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# taz.de -- Trockenheit in Frankreich: Brände ohne Ende?
> Frankreich erlebt einen Sommer der Klimakatastrophe. Premierministerin
> Borne will vorbeugen. Leicht wird das nicht.
Bild: Weil sonst kein Wasser vom Himmel kommt: Der Wald brennt in Frankreichs G…
Paris taz | Frankreichs Premierministerin Élisabeth Borne gönnt sich keinen
Urlaub in diesen besonders heißen Sommertagen. In Begleitung ihres
Innenministers Gérald Darmanin war sie an der Waldbrandfront im
französischen Südwesten, um die Feuerwehr in ihrem unermüdlichen Kampf
gegen seit Juli ständig neu entfachte Waldbrände zu unterstützen und zu
ermutigen.
Mehr als 20.000 Hektar kostbare Pinienwälder sind in den vergangenen zehn
Tagen verbrannt, immer wieder mussten Tausende von Personen vorübergehend
in Sicherheit gebracht werden. Und die Gironde südlich von Bordeaux ist
nicht die einzige Region, in der wegen der [1][anhaltenden Dürre die
Wälder] brennen.
Auch aus Gegenden weiter im Norden bis in die traditionell eher feuchte
Bretagne oder bis zur Jura-Kette hin werden Waldbrände gemeldet, die eine
Heftigkeit annehmen, wie man sie sonst nur aus dem Midi, Frankreichs Süden,
kannte.
Insgesamt waren bis Mitte August rund 50.000 Hektar Wald verbrannt, fast
doppelt so viel wie im ganzen Vorjahr. Gleichzeitig warnen die Meteorologen
bereits vor der dritten Hitzeperiode mit Rekordtemperaturen von
stellenweise über 40 Grad im Schatten.
## Bekämpfen oder Anpassen?
Niemand zweifelt ernsthaft daran, dass ein direkter Zusammenhang mit dem
Klimawandel besteht. Auch die Regierungschefin nicht: „Wir müssen an allen
Fronten handeln, um in Zukunft noch besser gerüstet zu sein und um uns auf
Ereignisse vorzubereiten, von denen wir wissen, dass sie – wie diese Hitze,
die wir derzeit in unserem Land seit Wochen erleben – oder auch die
außergewöhnliche Dürre in diesem Jahr mit den Veränderungen des Klimas
zusammenhängen“, sagte sie am vergangenen Donnerstag vor Ort.
Im Herbst werde die Regierung dem Parlament einen neuen Plan vorlegen, um
diesen [2][Phänomenen des Klimawandels] zu begegnen. Dabei lässt Borne
offen, ob nun aktives Vorgehen oder eine Anpassung gemeint ist: „Wir müssen
mehr denn je gegen die Klimaveränderungen kämpfen, aber in unserer
ökologischen Planung müssen wir uns diesen Veränderungen auch anpassen.“
Das tönt als Versprechen allzu „hohl“, meinte dazu das Online-Magazin
Mediapart, das die Staatsführung streng kritisiert: In diesem „Sommer aller
Desaster“ habe die Regierung „ihren Katastrophentest nicht bestanden“.
Borne ließ es indes nicht bei allgemeinen Floskeln bewenden. Als Erstes
möchte sie verwüstete Wälder rasch aufforsten.
Da aber nur ein Viertel der Wälder in öffentlichem Besitz ist, bleibt
beispielsweise die wirtschaftliche Nutzung oder auch ein Wechsel der
gepflanzten Baumarten ein heikles Thema. Zweitens sollen die Mittel für den
Katastropheneinsatz verstärkt werden. Unter anderem wurde in diesem
Katastrophenjahr deutlich, dass Frankreich nicht über genügend
Löschflugzeuge vom Typ Canadair verfügt.
## Atomenergie weiterhin Teil der Klimastrategie
An verfügbaren Feuerwehrleuten mangelt es dagegen nicht, denn laut
offizieller Statistik verfügt Frankreich über fast 250.000 „pompiers“.
Davon sind aber nur 20 Prozent Berufsleute oder Militärs, der Rest
Freiwillige. Die Regierung hat darum die Arbeitgeber aufgefordert, diese
engagierten „Amateure“ bei speziellen Katastrophen etwas entgegenkommender
als bisher freizustellen. Auch waren die betroffenen Kommunen der Gironde
sehr froh, dass jetzt 360 Feuerwehrleute aus Deutschland, Österreich, Polen
und Rumänien samt ihren Fahrzeugen gekommen sind, um den nach wochenlangen
Einsätzen erschöpften französischen Kolleg*innen zu helfen.
Anpassen, das heißt aber auch, dass die Maximaltemperatur der bereits stark
erwärmten Flüsse, in die das Kühlwasser der AKWs abgeleitet wird,
„vorübergehend“ überschritten werden darf, damit die Reaktoren – von de…
ohnehin mehr als die Hälfte derzeit wegen Kontrollen oder Wartungsarbeiten
abgeschaltet sind – weiterhin den benötigten Strom produzieren können.
Die Folgen für die Fauna und das ökologische Gleichgewicht der aufgeheizten
Gewässer sind noch unklar. Zudem muss sich die Regierung darauf einstellen,
dass diese „außergewöhnliche“ Situation der überaus hohen Temperaturen
bereits in der nahen Zukunft nicht mehr eine Ausnahme darstellt, sondern
wegen der generellen Erwärmung zur Regel werden dürfte.
Dennoch steht die [3][Atomenergie] für die französische Staatsführung
mittel- und langfristig im Zentrum, um CO2-Ziele zu erreichen und
[4][Frankreich Energieversorgung sicherzustellen]. Frankreich hat bei den
erneuerbaren Energien einen enormen Rückstand (im Jahr 2020 nur 19,1 statt
gemäß EU-Direktive 23 Prozent des Bruttoenergieverbrauchs). Das soll sich
laut Macron rasch bessern. Er will Solarenergie und Offshore-Windräder im
Eiltempo fördern. So schnell wird das aber nicht gehen, Borne hat zur
Gesetzesvorlage erst einmal Konsultationen angekündigt.
16 Aug 2022
## LINKS
[1] /Waldbraende-in-den-USA-und-Europa/!5869773
[2] /Duerre-in-Frankreich/!5872690
[3] /Atomenergie/!t5010540
[4] /Atomenergie-in-Frankreich/!5870000
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
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„Waldbrandteam“ ist auf die Bekämpfung von Vegetationsbränden
spezialisiert.
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