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# taz.de -- Kritik an Berichterstattung über Krisen: Was wirklich vergessen wi…
> „Keiner spricht über …“ wird sich oft empört bei Krisen, über die ab…
> doch berichtet wird. Das macht gute Arbeit und wirklich Übersehenes
> unsichtbar.
Bild: Sehr in den Hintergrund gerückt: die Situation der Mädchen und Frauen. …
Eine bekannte deutsche Redensart lautet: „Aus den Augen, aus dem Sinn“.
Damit ist gemeint, dass Abwesendes leicht vergessen wird. Und so verhält es
sich mit „vergessenen Krisen“. Hand aufs Herz, wie oft haben Sie in den
vergangenen Tagen und Wochen an die [1][Hungersnot im Kongo], die
[2][Brotkrise in Ägypten], an die [3][Flut in Pakistan], an den [4][Krieg
im Jemen], an die Situation der Menschen [5][in Syrien], die tödliche
[6][Korruption im Libanon], an die Dürre in Sambia, die Proteste gegen die
Regierung auf [7][Haiti], Terroranschläge im Irak oder die Fluchtbewegungen
in den zentralamerikanischen Ländern [8][Guatemala] oder [9][Honduras]
gedacht?
Wenn Sie sich nun bei einer dieser Krisen gut informiert fühlen, arbeiten
Sie entweder bei einer entsprechenden Hilfsorganisation, sind Expert*in
für die jeweilige Region oder Sie suchen sich gezielt die entsprechenden
Informationen heraus. In jeder noch so gut kuratierten Zeitung oder anderen
entsprechenden Nachrichtenangeboten kommen diese Länder selten vor. Und die
Liste der „vergessenen Konflikte“ ist leider sehr, sehr lang.
Oft wird auf Sozialen Medien die Formulierung „keiner spricht über …“
bemüht. Auch im Zusammenhang mit Krisen, die dauerpräsent sind. Im
Zusammenhang mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine oder die aktuellen
Proteste im Iran fiel schon der Satz: Niemand spricht darüber. Empört wurde
gefragt: Warum sagt niemand etwas dazu?
## Achtung: Aumerksamkeitsökonomie
Dabei ist die Ansicht, dass diese Krisen vergessen seien, zum Glück falsch.
Im Kontext des [10][Aufstands gegen das klerikalfaschistische Mullah-Regime
im Iran] und der Selbstverteidigung der Ukrainer*innen gegen Putins
Angriffskrieg wird mit solchen Suggestivfragen die Arbeit von vielen
Journalist*innen und Aktivist*innen unsichtbar gemacht, die eben
dafür sorgen, dass ein breites Publikum hinschaut.
Natürlich müssen wir uns als Menschen mit der Aufmerksamkeitsökonomie
auseinandersetzen. Für eine Mehrheit geht es vielleicht noch um die
Spendenbereitschaft, die bei allen am Anfang aufgelisteten Krisen sehr
niedrig ist. Bei politischen Entscheider*innen geht es allerdings
darum, welche Handels-, Sicherheits- und Außenpolitik sie verfolgen. Wenn
ihnen über die Ökonomie der Aufmerksamkeit suggeriert wird, dass ein
Konflikt wenig Interesse erzeugt, kümmern sie sich auch wenig bis gar nicht
darum.
Dazu kommt noch, dass mit der lapidaren Behauptung, die Ukraine oder der
Iran seien vergessen, die wahren „vergessenen Krisen“ weiter in
Vergessenheit geraten. Wenn vermeintlich niemand über die Situation in der
Ukraine redet (die auf allen großen News-Seiten regelmäßig weit oben
steht), müsste die Situation der [11][Frauen in Afghanistan] supervergessen
sein?
Das nächste Mal, bevor man also behauptet, dass niemand über ein bestimmtes
Thema spricht, lohnt es sich, wenigstens die Suchleiste kurz zu bemühen.
20 Oct 2022
## LINKS
[1] /Not-in-Demokratischer-Republik-Kongo/!5764789
[2] /Folgen-des-Ukraine-Kriegs/!5836788
[3] /Ueberschwemmungen-in-Pakistan/!5874909
[4] /Buergerkrieg-im-Jemen/!5886033
[5] /Kurdischer-Kanton-Afrin-in-Nordsyrien/!5888260
[6] /Politik-im-Libanon/!5827428
[7] /Haiti/!t5015881
[8] /Weitere-Richterin-flieht-aus-Guatemala/!5843559
[9] /Nach-dem-Leichenfund-in-Texas/!5864727
[10] /Proteste-in-Iran/!t5884344
[11] /Unterdrueckte-Frauen-in-Afghanistan/!5887693
## AUTOREN
Mohamed Amjahid
## TAGS
Kolumne Die Nafrichten
Berichterstattung
Journalismus
Haiti
IG
Schwerpunkt Syrien
Kolumne Die Nafrichten
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