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# taz.de -- NPD in Schleswig-Holstein: Getarnter rechter Protest
> Am Samstag will die NPD in Neumünster demonstrieren. Sie will damit aus
> der Krise Kapital schlagen.
Bild: Will auch in Neumünster Flagge zeigen: rechtsextreme NPD
Die rechten Proteste gegen die steigenden Alltagskosten gehen nicht nur
weiter, in Sachsen erfahren die Demonstrationen wegen der gestiegenen
Lebensmittel- und Energiepreise starken Zulauf. Aus Leidensgemeinschaften
erstarken in mehreren Bundesländern Widerstandsgemeinschaften. [1][In
Niedersachsen brachte der Protest der AfD 18 Mandate im Landtag]. Die NPD
hofft in Schleswig-Holstein nun, die berechtigten Sorgen wegen der
Sanktionen gegen Russland nutzen zu können – aber nicht offiziell.
Am kommenden Samstag soll in Neumünster eine Demonstration stattfinden. Das
Motto: „Energiekrise beenden – bürgerfeindliche Politik stoppen!“ Bunte
Piktogramme von Menschen – Mann und Frau, jung und alt – zieren den Aufruf.
In farbigen Lettern wird dazu aufgerufen, sich zum Auftakt vor dem Bahnhof
zu versammeln. Die Aufmachung des Aufrufs erinnert an die Appelle für
Aktionen [2][gegen die staatlichen Pandemiemaßnahmen]. So sollen ebenso
Transparente, Plakate, Fahnen, Trillerpfeifen, Trommeln und Tröten
mitgebracht werden, um den „Unmut kundzutun“.
Ein Parteilogo fehlt auf dem Aufruf. Im Impressum wird kein Parteiname
angegeben. Ein Postfach in Neumünster findet sich unter den Demoaufruf,
dessen Nummer ist allerdings nicht die Nummer der [3][örtlichen NPD]. Einen
Namen geben die Veranstaltenden aber an: Karin Mundt. Sie ist keine
Unbekannte: Am 25. Oktober 2020 wählten die NPD-Mitglieder sie zur
Beisitzerin im Landesvorstand. Auf ihrer Website berichtete die älteste
rechtsextreme Partei von der Wahl auf dem Landesparteitag.
In der Szene ist Mundt jedoch nicht durch ihre Parteiaktivitäten bekannt
und berühmt geworden. Sie ist eine der wenigen weiblichen Stars des
Rechtsrocks. Die Liedermacherin aus dem Kreis Rendsburg-Eckernförde tritt
auch unter dem Pseudonym „Wut aus Liebe“ auf und singt gern über die Liebe
zum Vaterland und zu den „harten Kerlen“.
In Neumünster spielte sie öfters in der Szenekneipe „Titanic“, 2020 als
Vorband für die Rechtsrockband „Oidoxie“. Sie begleitete auch NPD-Events
und Solidaritätsbekundungen für die verurteilte Holocaust-Leugnerin Ursula
Haverbeck-Wetzel. Bei einem Aufmarsch der „Hooligans gegen Salafisten“
spielte sie live.
Die Aufmachung des Aufrufs zur Demonstration mag moderat erscheinen, die
Aussagen sind es weniger. Mundt fordert „bezahlbare Energie“, „Schutz der
Sozialsysteme“ und ist gegen „Sanktionspolitik und Waffenexport“ für „…
Frieden“. Sie ruft aber sogleich dazu auf, die „grüne Mißwirtschaft“ zu
beenden und fordert, nicht länger zuzusehen, „wie die Regierung unser Volk
in den Ruin treibt! Es reicht, geht mit uns auf die Straße!“ Mit ihnen?
Also mit der NPD. „Wir holen uns unser Land zurück“, heißt es weiter,
erneut mit Ausrufezeichen.
Dass die Aktion in Neumünster geplant ist, dürfte der starken Verankerung
der NPD vor Ort geschuldet sein. Der NPD-Landesvorsitzende Mark Proch sitzt
mit Horst Micheel im Rat der Stadt. Eine Gegendemonstration fordert eine
„Seebrücke – schafft sichere Häfen“. Sie weist auf die NPD bereits im M…
hin: „Solidarisch durch die Krise(n) – Der NPD die Stirn bieten“.
22 Oct 2022
## LINKS
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## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Kolumne Der rechte Rand
NPD
Schleswig-Holstein
Protest
Werder Bremen
Mannheim
Demonstration
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