# taz.de -- Protokolle von Klimaktivist:innen: „Wir geben nie auf“ | |
> In Brasilien ist die Zerstörung direkt sichtbar. In Namibia wird es für | |
> die Aktivist:innen gefährlich. Berichte von Klimastreikenden in der | |
> Welt. | |
Bild: Brasilien im September 2021: Der Amazonas brennt | |
## Gegen die Zerstörung in Brasilien | |
Ich werde am [1][globalen Klimastreik] teilnehmen, weil ich andere | |
Klimaaktivist*innen aus der ganzen Welt kennenlernen will. Es ist | |
wichtig, sich zu vernetzen und gemeinsam gegen die Krise vorzugehen. Ja, | |
der Klimakollaps ist die größte Herausforderung für unsere Gesellschaft, | |
und ja, wir müssen etwas dagegen tun! | |
Dafür setze ich mich ein. Hier in Brasilien haben wir vier Jahre der | |
Zerstörung hinter uns. [2][Jair Bolsonaro], unser Präsident, schützt das | |
Klima nicht und er schützt auch die Menschen nicht ausreichend. Deshalb | |
geht es jetzt um Gewalt, Abholzung und die Auslöschung unserer | |
Existenzgrundlagen. Das Verhalten vieler politisch Verantwortlichen bringt | |
derzeit die ganze Welt in Gefahr. | |
Aber wir geben niemals auf: Wenn manche versuchen, ganze Ökosysteme wie den | |
Amazonas-Regenwald in unserem Land zu zerstören, dann werden wir auf die | |
Straße gehen. Wenn sie versuchen den Cerrado, also unsere tropischen | |
Savannen, zu vernichten und Leute zu vertreiben, die unbequem sind, dann | |
werden wir uns wehren. Sie werden uns nie unseren Spirit nehmen können. Ich | |
bin sicher: Wir werden einen Weg aus der Krise finden. | |
Paloma Costa, Brasilien | |
## Gefährliche Arbeit in Namibia | |
Die Klimakrise hat im Jahr 2022 riesige Ausmaße angenommen. Millionen | |
Menschen weltweit sind obdachlos geworden. Am 23. September wird Fridays | |
For Future Windhoek dennoch nicht am Klimastreik auf der Straße teilnehmen. | |
Aber es wird eine Veranstaltung von Jugendlichen zum Thema Klimawandel | |
Begrenzen und zu „Loss and Damage“, also zu Schäden und Verlusten durch | |
extreme Wetterereignisse geben. Der Workshop wird in Windhoek | |
stattfinden. | |
Unsere Kampagne, das [3][Okavangodelta] zu retten, ist politisch geworden – | |
und für uns auch gefährlich. Das größte Naturschutzgebiet der Welt ist von | |
Gas- und Ölbohrungen bedroht. Auch für die Menschen vor Ort ist der Schutz | |
des Okavango schwieriger geworden, weil fossile Brennstoffe für Europa und | |
Afrika derzeit so wichtig geworden sind. Beim Kampf für das Klima sollte | |
man das Hauptaugenmerk auf die fossile Ölindustrie legen. Wir teilen uns | |
einen Planeten. Deshalb haben wir nur ein CO2-Budget, für das wir uns | |
einsetzen müssen. Dafür sollten wir unsere Kräfte bündeln. Das kann schon | |
mit so etwas Simplem wie einen Baum pflanzen und ihn pflegen anfangen. | |
Ina-Maria Shikongo, Namibia | |
## Suche nach Mitstreiter:innen in Kenia | |
Es ist an der Zeit, Menschen vor Profite zu stellen. Deswegen werde ich ein | |
Teil des globalen Klimastreiks sein. Unser Aktivismus zeigt sich in Form | |
friedlicher Proteste und in einer Social-Media-Kampagne. | |
Wir versuchen, die Aufmerksamkeit auf das Klimathema zu lenken, aber das | |
ist in Kenia nicht einfach. Gerade junge Menschen sind hier wenig an | |
politischen Entscheidungen beteiligt. Wir brauchen Unterstützung und keine | |
Gegner. Manchmal bekommen wir die Möglichkeit, Ratschläge zu geben. Über | |
diese Ebene hinauszuwachsen ist allerdings schwer. | |
Was wir brauchen, sind echte Mitwirkungsmöglichkeiten und mehr Engagement | |
gegen die Krise. Wichtig wäre, dass auch Kinder mehr Bewusstsein für das | |
Klima bekommen. Außerdem brauchen wir mehr Vernetzung im Land und mehr | |
Investitionen für den Klimaschutz. | |
Abgesehen von den großen Klimagipfeln sehen wir wenig politischen Willen. | |
Doch genau den bräuchten wir, um den Klimaschutz zu fördern. Viele | |
Politiker betrachten die Erderhitzung eher als Zukunftsproblem. Bis jetzt | |
sind es nur die NGOs und Einzelne, die sich für das Klima einsetzen. Das | |
wollen wir ändern. | |
Winnie Cheche, Kenia | |
## Baumbesetzung in Deutschland | |
Um das Klima zu schützen, bin ich gerade in autonomen Strukturen unterwegs | |
und dabei eher ortsbezogen. Das heißt, ich [4][besetze einen Baum], um | |
einen Wald zu schützen, oder ich campe im Berliner Invalidenpark für die | |
Verkehrswende, anstatt bei einer Gruppe Mitglied zu sein. Diese | |
unterschiedlichen Aktionsformen zu akzeptieren, ist eine große | |
Herausforderung für unsere Bewegung. Wir wollen bildungsfernere Menschen | |
erreichen. Wir brauchen mehr Solidarität untereinander und wir müssen | |
Spaltungsdynamiken aufheben. Denn es ist „One struggle, one fight“. | |
Eigentlich komme ich aus dem Ammerland. Dort haben wir auch schon gegen den | |
Bau einer Autobahn demonstriert. | |
Von der Politik höre ich hauptsächlich Lippenbekenntnisse: Sie reden nur | |
viel davon, das Klima zu schützen. Gleichzeitig ist zum Beispiel das | |
Sofortprogramm des Verkehrsministeriums ein absoluter Witz. Ich bin für ein | |
Tempolimit, Das Verschleudern von Energie sollte endlich aufhören. Wo ist | |
der Drive des Koalitionsvertrags geblieben? Im Gegensatz zu anderen Ländern | |
stehen wir schließlich verdammt gut da. Wir sind ein reiches Land – und | |
sollten Vorreiter sein. | |
Yuno, Deutschland | |
## Der tägliche Kampf in Kolumbien | |
Die Klimakrise ist eigentlich eine Kolonialkrise der Länder des Nordens. | |
Diese haben sich vor mehr als fünf Jahrhunderten daran gewöhnt, die Länder | |
des Globalen Südens und ihre Bewohner auszubeuten und zu berauben, um ihr | |
„normales“ Leben im Norden beibehalten zu können. | |
Für mich gibt es nicht einen Tag des Klimastreiks. Wir Völker des Südens | |
mobilisieren, kämpfen und widerstehen seit Generationen permanent gegen | |
dieses lebensfeindliche System, das vergeblich versucht hat, uns | |
auszurotten. | |
Die Klimakrise ist die größte Bedrohung, der wir als menschliche | |
Zivilisation jemals ausgesetzt waren. Aber damit ist sie auch ein | |
unwiderlegbarer Beweis für das Scheitern des modernen europäischen | |
Gesellschaftsmodells. Deshalb ist es jetzt notwendig, die Welt mit anderen | |
Augen zu sehen und sie aus anderen Perspektiven zu verstehen. Es ist also | |
Zeit, den anderen zuzuhören, denjenigen, die in der Vergangenheit durch die | |
europäische Arroganz kleingeredet wurden – und die heute vielleicht den | |
Schlüssel zur Rettung der Welt in der Hand halten. | |
Juan Pablo Gutierrez, Kolumbien | |
## Forderungen an die G20 in Indonesien | |
Fridays For Future Indonesia wird zusammen mit Extinction Rebellion am | |
Freitag am globalen Klimastreik teilnehmen. Wir werden in verschiedenen | |
Städten Indonesiens demonstrieren. Die akutesten Probleme und Themen dieses | |
Jahr sind: Energiewende, Menschenrechtsverletzungen, die nächste | |
Klimakonferenz COP 27 in Ägypten und auch der G20-Gipfel auf Bali im | |
November. | |
In diesem Jahr wird dort unser Land Gastgeberin der G20 sein. Wenn es nach | |
uns ginge, würde das Motto dort lauten: „G20, beeilt euch, die Menschen | |
sterben!“ Zurzeit werden viele indonesische Klimaaktivisten von der Polizei | |
unterdrückt. Dabei versuchen sie nur, die Natur und ihre Umwelt zu | |
schützen. | |
Der Benzinpreis im Land steigt aktuell. Das Problem ist, dass unsere | |
Regierung nur den staatlich regulierten Preis erhöht, aber kaum | |
Alternativen anbietet. Bis jetzt hat sie nicht einmal einen Klimanotstand | |
ausgerufen. Die Politik ist korrupt und dauernd mit sich selbst | |
beschäftigt. Sie haben das Problem nicht erkannt. Das lastet schwer auf uns | |
Bürgerinnen und Bürgern Indonesiens. | |
Daffa Praditya, Indonesien | |
24 Sep 2022 | |
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## AUTOREN | |
Sean-Elias Ansa | |
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