant seien am Freitag zudem mehrere Telefonate. | |
Putin dürfte mit dem Empfang im Palast einmal mehr demonstrieren wollen, | |
dass er trotz seines Angriffskrieges gegen die Ukraine international nicht | |
isoliert ist. Zur GUS, einer Nachfolgeorganisation der vor gut 30 Jahren | |
zerfallenen Sowjetunion, gehören auch die autoritär regierten | |
zentralasiatischen Staaten Kasachstan, Usbekistan und Tadschikistan. | |
Mitglieder in dem Staatenbund sind zudem unter anderem Belarus, das als | |
letzte Diktatur Europas gilt, sowie die Südkaukasusstaaten Armenien und | |
Aserbaidschan. Peskow nannte zunächst keine Namen von der Gästeliste. Im | |
Konstantinpalast empfängt Putin, der bisweilen im Volksmund auch „Zar“ | |
genannt wird, immer wieder Gäste aus aller Welt an festlich gedeckten | |
Tafeln. Besonders die Paläste in St. Petersburg erinnern an den Glanz aus | |
Zarenzeiten. (dpa) | |
7 Oct 2022 | |
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