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# taz.de -- Die Wahrheit: Mussolinis neue Flamme
> Begriffe wie „rechtspopulistisch“ und „postfaschistisch“ werden in den
> Medien beschönigend für rechtsradikale Parteien benutzt. Die Nazis
> freut's.
Bild: Jimmie Akesson, Chef der Schwedendemokraten, am Wahlabend in Stockholm
Unter den Rechtsradikalen gibt es zwei Phänotypen: Eine kleinere Gruppe,
die es sexuell stimulierend findet, wenn sie sich zu ihrem
Rechtsradikalismus bekennt, und die darauf baut, dass es ihren Anhängern
ebenso geht. Und dann gibt es die anderen, die Erfolgreichen: die AfD, die
Schwedendemokraten, die Fratelli d’Italia und den Rassemblement National.
Diese Parteien behaupten, sie wären demokratisch und „bürgerlich“. Nur eb…
sehr patriotisch und konservativ. Und pro Familie, Kinder und anständigen
ungegenderten vaginalen Heterosex am Sonntagmorgen.
Sie fressen Kreide, weil sie wissen, dass sich das Wählerpotenzial für
offen rechtsextreme Positionen, für ausformulierten Antisemitismus und
Rassismus – zumindest im Moment noch – in Grenzen hält. Also faseln sie von
„Werten“, Christentum oder Freiheit und lassen ihren inneren Gauleiter nur
ab und zu aus sich herauskrakeelen.
## „Framing“ allerorten
Aus Sicht der Rechtsradikalen eine schlüssige Taktik. Warum aber viele
Medien darauf hereinfallen, bleibt ein Rätsel. Wenn in den letzten Wochen
immer wieder von den „rechtspopulistischen“ Schwedendemokraten oder den
„postfaschistischen“ Fratelli d’Italia die Rede ist, denkt man sich: Ah,
das ist also dieses berühmte „Framing“.
In diesem Fall ein zwar paradoxes, aber in der Konsequenz positives im
Sinne der Rechten: Die Journalisten denken, diese Begriffe wären
kritisch, die Nazis wissen, dass sie es nur sehr bedingt sind und klatschen
vor Freude in die Hände: Populistisch heißt eben nicht radikal, und „post“
ist irgendwas mit „nach“ oder „später“ und hat mit dem Eigentlichen ni…
mehr viel zu tun.
Da können in Deutschland investigative Redaktionen und die Antifa –
mitunter sogar der Verfassungsschutz – noch so oft die Verbindungen der AfD
zu aktiven Nazis aufdecken, in den meisten journalistischen Beiträgen
bleibt das Standardadjektiv: „rechtspopulistisch“.
In Bezug auf das siegreiche italienische Rechtsradikalen-Bündnis wird zwar
gern erwähnt, dass eine der Parteien die symbolische ewige Flamme von
Mussolinis Grab in ihrem Logo trägt, aber im nächsten Augenblick wird
dieser Umstand wieder ignoriert und getitelt: „Rechtspopulisten
triumphieren.“
Erst später kommt irgendwann der leicht sexy nach „Postmoderne“ und
„Poststrukturalismus“ klingende Begriff „Postfaschisten“. An dieser Par…
ist aber nichts „post-“, sie ist originär faschistisch. Sie hat lediglich
eine moderne Public-Relations-Abteilung.
Nur diese Modernität unterscheidet die neuen von den alten Faschos, egal
welchen Landes. Sie passen sich perfekt an die heutigen Verhältnisse und
die Gesetzeslage an: Sie sprechen nicht aus, was sie wirklich vorhaben,
sondern machen vage Andeutungen, ziehen ihre Äußerungen dann wieder zurück,
um schließlich erneut vorauszupreschen. Und dann beginnt alles wieder von
vorne. Goebbels als PR-Profi hätte an dieser Taktik seine Freude gehabt.
28 Sep 2022
## AUTOREN
Hartmut El Kurdi
## TAGS
Faschisten
italienische Parlamentswahlen
Kolumne Die Wahrheit
Rechtsradikalismus
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