| # taz.de -- Funktionsträger des Erzbistums Köln: Distanzierung von Woelki | |
| > Der Protest gegen Kardinal Woelki zieht weitere Kreise. Jetzt stellen | |
| > sich auch mehr als 60 hauptamtliche Mitarbeiter des Erzbistums offen | |
| > gegen ihn. | |
| Bild: Kardinal Rainer Maria Woelki im Mai in Köln | |
| Köln dpa | Mehr als 60 Pfarrer, Gemeindereferentinnen und andere | |
| Funktionsträger des Erzbistums Köln haben sich in einer Erklärung von | |
| [1][Kardinal Rainer Maria Woelki] distanziert. „Es ist eine ungeheuer | |
| dynamische Entwicklung, viele wollen unterzeichnen“, sagte Pfarrer Dirk | |
| Peters am Montag in Köln der Deutschen Presse-Agentur. In der Erklärung | |
| hieß es: „Wir fordern einen wirklichen Neuanfang. Dazu gehören auch | |
| personelle und systemische Veränderungen.“ | |
| Protest gegen Woelki im größten katholischen Bistum in Deutschland | |
| manifestiert sich seit Langem, unter anderem zeigten dem Kardinal | |
| Mitglieder einer Düsseldorfer Gemeinde die Rote Karte. Dass sich nun aber | |
| auch so viele Mitarbeitende des Erzbistums gegen ihren obersten Chef | |
| stellen, ist eine neue Dimension des Widerstands. | |
| „Die neuerlichen Enthüllungen über die Kommunikationsstrategie des | |
| Kardinals und seiner Mitarbeitenden in der Leitung empören uns“, hieß es in | |
| dem Statement. Trotz größter Skepsis hätten einige von ihnen nach der | |
| Rückkehr Woelkis aus einer fünfmonatigen Auszeit Anfang März versucht, den | |
| Dialog mit ihm aufzunehmen. „Mit dem Bekanntwerden der PR-Strategien aber | |
| hat Kardinal Woelki sein letztes Vertrauen verbraucht.“ Die Krise im | |
| Erzbistum habe nun „einen nicht vorstellbaren Tiefpunkt erreicht“. | |
| ## Strategie ist „inakzeptabel“ | |
| Der seit Jahren in der Kritik stehende Woelki hatte 2020 eine | |
| Kommunikationsagentur engagiert, die [2][Pläne für sein „Überleben“] im … | |
| entworfen hatte. Unter anderem schlugen ihm die PR-Experten vor, dass er | |
| versuchen solle, in einer Auseinandersetzung um ein nicht veröffentlichtes | |
| Gutachten den Beirat von Betroffenen sexuellen Missbrauchs auf seine Seite | |
| zu ziehen. | |
| Eine solche Strategie auch nur vorzuschlagen, sei schon inakzeptabel, | |
| kritisierte Ingrid Kloß, stellvertretende Diözesanvorsitzende der | |
| Katholischen Frauengemeinschaft. Sie dann aber auch noch eins zu eins | |
| umzusetzen, sei „eines katholischen Christen und erst recht eines Kardinals | |
| nicht würdig“. Pfarrer Klaus Thranberend erklärte: „Ich komme an meine | |
| Grenze, was mein Gehorsamsgelübde dem Bischof gegenüber angeht.“ | |
| Gemeindereferentin Marianne Arndt forderte, es sei jetzt an der Zeit, | |
| aufzustehen. | |
| Seit die Vorschläge der PR-Agentur vom Kölner Stadt-Anzeiger enthüllt | |
| wurden, äußerte sich Woelki noch mit keinem Wort dazu. Lediglich sein | |
| Stellvertreter Guido Assmann wies den Vorwurf einer Instrumentalisierung | |
| des Betroffenenbeirats zurück. | |
| Woelki war Ende vergangenen Jahres [3][in eine Auszeit gegangen], nachdem | |
| ihm Papst Franziskus „große Fehler“ in seiner Kommunikation vorgeworfen | |
| hatte. Anfang März kehrte er zurück und bat um eine „zweite Chance“. Zuvor | |
| hatte ihn der Papst jedoch aufgefordert, seinen Rücktritt einzureichen. | |
| Franziskus hat aber noch nicht darüber entschieden, ob er das Gesuch | |
| annimmt. Dadurch herrscht nun seit Monaten ein Schwebezustand, der sowohl | |
| von Kritikern als auch von Anhängern Woelkis als Zumutung empfunden wird. | |
| 15 Aug 2022 | |
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