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# taz.de -- Proteste in Iran: Die Revolution wird wieder getwittert
> In Iran demonstrieren seit Tagen Menschen gegen das Regime. Berichte aus
> dem Land sind rar. Aber Videos in sozialen Medien geben einen Eindruck.
Bild: Der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini löste landesweite Proteste in Iran …
Berlin taz | Wer sich ein Bild von den derzeitigen Protesten im Iran machen
will, wird auf dem Kurznachrichtendienst Twitter fündig. Dort werden
mittlerweile Dutzende Videos geteilt, die Demonstrant:innen zeigen –
nicht nur in der Hauptstadt Teheran, sondern auch an vielen anderen Orten
des Landes.
Die Videos sind zumeist nur wenige Sekunden lang. Sie zeigen somit immer
nur kleine Ausschnitte. Was im Umfeld ist, bleibt unklar. Das Bild bleib
also unscharf, man darf es nicht überinterpretieren.
Nur selten ist zudem zu erkennen, wie groß die Menge der Demonstrierenden
tatsächlich ist. Es ist zu bezweifeln, dass sie – zumal in einer
Millionenstadt wie Teheran – tatsächlich das Stadtbild prägen. In den
meisten Fällen lässt sich ohne genaue Ortskenntnis nicht einmal der
Entstehungsort verifizieren.
Dennoch kann man sich aus der Vielzahl der Videos ein Gesamtbild
erschließen, das auf eine neue Qualität der Proteste hindeutet. Die taz hat
daher an dieser Stelle eine Auswahl der Videos gesammelt.
Eins [1][der ersten Protestvideos stammt offenbar aus der Stadt Saghez] im
kurdischen Teil des Iran. Dort lebte die 22-jährige Mahsa Amini, [2][die in
der vergangenen Woche mutmaßlich wegen „unislamischen“ Sitzes ihres
Kopftuchs von der Polizei in Teheran festgenommen wurde und wenig später
starb]. Der Fall hat [3][die Proteste im Land] ausgelöst.
Das Video soll zeigen, wie am Samstag Frauen am Rande der Beerdigung von
Mahsa Amini in ihrer Heimatstadt aus Protest ihre Kopftücher ablegen.
Oft geteilt werden seither Videos, in denen sich Frauen aus Protest die
Haare abschneiden, die sie laut iranischem Recht mit einem Kopftuch
bedecken sollen. [4][Diese Zusammenstellung von zweien solcher Videos
findet sich seit Sonntag besonders oft].
Mittlerweile wagen sich Frauen auch in der Öffentlichkeit die Haare
abzuschneiden – bejubelt von den umstehenden Mitdemonstrant:innen.
[5][Dieses Video] soll Proteste in der Provinzhauptstadt Kerman zeigen, die
gut 1.000 Kilometer südöstlich von Teheran liegt. Es ist spätestens am
Dienstag entstanden.
Die Szene gibt es auch noch [6][aus einer anderen Perspektive], ebenfalls
mit dem Hinweis, dass sie aus der Stadt Kerman stammt. Deutlich zu erkennen
ist, dass auch viele Männer der Frau applaudieren. Und dass viele die Szene
mit ihren Handys filmen, mutmaßlich um sie in sozialen Medien zu
verbreiten.
Bei vielen Demonstrationen werfen Frauen auch ihre Kopftücher in ein Feuer
– oder wenigstens symbolisch einen Schal. [7][Dieses Video einer um ein
Feuer tanzenden Frau] wurde ursprünglich von dem Oppositionssender Iran
International geteilt, der aus dem Ausland sendet. Es soll aus der Stadt
Sari stammen, die im Norden des Landes am Kaspischen Meer liegt. Die
Ortsangabe wird in diesem Tweet bestätigt.
Bei den Demonstrationen kommt es immer wieder auch zu Auseinandersetzungen
mit der Polizei. In dieser Szene von Sonntag muss in Teheran offenbar ein
Wasserwerfer vor den Demonstrant:innen zurückweichen. Die Bilder lassen
sich [8][mit Hilfe von Google Maps lokalisieren]. Sie wurden aufgenommen
auf dem Valiasr-Platz, einem großen Kreisverkehr mit U-Bahn-Station in
Teheran, in dessen Nähe die Polizeistation liegen soll, zu der Mahsa Amini
gebracht worden war.
Auch [9][das nächste Video zeigt Widerstand gegen Polizeikräfte]. Es wurde
am Dienstag gepostet und soll wieder [10][aus Kerman stammen]. Zu sehen
ist, wie Kräfte in Zivil einen Demonstranten auf der Straße aufgreifen
wollen, der dann durch Umstehende wieder befreit wird.
Ob das die Ausnahme oder die Regel ist, kann von außen nicht beurteilt
werden. Andere Videos zeigen schwer verletzte Demonstrant:innen und
[11][prügelnde Polizisten]. Weitere Videos dokumentieren [12][ein massives
Vorgehen der Polizei].
Offenbar hat die Polizei auch [13][Tränengasgranaten sogar in eine
U-Bahn-Station] in Teheran geworfen, in der sich Demonstrant:innen
befanden.
Dennoch lassen sich Demonstrant:innen anscheinend auch vom Vorgehen der
Polizei nicht einschüchtern. [14][Dieses am Mittwoch gepostete Video] soll
einen Polizeikiosk in der Stadt Hamadani im Westen des Iran zeigen, der von
Protestierenden angezündet wurde.
[15][Diese Szene soll zeigen], wie Demonstranten am Dienstag in Sari Bilder
von Ayatollah Khomeini, dem Gründer der Islamischen Republik, vom Rathaus
in Sari entfernen.
Und in Rascht, einer Stadt nordwestlich von Teheran am Kaspischen Meer,
[16][haben Demonstrant:innen offenbar die Kugel] eines Monuments auf
einem zentralen Platz weggerollt.
Alle diese Szenen, man kann es nicht oft genug betonen, geben allenfalls
Ausschnitte aus der Lage im Iran wieder.
Die taz bemüht sich derzeit um Berichte aus dem Land. Das ist aber nicht
einfach, weil im Land lebende Autor:innen durch ihre Berichte gefährdet
werden könnten.
21 Sep 2022
## LINKS
[1] https://twitter.com/AlinejadMasih/status/1571134616974790656
[2] /Frauenrechte-in-Iran/!5879645
[3] /Frauenrechte-in-Iran/!5879321
[4] https://twitter.com/NatalieAmiri/status/1571559868317802501
[5] https://twitter.com/Khani2Mina/status/1572272180058267648
[6] https://twitter.com/chawshin_83/status/1572256431612776448
[7] https://twitter.com/KambizGhafouri/status/1572264855415001092
[8] https://www.google.com/maps/@35.7116417,51.4065069,3a,75y,10.76h,104.25t/da…
[9] https://twitter.com/mamadporii/status/1572337494082846721
[10] https://twitter.com/ArioMirzaie/status/1572385437351837696
[11] https://twitter.com/aryeshalicar/status/1572483220079255552
[12] https://twitter.com/NatalieAmiri/status/1572264571238289409
[13] https://twitter.com/FardadFarahzad/status/1572261754670809091
[14] https://twitter.com/avatoday_news/status/1572357661529903108
[15] https://twitter.com/KambizGhafouri/status/1572276592709349377
[16] https://twitter.com/IHamzenejad/status/1572489791597596674
## AUTOREN
Gereon Asmuth
## TAGS
Schwerpunkt Iran
Protest
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Menschenrechte
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