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# taz.de -- Brennendes Treibstofflager: Weitere Explosionen auf Kuba
> Seit Tagen wüten die Flammen nach Blitzeinschlag. Es ist das größte Feuer
> in der Geschichte des Landes, das keine Erfahrung mit solchen Bränden
> hat.
Bild: Menschen beobachten eine riesige Rauchwolke, die über dem Treibstofflage…
Berlin taz | Es hört nicht mehr auf zu brennen. Schon seit Freitagabend
Ortszeit steht eine Säule aus Rauch und Flammen über der Stadt Matanzas,
rund 100 Kilometer östlich von Kubas Hauptstadt Havanna. Da hatte ein Blitz
ein Treibstofflager im Tankhafen an der Bucht von Matanzas getroffen und in
Brand gesetzt. Inzwischen ist ein zweiter Tank eingestürzt, bei einem
dritten der Deckel zerstört. Weil das Land keine Erfahrung mit
Erdölunfällen hat, hat die Regierung andere Staaten um Hilfe gebeten, die
Auswirkungen auf Umwelt, Gesundheit und Wirtschaft sind noch unklar.
Acht Tankbehälter gibt es in dem Gebäudekomplex, jeder fasst 50.000
Kubikmeter Treibstoff.
Die staatliche Erdölfirma Unión Cuba-Petróleo (Cupet) teilte mit, dass ein
Feuer dieser Größenordnung für Kuba ohne Beispiel sei. Bislang werden ein
Toter und 16 Vermisste gemeldet, alle Feuerwehrleute, und 122 Verletzte,
davon 24 schwer.
Iris Pintado lebt auf der anderen Seite der Bucht von Matanzas im
Wohnviertel Pastorita, wo ein Teil der rund 4.000 evakuierten Personen
untergebracht sind. An den Blitzschlag, der den Tank getroffen hat,
erinnert sie sich so: „Den Blitz hab ich gespürt, als wäre er direkt in
mein Haus eingeschlagen.“
## „Wie Krieg“
„Die erste Nacht war sehr sehr angespannt“, berichtet Yoelkis Torres,
Koordinatorin der NGO AfroAtenas. Die Explosionen häten die ganze Stadt
erzittern lassen. „Mitten in der Nacht war der ganze Himmel erleuchtet“, so
Torres. „Es war, als wären wir mitten in einem Krieg.“ Immer wieder komme
heftiger Gasgeruch und ein Gefühl, als habe man Rollsplit im Hals.
Ständige Windböen erschweren den Versuch, das Feuer unter Kontrolle zu
bringen. Der Wind treibt den dicken Rauch Richtung Westen in die Provinzen
Mayabeque und Havanna.
Die Ministerin für Wissenschaft, Technologie und Umwelt, Elba Rosa Pérez,
erklärt, eine interdisziplinär zusammengesetzte Expertenkommission
beobachte intensiv die Auswirkungen der Havarie auf die Umwelt:
Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid und Kohlenmonoxid seien freigesetzt
worden, im Industriegebiet sei Erdöl ausgetreten, und es bestehe die
Möglichkeit giftigen Regens. Die Behörden empfehlen, sich keinen
Niederschlägen auszusetzen.
## Angebote von allen Seiten
Die kubanische Präsidentschaft bat auf ihrem offiziellen Twitter-Account um
Hilfe und Beratung durch [1][Länder, die mit Erdölunfällen Erfahrungen
haben]. Als erste schickte Mexikos Regierung eine Reihe von Spezialisten,
später folgte Venezuela. Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel dankte den
Regierungen von Russland, Nicaragua, Chile und Argentinien für das Angebot,
Hilfsmaterialien zu schicken.
Auch die Europäische Union und die Vereinten Nationen haben Unterstützung
versprochen, die Vereinigten Staaten boten technische Beratung an, die
„bereits von den zuständigen Spezialisten koordiniert wird“ twitterte
Vize-Außenminister Carlos Fernández de Cossío.
Die Katastrophe von Matanzas kommt zu einem Zeitpunkt, da es im ganzen Land
aufgrund des Mangels an Treibstoff und Ersatzteilen sowie Wartungsproblemen
an den Kraftwerken ohnehin immer wieder zu Stromabschaltungen kommt. Was
genau zu dem Brand geführt hat, ist noch unklar. Sicher ist aber, dass in
jüngster Zeit andere Zwischenfälle auf ernsthafte Sicherheitsmängel
schließen ließen. Im vergangenen Jahr kam es in Matanzas zweimal zu
Erdölaustritten: einmal im Juni in der Gemeinde Limonar, einmal im Oktober
an der Nordküste. Im Juli 2021 gab es ein Benzinleck in Varadero.
Ebenfalls ein Blitzschlag beeinträchtigte im Mai das Wärmekraftwerk Antonio
Guiteras, nur einen Tag später explodierte ein Tanklastwagen mit Benzin für
Havanna.
8 Aug 2022
## LINKS
[1] /Deepwater-Horizon-Katastrophe/!5309422
## AUTOREN
Eileen Sosin Martínez
## TAGS
Erdöl
Kuba
Brand
Venezuela
USA
Schwerpunkt Coronavirus
Kuba
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