# taz.de -- Nachwahlen im US-Bundesstaat Alaska: Leichter Aufwind für die Demo… | |
> Alaska wählt erstmals eine Ureinwohnerin in den Kongress. Die Demokratin | |
> Mary Peltola gewann bei Nachwahlen gegen Ex-Gouverneurin Sarah Palin. | |
Bild: Mary Peltola (hier im Foto) siegt gegen Sarah Palin | |
New York taz | Mary Peltola ist die erste Ureinwohnerin Alaskas, die ihren | |
Bundesstaat im US-Kongress vertreten wird. Zugleich beendet sie die | |
ausschließlich republikanische Vertretung Alaskas in Washington. Am | |
Mittwoch ist die Demokratin aus der Nation der Yu'pik bei einer Nachwahl | |
für den verstorbenen Abgeordneten Don Young ins US-Repräsentantenhaus | |
gewählt worden. Bei der entscheidenden letzten Stimmauswertung bekam sie | |
fast 52 Prozent. Sie besiegte die ehemalige Gouverneurin des Bundesstaates, | |
[1][Sarah Palin], die mit Rückendeckung von Donald Trump ein politisches | |
Comeback versucht hatte. | |
„Ich muss jetzt erst einmal tief Luft holen“, sagte Peltola in einer ersten | |
Reaktion auf ihren historischen Wahlsieg. Die 49jährige ist am Kuskokwim | |
Fluss aufgewachsen, dessen aus der Sprache der Yu'pik stammender Name | |
bedeutet: „das sich langsam bewegende Ding“. Als Kind lernte Peltola auf | |
dem Fluss in West-Alaska die Lachsfischerei. Als junge Frau stieg sie in | |
die Politik ein, saß zehn Jahre im Parlament von Alaska und machte | |
anschließend Lokalpolitik an ihrem Heimatort Bethel. Dort engagierte sie | |
sich auch für die Rechte von Fischern aus verschiedenen Nationen von | |
Ureinwohnern. Und sie war Richterin an dem traditionellen Gericht | |
„Orutsararmuit Native Council“. | |
Ihren Wahlkampf für das Repräsentantenhaus hat Peltola – als eine von | |
ursprünglich 48 Kandidaten – an der Spitze einer Koalition von | |
alaskanischen Ureinwohnern gestartet. Aber am Wahlabend stellte sie klar, | |
dass sie sich nicht ausschließlich als Vertreterin von Ureinwohnern | |
versteht: „Ich bin sehr viel mehr als meine Ethnizität.“ | |
Alaska ist flächenmäßig mit Abstand der größte Bundesstaat der USA. Von | |
seinen nur knapp 0.7 Millionen Einwohnern identifizieren sich fast 20 | |
Prozent als alaskanische und amerikanische Ureinwohner. | |
## Lieber eine Demokratin als Sarah Palin | |
Peltolas Themen reichen von der Überfischung der Küstengewässer durch | |
auswärtige Fangflotten bis zum Klimawandel, der Alaska besonders hart | |
trifft. Anders als ihre republikanischen Gegenspieler vertritt sie auch das | |
Recht auf Schwangerschaftsabbruch, das in Alaska in der Verfassung | |
verbrieft ist. Auch nach dem Grundsatzentscheid des Obersten Gerichtes der | |
USA will die Mehrheit der Alaskaner daran festhalten. | |
Während Peltola einen positiven Wahlkampf führte und immer wieder von | |
Zusammenarbeit über Parteigrenzen hinweg sprach, attackierten sich Palin | |
und der zweite republikanische Kandidat im Rennen, Nick Begich, gegenseitig | |
scharf. Palin hat in den USA zwar Prominentenstatus. Aber viele Alaskaner | |
nehmen ihr übel, dass sie ihren Job als Gouverneurin vorzeitig abgebrochen | |
hat, um eine Karriere im [2][Reality-TV] zu machen. | |
Letztlich profitierte Peltola von einem vor zwei Jahren in einem Referendum | |
eingeführten neuen Ranglisten-Wahlrecht in Alaska, das erstmals zum Einsatz | |
kam. Danach können die Wähler auch ihre zweite Wahl für den Fall angeben, | |
dass kein Kandidat auf Anhieb über 50 Prozent der Stimmen kommt. Als am | |
Mittwoch der Republikaner Begich ausscheiden musste, zeigte sich, dass ein | |
bedeutender Teil seiner Wähler lieber eine Demokratin als Palin nach | |
Washington schicken wollten. | |
Für Trump, der bei den Präsidentschaftswahlen von 2020 in Alaska mit zehn | |
Prozent Vorsprung gewonnen hatte, ist das eine schlechte Nachricht. Er hat | |
persönlich Wahlkampf für Palin gemacht. Ihre Niederlage zeigt erneut, dass | |
[3][Trumps Kandidaten] nicht unbedingt gewinnen, dass es Spaltungen im | |
Inneren der Republikanischen Partei gibt und dass die Unterstützung des | |
Ex-Präsidenten im Zweifelsfall zu demokratischen Wahlsiegen führen kann. | |
## Aufwind für die Demokraten | |
Die Demokraten hingegen, die noch kürzlich Wahlniederlagen bei den Midterms | |
im November erwarteten, spüren jetzt Aufwind. Schon eine Woche zuvor hatte | |
ihr Kandidat bei einer anderen Nachwahl im Bundesstaat New York einen zuvor | |
republikanischen Sitz im Repräsentantenhaus erobert. | |
Als Gründe für diesen Stimmungswandel betrachten die Demokraten ihre | |
jüngsten legislativen Initiativen – darunter das [4][Konjunkturgesetz] und | |
Bidens zaghaften Versuch, das Geschäft mit Schusswaffen etwas sorgfältiger | |
zu kontrollieren. Zudem setzen die Demokraten landesweit auf die Empörung | |
der Wähler über drohende oder bereits eingeführte [5][Abtreibungsverbote]. | |
Dennoch wäre es verfrüht, das Ergebnis der Wahl vom Mittwoch als Trendwende | |
zu bezeichnen. Peltola geht vorerst nur für vier Monate nach Washington, um | |
die Amtszeit ihres verstorbenen Vorgängers zuende zu führen. | |
Bei den Midterms im November, wenn das komplette Repräsentantenhaus und ein | |
Drittel des Senats neu gewählt wird, können die Alaskaner erneut zwischen | |
Peltola und denselben beiden verfeindeten republikanischen Gegenspielern | |
entscheiden. | |
1 Sep 2022 | |
## LINKS | |
[1] /US-Praesidentschaftswahlkampf/!5269387 | |
[2] https://www.imdb.com/title/tt1625263/ | |
[3] /Hillbilly-Elegy-Autor-JD-Vance/!5852773 | |
[4] /Klima--und-Sozialpaket-USA/!5870378 | |
[5] /Abtreibungsrecht-in-den-USA/!5872717 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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nicht. |