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# taz.de -- Bonus fürs Energiesparen: Bei den Reichen ansetzen
> Die FDP fordert einen Energiesparbonus für Hartz-IV-Empfänger*innen. Was
> gut klingt, geht bei Menschen mit wenig Geld an der Realität vorbei.
Bild: Eher im Kalten sitzen als hungern? Für Hartz-IV-Empfänger*innen könnte…
Nicht jede Idee aus der FDP ist komplett daneben, nicht mal dann, wenn es
um Hartz IV geht. So ist es zum Beispiel beim Vorschlag vom Wochenende
wonach ALG-II-Empfänger*innen einen Bonus erhalten sollen, wenn sie ihren
[1][Gasverbrauch senken]. Die Social-Media-Empörung war zwar erwartbar
groß, die Problemanalyse ist aber erst mal nicht ganz falsch: Deutschland
muss massiv Gas sparen.
Da Appelle alleine selten ausreichen, hat der Preis eine entscheidende
Lenkungswirkung. Bei Haushalten, deren Heizkosten der Staat bezahlt, wirkt
dieser Faktor aber nicht. Die Lösung, die FDP-Fraktionsvize Lukas Köhler
vorschlägt, hat sogar eine gerechte Komponente: Bisher sollen nur
Unternehmen belohnt werden, wenn sie ihren Verbrauch senken. Ein
Auktionsmodell der Ampel, das für die Industrie einen zweiten Sparanreiz
neben den hohen Marktpreisen schafft, startet im Oktober.
Mit dem Bonus für [2][Hartz-IV-Empfänger*innen] würden erstmals auch
Privathaushalte eine solche Belohnung bekommen. Jetzt zum Aber: Schon heute
heizen Hartz-IV-Empfänger*innen nicht übermäßig verschwenderisch, denn wenn
ihr Verbrauch überdurchschnittlich hoch ist, können ihnen die Jobcenter
einen Teil der Kosten aufdrücken. Das Einsparpotenzial ist also
überschaubar.
Angesichts der mickrigen Hartz-IV-Regelsätze und der ebenfalls steigenden
Supermarkt-Preise besteht dafür die Gefahr, dass Betroffene die Heizung
nicht nur um eine Stufe runter drehen würden, sondern gleich ganz im Kalten
sitzen, um mithilfe des Bonus zumindest halbwegs über die Runden zu kommen.
Ganz unbegründet ist die Empörung über den FDP-Vorschlag an der Stelle dann
doch wieder nicht.
Anders wäre das, wenn schon die regulären Bezüge das Existenzminimum
wirklich sichern würden und der Gassparbonus on top käme. Das Geld für
höhere Sätze ließe sie sich von denen holen, bei denen das
[3][Energiesparpotenzial] tatsächlich hoch ist: von den Reichen, die sehr
viel größere Räume beheizen.
Bei ihnen entfalten die hohen Gaspreise ja ebenso wenig Lenkungswirkung wie
bei den Hartz-IV-Empfänger*innen. Ihre Heizrechnungen bezahlen sie zwar
selbst. Sie können die Kostensteigerungen aber locker verschmerzen – und
würden auch dann nicht vor die Hunde gehen, wenn der Staat auf weit
überdurchschnittlichen Gasverbrauch eine Sonderabgabe zugunsten der Armen
erheben würde.
31 Jul 2022
## LINKS
[1] /Anreize-fuer-das-Heizenergiesparen/!5859354
[2] /Umgang-mit-Hartz-IV-Bezieherin/!5859106
[3] /Tipps-zum-Energie-sparen/!5864051
## AUTOREN
Tobias Schulze
## TAGS
Erdgas
Energiepreise
Hartz IV
Schwerpunkt Armut
FDP
IG
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Schwerpunkt Armut
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