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# taz.de -- Nachtzug von Bukarest nach Budapest: Eigenes Klopapier mitbringen!
> Der Nachtzug von Bukarest und Budapest hat komfortable An- und
> Abfahrtszeiten. Die Toiletten lassen allerdings zu wünschen übrig.
Bild: Von hier in Budapest startet das Abenteuer Richtung Bukarest
Budapest taz | Wer von Budapest nach Bukarest mit dem Zug fahren will,
reist am besten nachts: 16 Stunden dauert die Fahrt, man kann also entweder
um 6 Uhr morgens in den Zug steigen und den ganzen Tag dort verbringen oder
die Fahrzeit schlafend verbringen.
Mit der Verbindung ab 17.45 Uhr bekommt man auch noch ein Zweibettabteil
oder ein Einzelbett in der ersten Klasse. Für den Zug ab 21.55 Uhr kann man
nur Sitzplätze oder Betten im Vierbettabteil buchen, dafür wird man nicht
mitten in der Nacht für Grenzkontrollen aufgeweckt.
Für das Viererliegewagenabteil verkauft der Schalter in Bukarest noch am
Vortag ein Ticket zu umgerechnet 55 Euro. Die Buchungsseite der rumänischen
Bahn streikte dagegen vorher tagelang und auch über internationale
Buchungsseiten wie von der Deutschen Bahn, ÖBB oder Trainline.eu ist ein
Ticketkauf nicht möglich. Aber die Preise steigen vor der Abfahrt nicht
stark an und Ende des Sommers ist es immer möglich, auch am selben Tag ein
Zugticket am Schalter zu bekommen – dann für umgerechnet 60 Euro.
## Auf die Mitreisenden kommt es an
Mit einem Vierer- oder Sechserliegewagenabteil kann man Glück oder Pech
haben: Entweder man kann vor stickiger Luft und Schnarchern kaum schlafen
oder man hat doch etwas mehr Platz für sich und lernt auf der Fahrt sogar
noch nette Mitreisende kennen, die die Langeweile verkürzen.
Der Bahnsteig in Bukarest ist schon um 21.30 Uhr so voll, dass man sich
fragt, wie alle diese Leute in einen Zug passen sollen. Der Nachtzug selbst
kommt erst um 21.45 Uhr an und löst Chaos aus, weil es natürlich keine
Wagenstandanzeigen gibt und alle den einen Schaffner am Anfang des Zuges
bedrängen, wo sie denn hin müssten. Hier hat der Zug sogar noch eine erste
Klasse und auch Zweierliegewagenabteile, die werden allerdings in Timișoara
kurz vor der rumänisch-ungarischen Grenze abgehängt.
Der Liegewagen Richtung Budapest ist zum Glück recht leer. Im richtigen
Wagen und Abteil angekommen, nimmt die Zugbegleiterin die Tickets ab und
verteilt dafür frische, eingeschweißte Wäsche. Beziehen muss man die Betten
selbst, die Tickets werden erst am Morgen zurückgegeben.
Die Abteile sehen nach alten ausrangierten Wagen der Deutschen Bahn oder
Erbe der Sowjetunion aus. Die einzelnen Liegen sind sogar mit Leselichtern
ausgestattet – die allerdings nicht mehr funktionieren. Wenigstens die
einzige Steckdose im Abteil funktioniert. Da muss man sich nur einig
werden, wer wann das eigene Handy laden darf. Die Fenster und Türen haben
Vorhänge, die jedoch nicht ausreichen, um die Lichter der Gleise und
Bahnhöfe abzuschirmen. Eine Schlafmaske ist also empfehlenswert.
## Der Zug schaukelt die Reisenden in den Schlaf
Der größte Luxus des 21.55-Zugs nach Budapest ist, dass man trotz
Grenzübergang am Rande des Schengenraums durchschlafen kann: Die
Grenzkontrolle auf rumänischer Seite ist erst um 9.19 Uhr; etwa eine halbe
Stunde später kommen dann die ungarischen Beamten in den Zug, um ebenfalls
in jedem Abteil die Pässe zu kontrollieren.
Von Grenzbeamt*innen wird man also in der Nacht nicht geweckt. Einen
komplett ruhigen Schlaf darf man aber trotzdem nicht erwarten: Die
rumänischen Gleise sind nicht gut ausgefüllt und begleiten einen daher mit
einem rhythmischen Schaukeln und Klappern. Das Schaukeln schläfert gut ein,
aber nachts bremst und beschleunigt der Zug manchmal so stark, dass man
davon aufwacht und das Gefühl hat, gegensteuern zu müssen, um nicht aus dem
Bett zu fallen. Außerdem sind die Betten mit circa 1,80 Meter recht knapp
bemessen und werden für größere Menschen schnell unbequem.
Bis 12.50 Uhr ungarischer Zeit hat man aber genug Zeit, sich vor der
Ankunft in Budapest noch ein wenig auszuruhen und die Landschaft zu
genießen. Hier kann man sich außerdem sehr gut ausbreiten, falls die
Bettnachbarn doch nicht die nettesten sind, oder einige noch schlafen und
andere sich unterhalten wollen: In Ungarn hat das komplette
Liegewagenabteil nämlich plötzlich nur noch fünf Passagiere.
Nette Mitreisende und Gespräche über Abenteuer in osteuropäischen Zügen
verkürzen die Zeit nach der Grenzkontrolle. Und in Budapest kommt man zur
perfekten Zeit an, um gleich die Unterkunft zu beziehen und die ersehnte
Dusche zu nehmen. Die Toiletten sind nämlich nicht die annehmbarsten und
selbst der Waschraum, der nur mit einem Waschbecken ausgestattet ist,
stinkt am Morgen verdächtig. Wer kann, sollte den Klogang auf die Ankunft
verschieben, alle anderen nehmen lieber ausreichend Desinfektionsmittel und
eigenes Klopapier mit.
Die Uhrzeiten von Abfahrt, Grenzkontrollen und Ankunft sind der größte
Vorteil dieser Nachtzugverbindung. Der Rest ist wie die meisten
Zugverbindungen in dieser Region eher etwas für Abenteurer. Aber in
Ermangelung eines Zweierprivatabteils kann man auch leicht mit Mitreisenden
ins Gespräch gekommen und wer sich mit denen gut versteht, hat vielleicht
auch gleich Freunde in Budapest.
22 May 2023
## AUTOREN
Jelena Malkowski
## TAGS
Serie Nachtzugkritik
Bahnfahren
Reiseland Ungarn
Rumänien
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