# taz.de -- Die Wahrheit: Fuckboy gefeuert | |
> Neues aus Neuseeland: Es gibt ja einige schlimme TV-Shows in der Welt, | |
> aber „FBoy Island“ könnte ein neuer Tiefpunkt des Fernsehschaffens sein. | |
Warum flirten Kiwis nicht?“, fragte Feministin und Burlesque-Fan Verity | |
Johnson kürzlich in einer Zeitungsüberschrift. Auch wenn die aus Australien | |
stammende Kolumnistin Jahrzehnte jünger ist als ich und mich diese | |
Einwanderfrage schon lange nicht mehr quält, sprach sie mir doch aus dem | |
Herzen. Denn der unbeholfene Umgang meiner lieben Landsleute mit Erotik | |
treibt oft peinliche Blüten. Die Fernsehshow „FBoy Island“ war eine davon. | |
Drei sexy Neuseeländerinnen reisen mit zwanzig jungen Männern auf eine | |
Südseeinsel. Zehn davon bezeichnen sich selbst als „nice guys“, also nette | |
Kerle, der Rest als oberflächliche „fuck boys“, die nur Frauen flachlegen | |
wollen. Im Stil der „Bachelor“-Sendungen werden die Kandidaten Folge für | |
Folge in Flirtspielchen, sportlichem Gerangel und pseudoromantischen Dates | |
von Kita, Kiera und Coco ausgesiebt. Drei bleiben am Ende als Liebesbeute | |
übrig, samt 50.000 Dollar Gewinn. | |
So weit, so schlecht, und zwar international: „FBoy Island“ stammt als | |
Fernsehformat aus den USA, aber wird in lokalen Varianten auch in Dänemark, | |
Spanien und Schweden produziert. Doch nur in Neuseeland hatte die | |
tropenschwüle Realityshow bereits einen handfesten Skandal, bevor sie | |
startete. Denn einer der potenziellen Kiwi-Fboys, Wayde Moore, stand | |
voriges Jahr vor Gericht. | |
Der 26-Jährige war angeklagt, eine 19-Jährige abgeschleppt zu haben, die | |
betrunken war. Er brachte sie zu sich nach Hause und hielt ihr Mund und | |
Nase zu, als sie um Hilfe rief, weil er Sex mit ihr haben wollte. Sie | |
zeigte ihn an: Er habe versucht, sie zu ersticken. Der Richter bezeichnete | |
Moores Verhalten als „zutiefst unanständig und respektlos“, aber ließ die | |
Anklage fallen. | |
Das Drama vor Gericht motivierte Moore angeblich, sich für die Sendung zu | |
bewerben – um zu zeigen, „dass ich versuche, besser zu sein“. Warner Bros, | |
die die Datingshow für TVNZ produzierten, wussten jedoch nichts von seinem | |
Vorleben. Eine Woche vor dem Fernsehstart sickerte der betrunkene Übergriff | |
zur Presse durch. TVNZ schnitt Wayde Moore daraufhin aus der bereits | |
gefilmten Staffel. | |
Eine Petition mit Tausenden von Unterschriften forderte, die gesamte Show | |
zu kippen – nicht nur wegen des Castingskandals, sondern der „fuck boys“ | |
generell: „Männer, die sich so verhalten, als ob ihnen Sex zusteht, und die | |
Frauen manipulieren.“ Ein großer Werbekunde stieg aus. Ähnliche Probleme | |
gab es bereits vor drei Jahren bei „Married at First Sight“: Einer der | |
Kandidaten war wegen häuslicher Gewalt in den USA angezeigt worden. | |
Trotz der Proteste lief die erste Staffel der Inselsaga bis zum Ende. So | |
kamen wir immerhin in den Genuss von Shavaughn Ruakere. Was die Petition | |
nicht schaffte, leistete die gewiefte Maori-Moderatorin: Als unbarmherzige | |
Cruella De Vil kanzelte sie die Männer ab, die als „nice boys“ versagten, | |
und schickte die Fickjungen ins Straflager. Perfekte Erziehung für besseres | |
Flirten. | |
8 Dec 2022 | |
## AUTOREN | |
Anke Richter | |
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