# taz.de -- Einführung der Gasumlage: Viel Lärm um das kleinere Problem | |
> Die Gasumlage mit 2,4 Cent ist nur ein Vorgeschmack auf das, was noch | |
> kommt. Sobald Preisgarantien auslaufen, steigt der Preis um ein | |
> Vielfaches. | |
Bild: Weniger verbrauchen und trotzdem mehr zahlen müssen, steht uns ins Haus | |
Jetzt steht die lange erwartete Zahl fest: [1][2,4 Cent Gasumlage] fallen | |
ab Oktober pro Kilowattstunde Erdgas an. Wer mit Gas heizt, zahlt allein | |
dadurch je nach Größe und Dämmung der Wohnung 15 bis 50 Euro mehr pro | |
Monat. Die tatsächliche Zusatzbelastung für alle Gasnutzer macht jedoch ein | |
Vielfaches dieser Summe aus. Denn sobald bestehende Preisgarantien | |
auslaufen – was, wenn es nicht schon passiert ist, bei den Verbrauchern | |
spätestens in wenigen Monaten der Fall ist –, dürfte der Gaspreis um rund | |
25 Cent pro Kilowattstunde steigen. | |
Die [2][Aufregung über die neue Umlage] ist darum einerseits etwas irre, | |
denn das Hauptproblem für die Gaskunden ist ein ganz anderes. Doch gerade | |
deshalb ist es andererseits auch ein Fehler, dass die Gasumlage in dieser | |
Form eingeführt wird. Es ist zwar durchaus nachvollziehbar, Gasimporteure | |
zu retten, die aufgrund der Mehrkosten durch den Ersatz russischer | |
Gaslieferungen existenziell bedroht sind – denn wenn sie pleitegehen | |
würden, wären die Probleme noch weitaus größer. | |
Doch ist es wenig sinnvoll, dass auch diese Rettung allein von den | |
Gaskunden bezahlt werden muss. Von denen werden viele durch die ohnehin | |
fälligen Preisanstiege in massive finanzielle Schwierigkeiten geraten. Und | |
durch die Umlage dürfte bei vielen der falsche Eindruck entstehen, dass | |
daran vor allem die Politik schuld ist. Gleichzeitig werden Menschen, die | |
ohne Gas heizen, weitaus geringere Kostensteigerungen tragen müssen. | |
Eine Umlage unabhängig von der Heizungsart oder eine Rettung der Importeure | |
mit Steuermitteln wäre darum die deutlich bessere Lösung gewesen. Diese | |
scheitert nicht nur daran, dass [3][die FDP jede Steuererhöhung entschieden | |
ablehnt]. Sondern auch daran, dass das Wirtschaftsministerium die hohen | |
Gaspreise nicht subventionieren will, weil das den Anreiz dämpfen würde, | |
beim Heizen Gas zu sparen. | |
Tatsächlich scheint vielen Eigenheimbesitzern der Gaspreis immer noch | |
ziemlich egal zu sein. Zwar hat die Nachfrage nach elektrischen Wärmepumpen | |
zuletzt stark zugenommen. Doch im ersten Halbjahr 2022 machten Gasheizungen | |
noch immer den Großteil aller neu eingebauten Heizungen aus. Das ist | |
völliger Irrsinn. | |
Doch wer sich von einer marktbedingten Verfünffachung der Gaspreise nicht | |
davon abhalten lässt, weiter auf Gas zu setzen, bei dem nützt es vermutlich | |
auch wenig, wenn daraus inklusive Umlage eine Verfünfeinhalbfachung wird. | |
Helfen würde hier ein Verbot neuer Gasheizungen. Doch anstatt ein solches | |
Verbot früher als 2024 einzuführen, will es die Bundesregierung sogar | |
wieder aufweichen – und setzt damit ein völlig falsches Signal. | |
16 Aug 2022 | |
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## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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