# taz.de -- Die Wahrheit: Schafe für die Queen | |
> Neues aus Neuseeland: Auch down under ufern die Trauerfestivitäten zum | |
> Tod der britischen Königin aus, war sie doch eine große Freundin | |
> Aotearoas. | |
Bild: Freundliche Übergabe: Hipkins und Ardern in Wellington am 22. Januar | |
Salutschüsse wurden abgefeuert, und „God Save the King“ wurde gesungen, um | |
auch in Wellington den neuen König Charles III. zu würdigen. In allen | |
Städten liegen Kondolenzbücher für die Queen aus, es ist landesweit auf | |
Halbmast geflaggt und die Kiwis bekommen gar einen einmaligen Feiertag in | |
Gedenken an ihre Majestät geschenkt. Doch der Trauerflor hat bereits Risse. | |
Nicht nur die Maori-Partei trommelt seit Langem für eine Scheidung vom | |
englischen Königshaus. Eine Umfrage im vorigen Jahr ergab, dass ein Drittel | |
der Kiwis lieber eine Republik hätte. Die Sorge, dass Aotearoa damit das | |
Commonwealth verlässt, ist unbegründet: Auch Länder wie Irland haben den | |
Wechsel problemlos hinbekommen und gehören noch immer zur 54-köpfigen | |
Patchwork-Familie des einstigen Empires. Win-win! | |
Was wir trotz aller Kolonialverbrechen an den Ureinwohnern keinesfalls | |
verlieren wollen, ist die Nostalgie. Gibt es einen Ort auf der Welt, wo | |
Elizabeth II. enthusiastischer gefeiert wurde als bei ihren am weitesten | |
entfernten Untertanen? Zeit für einen sentimentalen Rückblick auf ihre zehn | |
Neuseeland-Visiten in siebzig Jahren. Es begann Ende 1953 mit einer | |
sechswöchigen Tournee. Da war sie gerade mal sechs Monate auf dem Thron. | |
Der Weihnachtsbesuch ging als „königlicher Sommer“ in die Geschichte ein. | |
Das Volk war angehalten, seine Gärten mit roten, weißen und blauen Blumen | |
zu bepflanzen. Schafe wurden ebenfalls in den Farben der britischen Flagge | |
eingefärbt. 46 Städte hatte das royale Paar abzuklappern. Der holperige | |
Highway zwischen Hokitika und Greymouth bekam für ihre Limousine eine | |
frische Teerung auf der linken Seite und hieß fortan „Lizzie’s side“. | |
Hässliche Gebäude wurden abgehängt, alle anderen dekoriert. Als die Queen | |
und Prinz Philip in Christchurch ankamen, standen dort 70.000 Jubelnde mit | |
wehenden Union Jacks bereit. Die Pferderennbahn und eine Militärbasis | |
wurden beehrt; der örtliche Ponyverein und ein Bowlingklub stellten sich in | |
einem gigantischen „E“ auf. Ein Reporter berichtete atemlos: „Sie spricht. | |
Dann geht sie. Wir sind verändert. Wir sind gesegnet. Wir glühen.“ | |
Zwei Drittel der Kiwis hatten die Monarchin auf ihrer ersten Tour live | |
gesehen und erzählen bis heute ihren Enkeln davon. Die patriotische | |
Inbrunst verflog jedoch in den Jahrzehnten danach. Es folgten kontroversere | |
Highlights: 1986, während politischer Maori-Proteste, flog ein Ei auf den | |
Mantel der Queen, als sie die Rennbahn in Ellerslie besuchte. | |
Maori-Aktivisten zeigten ihr den nackten Hintern. Englands Presse war „not | |
amused“. | |
Beim nächsten Abstecher vier Jahre später pflanzte die Queen eine | |
Nadeleiche in Queenstown. Eine halbe Stunde später, während noch die | |
Blaskapelle spielte, riss jemand sie wieder raus. Doch der größte Fauxpas | |
passierte der damaligen Premierministerin Helen Clark beim letzten Besuch | |
2002: Sie zog zum Bankett mit der Queen Hosen an. Unvergessen. | |
15 Sep 2022 | |
## AUTOREN | |
Anke Richter | |
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