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# taz.de -- Kongress von Nürnberger Verkehrsinitiative: Wasser- statt Frankens…
> Ein Nürnberger Verein will eine Stadtautobahn zu einem Kanal
> zurückbauen. Nun veranstalten die taz-Panter-Preisträger einen Kongress.
Bild: Kanalistas Ein Verein mit einer Vision: Weg mit dem Asphalt – und dafü…
Nürnberg taz | In Nürnberg nennen sie die Autobahn A 73 „Frankenschnellweg�…
– doch schnell sind die Franken auf der Betonpiste, die die Stadt
durchschneidet, seit Langem nur noch selten. Theobald Fuchs findet die
klassische Antwort der Planer auf die ständigen Staus auf dem
Frankenschnellweg – nämlich dessen Ausbau – „einfach rausgeschmissenes G…
und einfach nicht mehr zeitgemäß“.
Deshalb haben er und seine Mitstreiter vom [1][Nürnberg-Fürther
Stadtkanalverein] sich etwas Besseres, vor allem Nachhaltigeres ausgedacht:
Stadtautobahn weg, uralten Kanal wieder hin. Sie erstellten ein Konzept für
eine Wiederbelebung der Wasserstraße, die im 19. Jahrhundert in dem Gebiet
gebaut und in den 1950er Jahren zugeschüttet wurde.
Entstehen sollen Radwege, Schwimmbäder, Grünflächen und Freizeitgebiete auf
einer Länge von 9,6 Kilometern zwischen Nürnberg und Fürth. Fuchs nennt es
eine „Investition in die Zukunft aller Menschen“. Es geht um den Rückbau
der Asphalttrasse in eine innerstädtische Wasserlandschaft mit bis zu 500
neuen Schrebergärten, vier Freibädern und einem Wirtschaftspark.
Man sei nicht „sentimental oder retro, möchte nicht die kaiserliche
Kanalidylle der Vergangenheit verklären“, betont der Verein – „das wäre
uns zu eindimensional“. Es gehe vielmehr darum, das „Dogma, der
motorisierte Verkehr müsse stets fließen“, zu beenden. Auch eine Idee für
die Pendler gibt es: Viele sollen in den Nahverkehr wechseln, manche zu
Hause bleiben, andere öfter Boot fahren.
## Am Samstag im Nürnberger Stadtteilzentrum Villa Leon
Zwar scheiterte gerade in der vergangenen Woche eine Klage des
Verkehrsclubs Deutschland (VCD) gegen den inzwischen 687 Millionen Euro
teuren Ausbau des Schnellwegs, der ampel- und kreuzungsfrei werden soll.
Dennoch findet die Utopie von Fuchs immer mehr Anhänger. Im Herbst 2021
erhielt [2][der Verein den taz-Panter-Publikumspreis]. Die 5.000 Euro
Preisgeld fließen nun großteils in den ersten Stadtkanal-Kongress, der am
kommenden Samstag im Nürnberger Stadtteilzentrum Villa Leon stattfindet.
Der Verein will dort seine weiterentwickelte Stadtkanal-Vision vorstellen
und mit Fachleuten diskutieren. Tom Konopka vom BUND Bayern wird auf dem
Kongress berichten, wie der Verband den Schnellwegausbau juristisch
verhindern will.
Mit Harald Kipke ist auch ein Experte für Verkehrs- und Stadtplanung von
der Nürnberger Technischen Hochschule dabei. Kipke stellt beim Stadtumbau
längst einen Wandel fest. Das Tempo werde langsamer, die Bedeutung des
Autos sinke, durch das Homeoffice nehme der Verkehr ab. „Es ist letztlich
alles möglich, wenn man das Auto aus dem Kopf rauskriegt“, sagt Kipke mit
Blick auf das 9-Euro-Ticket und radikale Maßnahmen wie in Paris, Valencia
oder Barcelona, wo einfach ganze Straßenzüge für den Autoverkehr dicht
gemacht wurden. Ob die Stadtkanal-Idee „total spinnert ist, weiß man
momentan nicht“, findet der Wissenschaftler. Ihm gefällt an ihr, „dass sie
Sehnsüchte weckt“. Bei der Finanzierung verweist er auf bis zu 40 Hektar,
die frei für Wohnungsbau werden könnten und interessant für
Investor:innen seien.
Mit Spannung wird der Beitrag des Utrechter Stadtrats Eelco Eerenberg
erwartet. Er soll erklären, wie in der niederländischen Großstadt einst das
autodominierte Stadtzentrum zu einem menschenorientierten Gebiet wurde. In
Utrecht wurde dafür ein knapp einen Kilometer langes Stadtautobahnstück
zurückgebaut, das 1968 nach deutschem Vorbild entstand.
Für die Rückkehr des Kanals in den Niederlanden sorgte vor 20 Jahren ein
BürgerInnenentscheid, zwischen 2010 und 2020 wurde der Urzustand wieder
hergestellt. Von der Begeisterung der UtrechterInnen über ihre
wiederbelebte Wasserstraße will Vereinsmitglied Michaela Schneider
erzählen, die im vergangenen Sommer vor Ort war.
## „Plan B“ soll seriös untersucht werden
Erklärtes Ziel des Kongresses: Die Stadt Nürnberg soll das
Stadtkanal-Konzept als „Plan B“ seriös untersuchen. Außerdem hoffen Fuchs…
Co auf Rückenwind für „ein Leuchtturmprojekt mit überregionaler
Strahlkraft“, damit es eines Tages realisiert wird.
Wasserweg statt Schnellweg, Bäume statt Beton, Grün statt Grau, Räder und
Boote statt Autos und Lastwagen: Das wird nicht so leicht durchsetzbar.
Dennoch weiß Fuchs von intensiven Diskussionen innerhalb der Nürnberger SPD
– und er kennt die Zweifel bei Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung, den er
aber trotzdem „informieren soll, wenn es Fortschritte gibt“.
Am Kongress können alle Interessierten kostenfrei teilnehmen. Anmeldung
unter www.nfsk.de
19 Oct 2022
## LINKS
[1] https://nfsk.de/
[2] /taz-Panter-Preis-Verleihung/!5815238
## AUTOREN
Jo Seuß
## TAGS
Autobahnbau
Nürnberg
Kanal
Schwerpunkt Stadtland
Schwerpunkt klimaland
Schwerpunkt Klimawandel
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