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# taz.de -- In Mexiko verschwundene Studenten: Ex-Staatsanwalt verhaftet
> Im Fall der 43 verschwundenen Studenten von Ayotzinapa gibt es jetzt
> Haftbefehle. Sie ergehen gegen Militärs, Polizisten und andere
> Staatsbedienstete.
Bild: Lange Suche nach der Wahrheit: Demonstration für die verschwundenen 43 S…
Oaxaca taz | Die Vorwürfe gegen Jesús Murillo Karam haben es in sich:
Verschwindenlassen von Menschen, Folter, Delikte gegen die
Justizverwaltung, sprich Behinderung der Strafverfolgung. Mit diesen
Beschuldigungen sitzt der ehemalige mexikanische Generalbundesanwalt nun im
Hochsicherheitsgefängnis in Haft. Nur einen Tag, nachdem die
[1][Wahrheitskommission] im Fall des Verschwindens von 43 Studenten ihren
[2][ersten Bericht] veröffentlicht hatte, wurde der Jurist am Freitag
verhaftet. Seit Samstag muss er sich den Aussagen geschützter Zeugen
stellen.
Zugleich erließ die mexikanische Justiz Haftbefehl gegen 20 hochrangige
Armeeangehörige, 44 Polizisten, fünf bundesstaatliche Amtsträger sowie 14
Mitglieder der kriminellen Organisation „Guerreros Unidos“. Sie alle sollen
mitverantwortlich sein für den Angriff, bei dem die jungen Männer in der
Nacht auf den 27. September 2014 in der Stadt Iguala von Polizisten und
Kriminellen verschleppt und sechs weitere Menschen ermordet wurden. Von den
meisten der Studenten fehlt jede Spur, nur die sterblichen Überreste von
dreien konnten zugeordnet werden.
Als oberster Strafverfolger war Murillo Karam an zentraler Stelle
verantwortlich für die Aufklärung des Falles. Er unterstand direkt dem
damaligen Präsidenten Enrique Peña Nieto. Bereits vier Monate nach dem
Verbrechen wollte der Jurist die Ermittlungen beenden. Der Fall sei gelöst,
die jungen Männer seien ermordet und dann auf einer Müllhalde in der
nahegelegenen Stadt Cocula verbrannt worden. Dafür seien lokale Polizisten
und die Guerreros Unidos verantwortlich. Das sei die „[3][historische
Wahrheit]“.
Die vom amtierenden Staatschef [4][Andrés Manuel López Obrador] eingesetzte
Wahrheitskommission kam jedoch wie zuvor schon eine internationale
Expertengruppe zu dem Schluss, dass für diese Behauptung keine Beweise
existierten. Die „historische Wahrheit“ sei eine Konstruktion gewesen, um
zu verhindern, dass die wahren Hintergründe des Verbrechens aufgedeckt
werden. Um sie zu untermauern, seien der vermeintliche Tatort manipuliert
und Gefangene gefoltert worden. Videoaufnahmen zeigen, dass Marinesoldaten
und Murillo Karam auf der Müllhalde waren, bevor diese zum Tatort erklärt
wurde. Beamte transportierten Behälter und entzündeten ein Feuer.
## Der Ex-Bundesanwalt wollte den Fall von Anfang an vertuschen
Die jetzigen Strafverfolger machen den Ex-Generalstaatsanwalt auch direkt
verantwortlich für das Foltern von sechs mutmaßlichen Tatverdächtigen.
Dieselben Vorwürfe richten sie auch gegen Tomás Zerón, der damals
zuständige oberste Polizeichef des Landes. Zerón lebt derzeit in Israel.
Die mexikanischen Behörden haben einen Auslieferungsantrag gestellt, dem
deren israelische Kolleg*innen jedoch nicht nachkommen.
Der Wahrheitskommission zufolge waren in das Verschwindenlassen lokale,
bundesstaatliche und föderale Polizisten, Behörden sowie das Militär
eingebunden. Der Leiter des Gremiums, der Staatssekretär Alejandro Encinas,
bezeichnete den Angriff deshalb als „Staatsverbrechen“.
Der Bericht des Gremiums nimmt jede der Behauptungen auseinander, mit denen
Murillo Karam den Fall ad acta legen wollte. So seien die Studenten
beispielsweise nicht alle zusammen, sondern in mindestens drei Gruppen an
verschiedene Orte verschleppt worden.
Der Ex-Generalbundesanwalt ließ von Anfang keine Zweifel daran, dass er den
Fall so schnell wie möglich abschließen wollte. Bereits im November 2014
antwortete er auf kritische Fragen von Journalist*innen mit den Worten:
„Es langweilt mich schon.“
21 Aug 2022
## LINKS
[1] /In-Mexiko-verschwundene-Studenten/!5875717
[2] http://www.comisionayotzinapa.segob.gob.mx/work/models/Comision_para_la_Ver…
[3] /Entfuehrungen-in-Mexiko/!5489610
[4] /Verschwundene-Studierende-in-Mexiko/!5716796
## AUTOREN
Wolf-Dieter Vogel
## TAGS
Mexiko
verschwundene Studenten
Wahrheitskommission
Justiz
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