# taz.de -- Filmempfehlungen für Berlin: Gesichter, die man sich merken muss | |
> Das Kino Arsenal würdigt den Schuspieler Marcello Mastroianni. Das | |
> Zeughauskino stellt die in Vergessenheit geratene Renate Müller in den | |
> Mittelpunkt. | |
Bild: „I soliti ignoti“ („Diebe haben’s schwer“, 1958), Regie: Mario … | |
In Erinnerung geblieben ist der italienische Schauspieler Marcello | |
Mastroianni vor allem mit jenen schwergewichtigen Filmen, in denen er für | |
Regisseure wie Federico Fellini, Michelangelo Antonioni, Louis Malle und | |
Luchino Visconti oftmals intellektuelle Figuren verkörperte: etwa den | |
Schriftsteller in „La notte“ (1961) und den Filmregisseur in „8 ½“ (19… | |
Doch das waren nicht unbedingt die Charaktere, mit denen er zu Beginn | |
seiner Karriere reüssierte. | |
In den 1950er Jahren hatte er sich im kommerziellen italienischen Kino in | |
den verschiedensten Rollen als Liebhaber, Dieb oder Taxifahrer durch den | |
(Kino-)Alltag geschlagen, in Komödien wie in Dramen, und oft genug an der | |
Seite von Sophia Loren, mit der er natürlich ein „Traumpaar“ bildete. | |
All diesen Facetten eines reichen Schauspielerlebens trägt jetzt eine | |
[1][Hommage mit 16 Filmen aus den 1950er und -60er Jahren] Rechnung, die | |
das Kino Arsenal bis zum 16. Oktober zeigt. Eröffnet wird sie am 2. | |
September mit der Kriminalkomödie „I soliti ignoti“ („Diebe haben’s | |
schwer“, 1958) von Mario Monicelli, in der Mastroianni zu einer Gruppe von | |
einigermaßen inkompetenten Kleinkriminellen gehört, die eine Pfandleihe | |
ausrauben wollen (2. 9., 20 Uhr, Arsenal 1). | |
Eine weitere Schauspieler:innen-Hommage zeigt das Zeughauskino zur | |
„Wiedereröffnung“ nach zweimonatiger Pause und stellt unter dem Motto | |
„[2][Man wird sich diesen Namen merken müssen, Müller]“ (ein Bonmot, das | |
angeblich vom berühmten Kritiker Alfred Kerr stammt) die in den 1930er | |
Jahren äußerst populäre Renate Müller in den Mittelpunkt einer | |
umfangreichen Filmreihe, die bis Ende Oktober währt. | |
Müller spielte oft in den ebenso frechen wie eleganten Komödien von | |
Reinhold Schünzel (am bekanntesten ist wohl ihre Hosenrolle in „Viktor und | |
Viktoria“, 1933), und überhaupt machten ihre fröhliche Ausstrahlung und ihr | |
Gesangstalent sie zur idealen Besetzung der Zuversicht ausstrahlenden | |
UFA-Komödien aus der Zeit der Weltwirtschaftskrise. | |
Eröffnet wird die Reihe mit „Die Privatsekretärin“ (R: Wilhelm Thiele, | |
1931), einem seinerzeit überaus beliebten Beispiel diese Genres – | |
interessant auch, dass in England noch im selben Jahr ein Remake des Films | |
(mit Renate Müller) unter dem Titel „Sunshine Susie“ gedreht wurde, der | |
ebenfalls zu sehen sein wird („Die Privatsekretärin“, 1. 9., 20 Uhr, | |
„Sunshine Susie“, 3. 9., 20 Uhr, „Viktor und Viktoria“, 4. 9., 19 Uhr, | |
Zeughauskino). | |
Den Stummfilmen des Jahres 1922 ist unter dem Titel „[3][100 Jahre | |
Stummfilm]“ eine Reihe im Babylon Mitte gewidmet, die sich das | |
interessierte Publikum bei freiem Eintritt (mit Ausnahme der | |
Veranstaltungen mit Orchester) ansehen kann. | |
Einer der interessantesten Filme ist der schwedische Film „Häxan“ des aus | |
Dänemark stammenden Regisseurs Benjamin Christensen, der in einer Mixtur | |
aus Dokumentarfilm, Spielszenen und Exploitation-Horror dem Hexenwahn des | |
Mittelalters auf die Spur zu kommen sucht. | |
Da gibt es auf der einen Seite einen durchaus aufklärerischen Gestus und | |
auf der anderen Seite das unbestreitbare Talent, mit Bildern aus den | |
Folterkellern der Inquisition sowie von Hexen, die Zaubertränke aus | |
Kinderleichen brauen, publikumswirksames Grauen zu erzeugen. | |
Die den beiden Vorstellungen des Films werden musikalisch jeweils von | |
verschiedenen Organisten begleitet, am 2. September spielt David Schirmer, | |
am 7. September Florian Reither (2. 9., 22.30 Uhr, 7. 9., 21.30 Uhr, | |
Babylon Mitte). | |
1 Sep 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://www.arsenal-berlin.de/kino/filmreihe/hommage-marcello-mastroianni/ | |
[2] https://www.dhm.de/zeughauskino/filmreihe/man-wird-sich-diesen-namen-merken… | |
[3] https://babylonberlin.eu/programm/festivals/stummfilmlivefestival | |
## AUTOREN | |
Lars Penning | |
## TAGS | |
taz Plan | |
Kolumne Frisch gesichtet | |
Filmgeschichte | |
Regie | |
Film | |
taz Plan | |
Schwerpunkt Filmfestspiele Venedig | |
taz Plan | |
taz Plan | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Retrospektive Antonio Pietrangeli: Spott übers Frauenbild gießen | |
Eine Retrospektive des Regisseurs Antonio Pietrangeli im Arsenal erzählt | |
von ungerechten Geschlechterverhältnissen, aber charmant und mit guter | |
Musik. | |
Filmempfehlungen für Berlin: Telekinetisches Wunder | |
Halb gespielt, halb Doku: Rosa von Praunheims „Rex Gildo – Der letzte | |
Tanz“. Das Rollberg zeigt derweil den Horror-Klassiker „Carrie“ mit Sissy | |
Spacek. | |
Auftakt des Filmfestivals Venedig: Löwen für Hollywood | |
Lidokino 1: Die 79. Ausgabe der Filmfestspiele von Venedig startet. | |
Versprochen sind fast vorpandemische Zustände – und starke Frauen. | |
Filmempfehlungen für Berlin: Jenseits der roten Teppiche | |
Ein Porträt von Erika und Ulrich Gregor, die Anfang der 70er das Arsenal | |
mitbegründeteten, 24 Stunden Horrorfilme und UFA-Filmnächte mit Live-Musik. | |
Kinotipp der Woche: Wessen Peripherie? | |
Mit „Südostpassage“ zeigt das Kino Krokodil Ulrike Ottingers Dokumentafilm | |
über die „Ränder“ Europas von 2002. Der gegenwärtige Bezug ist deutlich. |