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# taz.de -- Waffenruhe im Jemen verlängert: Nochmal zwei Monate Schonfrist
> Während der Waffenruhe ging die Gewalt zurück, andere Bedingungen wurden
> aber nicht erfüllt. In letzter Minute einigt man sich auf eine
> Verlängerung.
Bild: Alltagsszene in der Hauptstadt Sana'a: Zwei weitere Monate soll es im Jem…
Sanaa/Berlin dpa/taz | In letzter Minute haben sich die Konfliktparteien im
Jemen auf eine erneute Verlängerung der Waffenruhe um weitere zwei Monate
geeinigt. Diese werde unter den bereits geltenden Bedingungen nun bis 2.
Oktober verlängert, teilte der UN-Sonderbeauftragte für den Jemen, Hans
Grundberg, am Dienstagabend mit – kurz nach Ablauf der geltenden Feuerpause
im Land. Beide Seiten hätten zudem versichert, gemeinsam auf eine noch
weiter reichende Einigung hinarbeiten zu wollen, teilte Grundberg mit.
Die Waffenruhe war Anfang April für zunächst zwei Monate in Kraft getreten
und dann im Juni verlängert worden. Zuvor hatte es seit 2016 keine
Feuerpause mehr in dem Land gegeben. Die Zahl der getöteten Zivilisten ging
seitdem zurück, ebenso die sonst regelmäßigen Angriffe der Huthis über die
Grenze nach Saudi-Arabien mit Raketen und Drohnen. Zivilisten kamen aber
weiterhin etwa durch Landminen ums Leben. [1][Das Analyseprojekt ACLED]
zählte 300 Todesopfer und 1.700 Verstöße gegen die Waffenruhe seit deren
Beginn.
Die Vereinbarung habe der notleidenden Bevölkerung einen Moment der
„Ruhepause und Hoffnung“ geben, teilten 30 Hilfsorganisationen mit,
darunter CARE, Oxfam und das International Rescue Committee. Dieser
Fortschritt dürfe nicht verspielt werden. Die Konfliktparteien müssten den
Menschen „erlauben, ihr Leben wieder herzustellen und aufzubauen“.
Im Rahmen der Vereinbarung legten mehr Schiffe als sonst am Hafen von
Hudaida an und brachten dringend benötigten Treibstoff ins Land. Damit
können etwa Krankenhäuser und Unternehmen besser und länger arbeiten. Durch
eine Wiederaufnahme von kommerziellen Flügen konnten auch mehr als 8.000
Menschen zu medizinischer Behandlung oder privaten und geschäftlichen
Zwecken aus der Hauptstadt Sanaa nach Kairo und Amman ausfliegen.
Saudi-Arabien [2][entließ außerdem angebliche Houthi-Kämpfer] aus seinen
Gefängnissen.
## Straßen in die Stadt Taiz weiterhin geschlossen
Bei den neuen Verhandlungen soll es laut Grundberg weiterhin [3][um diese
Punkte gehen] sowie um die seit langem umstrittene Zahlung von Gehältern an
zivile Staatsangestellte in von Huthis kontrollierten Gegenden. Diese
weigern sich bisher auch, einer erhofften [4][Öffnung wichtiger Straßen um
Taiz] im Südwesten zuzustimmen.
US-Präsident Joe Biden und US-Außenminister Antony Blinken begrüßten die
Verlängerung der Waffenruhe. Biden erklärte, dies sei ein wichtiger
Schritt, um Leben zu retten. Auf lange Sicht sei es aber nicht genug.
Blinken betonte, die USA setzten sich weiter für ein dauerhaftes, alle
Seiten einbeziehendes Friedensabkommen in Jemen ein. Auch die EU begrüßte
die Verlängerung der Waffenruhe und rief alle Parteien dazu auf, weiter mit
Nachdruck an einer vollständigen Umsetzung zu arbeiten. Es müssten
zusätzliche Schritte unternommen werden, um das Potenzial der Waffenruhe
auszuschöpfen, sagte ein Sprecher des Außenbeauftragten Josep Borrell.
Im Jemen tobt seit mehr als sieben Jahren ein Bürgerkrieg, der das arme
Land auf der Arabischen Halbinsel in eine humanitäre Katastrophe gestürzt
hat. Mehr als 150.000 Menschen wurden getötet, darunter 14.000 Zivilisten.
Saudi-Arabien kämpft dort mit Verbündeten seit 2015 gegen die
Huthi-Rebellen, die weite Teile des Nordens beherrschen. Riad betrachtet
sie als verlängerten Arm seines Erzfeinds Iran. Die UN und
Hilfsorganisationen bemühen sich, rund 23 Millionen Menschen im Land zu
versorgen, darunter 11 Millionen Kinder. Etwa 19 Millionen Menschen haben
nicht genügend zu essen.
Alle Bemühungen um eine dauerhafte Lösung des Konflikts scheiterten bisher.
Auch der Besuch von US-Präsident Joe Biden in Saudi-Arabien im Juli brachte
keine Fortschritte. Die Huthi-Führung hatte Bidens Besuch scharf
kritisiert. Die Rebellen hielten am Montag eine Militärparade ab und
zeigten dabei Raketen, Panzerabwehrwaffen und Drohnen. Der Krieg werde sich
noch verstärken, sagte Armeekommandeur Mahdi al-Maschat laut dem
Rebellen-nahen Fernsehsender Al-Masirah. Es werde ein „Jahr des Sieges“.
3 Aug 2022
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