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# taz.de -- Filmfest Eberswalde: Ähnlich wie bei der Berlinale
> Eine Woche lang kommt die Welt in eine Kreisstadt in Brandenburg. Die 19.
> Provinziale, das Filmfest Eberswalde, wird am Wochenende eröffnet.
Bild: Filmstill aus dem Eröffnungsfilm der 19. PROVINZIALE – Filmfest Ebersw…
Vier junge Männer zockeln in zitronengelben Badelatschen durch den
Dschungel. Die Bilder der Landschaft zerfallen in Lichtpunkte wie auf einem
impressionistischen Gemälde. Schnitt. Zwei der Männer nehmen Ratten aus,
spießen sie auf und legen sie aufs Feuer. Schnitt. Die beiden anderen
liegen im Zelt und surfen auf dem Handy.
Der [1][Dokumentarfilm „Pa Va Hêng“] der deutschen Regisseurin Franziska
von Stenglin zeigt Angehörige der Sedan, einer Minderheit im Norden
Vietnams. In ihrem kleinen Dorf werden die Menschen täglich durch
Lautsprecheranlagen und Fernseher mit dem Errungenschaften des modernen
Lebens berieselt. Trotzdem ziehen die jungen Männer jedes Jahr in den
Urwald, um dort ein paar Tage wie die Ahnen zu leben.
„Der Film ist eine spannende Arbeit“, sagt Provinzforscher Kenneth Anders,
Leiter des [2][Oderbruch Museums Altranft] und [3][des Filmfestivals
Provinziale in Eberswalde], das am 8. Oktober mit „Pa Va Hêng“ eröffnet u…
dann eine Woche lang die weite Welt in die kleine Kreisstadt bringt. „Er
zeigt, dass man nicht nur von außen ein Konzept von Wildnis haben kann.“
Es ist das Verhältnis von Zentrum und Peripherie, von Kultur und Ödnis,
Mensch und Natur, das die Provinziale auch in ihrer 19. Ausgabe
beschäftigt. Kenneth Anders und zwei seiner Mitstreiter*innen sitzen
am Festivalort, im Kulturhaus Schwärzetal, und beschreiben, was das
Festival selbst zu Coronazeiten mit der verschlafenen, aber pittoresken
[4][40.000-Einwohner-Stadt] in Brandenburg gemacht hat. Man habe immer um
die 2.000 Besuchende gehabt.
## Interessanter als es scheint
Und ähnlich wie bei der Berlinale, so der Festivalleiter Anders, kommen
auch bei der Provinziale plötzlich Menschen ins Kino, die sich sonst eher
keine epischen Dokumentarfilme über Minderheiten in den entlegensten
Winkeln der Welt ansehen würden. Die Anwesenheit eines Großteils der
Regisseur*innen wird dazu beigetragen haben, aber auch, dass Eberswalde
interessanter ist als es scheint, über die renommierte Hochschule für
nachhaltige Entwicklung verfügt und mit der Bahn von Berlin in nur einer
halben Stunde zu erreichen ist.
Das Besondere an der Provinziale ist aber eigentlich, dass sie kuratiert
ist wie eine schlaue Diskussion. Dabei tritt es bei den Beschreibungen der
Filme im Programmheft oft in den Hintergrund, ob sie von Peru oder Kanada
erzählen, Frankreich oder Kambodscha, Iran oder Ghana, ob sie das Format
langer oder kurzer Dokumentarfilm erfüllen, Kurzspielfilm oder
Animationsfilm. Denn die unbequemen Fragen nach gutem Leben in der Stadt
und auf dem Land, nach Anbindung an die Gegenwart versus Verlust von
Tradition, nach gesellschaftlicher Teilhabe versus Einsamkeit: Sie stellen
sich überall.
Die Antworten dagegen, die sich die Zuschauenden erst beim Sichten der
Filme zusammensetzen werden, fächern sich durch die vielfältigen
Blickwinkel, die die Filme einnehmen, eher auf. Insofern ist es schade,
dass die Festivalmacher es bislang nicht geschafft haben, die Magie der
Provinziale auf andere Veranstaltungen in und um Eberswalde zu übertragen.
8 Oct 2022
## LINKS
[1] https://filmfest-eberswalde.de/wordpress/en/programm-2022/internationaler-w…
[2] https://oderbruchmuseum.de/
[3] https://filmfest-eberswalde.de/wordpress/
[4] https://www.eberswalde.de/start/aktuell
## AUTOREN
Susanne Messmer
## TAGS
Schwerpunkt Stadtland
Kolumne Großraumdisco
Brandenburg
Provinz
Filmbranche
Serie Flucht aus der Ukraine
Klima
Tesla
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