# taz.de -- Fahrradparkhaus am Ostkreuz: Hauptsache, es passiert etwas | |
> Am Ostkreuz, wo die Räder kreuz und quer stehen, soll ein Fahrradparkhaus | |
> entstehen. Leider soll es erst 2028 fertig werden. Das Problem: die | |
> Bürokratie. | |
Bild: So könnte es auch am Ostkreuz aussehen… in 6 Jahren | |
Am Ostkreuz soll ein Fahrradparkhaus entstehen. Das ist eine | |
fortschrittliche Idee, die zur [1][Mobilitätswende] beiträgt. Denn: eine | |
sichere Abstellmöglichkeit an Verkehrsknotenpunkten ermöglicht den Umstieg | |
in andere Verkehrsmittel, wie zum Beispiel den ÖPNV. So kann auch der | |
Ausflug ins Grüne ohne Auto gelingen. | |
Doch leider ist unsere Verwaltung sehr – sagen wir – gründlich. Das | |
Parkhaus, das eigentlich schon seit 2019 eine Machbarkeitsstudie | |
erfolgreich durchlaufen hat, wird nach Aussage von [2][GB infraVelo GmbH] | |
erst 2028 fertiggestellt sein. Das ist keine Verschleppung, sondern der | |
normale Vorgang für ein solches Projekt. | |
Der Dienstleister für das Land Berlin hat bereits Bodenproben entnommen, um | |
den Standort auf Eignung zu überprüfen. Außerdem hat infraVelo ermittelt, | |
dass es eine große Diskrepanz zwischen vorhandenen und benötigten | |
Fahrradstellplätzen gibt. Demnach werden etwa 2.000 Stellplätze gebraucht | |
und nur wenige hundert sind derzeit nutzbar. | |
Das Fehlen von Stellplätzen bestätigt auch ein Radfahrer am Ostkreuz, der | |
sein Rad notgedrungen an einer Fahrbahnabsperrung in der Nähe des Bahnhofs | |
ankettet. „Ich wäre auch mit weniger aufwändigen Lösungen wie zum Beispiel | |
Fahrradbügeln zufrieden“, meint er, „Hauptsache, es passiert endlich | |
etwas.“ | |
## Schon drei mal beklaut | |
Am Ostkreuz ist es vor allem eines: wild. Die Räder stehen kreuz und quer, | |
jede verfügbare Anschließmöglichkeit ist besetzt. Viele, die ihre Fahrräder | |
hier abstellen, würden ein Parkhaus nutzen. | |
Eine junge Frau gibt an, dass ihr Rad schon drei Mal am Ostkreuz gestohlen | |
worden sei. „Dort drüben“, berichtet sie und deutet in Richtung Wasserturm | |
am Ostkreuz, „dort gab es bereits Fahrradbügel, die nach drei Monaten | |
wieder abmontiert wurden. Ich verstehe das nicht“, sagt sie kopfschüttelnd. | |
Für jeden einzelnen und noch so winzigen Schritt für die Planung des | |
Fahrradparkhauses sind Monate angesetzt – oder Jahre. Im Juni dieses Jahres | |
wurde ein sogenanntes Bedarfsprogramm eingereicht. Erst nach der | |
Genehmigung sollen weitere Schritte Ende 2023 folgen. Es ist ein | |
bürokratischer Wahnsinn, der insgesamt zehn Jahre dauern soll. | |
Politisch wäre Berlin gern Vorreiter, was den Ausbau der Stadt zu einer | |
Fahrradhauptstadt angeht. Die überbordende Bürokratisierung ist allerdings | |
ein großes Hemmnis für die Umsetzung dieser Idee. Das geht bei allem | |
Verständnis für die deutsche Gründlichkeit an der Realität und der | |
Dringlichkeit, handeln zu müssen, vorbei. | |
Wenn Berlin die Verkehrswende möchte, kann es sich dieses Vorgehen nicht | |
leisten. Die Stadt, die sonst durchaus auf Zack sein kann, braucht | |
schnellere Lösungen, damit sich die Menschen klimaschonend fortbewegen | |
können. | |
18 Aug 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Interview-mit-Mobilitaetsforscher/!5838610 | |
[2] https://www.infravelo.de/ | |
## AUTOREN | |
Sean-Elias Ansa | |
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