# taz.de -- Demo auf Nordseeinsel abgesagt: Rechte fahren doch nicht nach Sylt | |
> Die Partei Die Rechte um Neonazi Christian Worch hat ihren geplanten | |
> Aufmarsch zum Thema „soziale Spaltung“ abgesagt. Das sorgt für interne | |
> Kritik. | |
Bild: Bekommt jetzt doch keinen rechtsextremen Besuch: Leuchtturm von Kampen | |
HAMBURG taz | Sie kommen nicht. Am kommenden Samstag wollte „Die Rechte“ in | |
Westerland auf Sylt aufmarschieren. Unter dem Motto „Gemeinschaft statt | |
sozialer Spaltung“ hatte der Bundesvorsitzende der Partei Christian Worch | |
die Aktion auf der Nordseeinsel angemeldet. „Die Versammlung mit | |
Demonstrationszug wurde jedoch inzwischen vom Veranstalter wieder abgesagt“ | |
bestätigte der Landkreis Nordfriesland nach Medienanfragen. | |
Via Telegram hatte der Kreisverband Braunschweig-Hildesheim um Johannes | |
Welge die „Nationale Demonstration“ angekündigt. Auch auf ihrer Webseite | |
mobilisierte die rechtsextremen Kleinstpartei mit etwa 500 Mitgliedern zu | |
dem Aufmarsch. „Ja, ihr lest richtig und dies ist kein verspäteter | |
Aprilscherz!“, versicherte die Partei im Aufruf. | |
Mit bemüht antikapitalistischer Rhetorik führte sie aus, dass die | |
Bundesregierung uns [1][mit dem Neun-Euro-Ticket deutlich vor Augen | |
geführt] habe, dass durch „die Privatisierung und das damit eingehende | |
Verschachern von Staatseigentum“ der „absolute Niedergang des Bahnnetzes“ | |
herbei geführt worden sei. | |
Längst fehle in unserem Volk im Zuge der Liberalisierung der | |
Gemeinschaftsgeist. [2][Kein anderer Ort als Sylt sei für diesen Protest | |
besser geeignet]: „Eine Touristeninsel der Reichen, auf der bei einigen | |
schon die Schnappatmung ausbricht, wenn dort Menschen urlauben wollen, die | |
finanziell nicht auf der Sonnenseite in der BRD stehen.“ | |
## Anfeindung Geflüchteter | |
Vor zehn Jahren, Pfingsten 2012, war Worch, dessen rechtsextreme Karriere | |
mit der „Aktionsfront Nationaler Sozialisten“ 1977 begann, die Gründung Der | |
Rechten gelungen. Die ersten Mitglieder kamen aus der DVU. Sie sperrten | |
sich gegen die geplante Auflösung ihrer Partei in der NPD. Seitdem gibt es | |
eine Konkurrenz zu der ältesten rechtsextremen Partei Deutschlands. | |
Die Rechte trat schnell radikaler, provokanter und militanter auf. Ein | |
Grund: der Partei schlossen sich Freie Nationalisten aus verbotenen | |
Kameradschaften an. In Nordrhein-Westfallen ist Die Rechte seit dem Zulauf | |
besonders aktiv. Bei der Kommunalwahl 2014 in Nordrhein-Westfalen gewann | |
sie sieben Mandate in Räten und Bezirksvertretungen. | |
Die vermeintliche soziale Ausrichtung verbindet Die Rechte immer wieder mit | |
eindeutigen rechtsextremen Aussagen. 2019 war die [3][verurteilte | |
Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck] ihre Spitzenkandidatin zur | |
Europawahl. Ein Dauerthema: Anfeindung von Geflüchteten. In ihrem Webshop | |
bietet sie ein Plakat „Gegen Überfremdung, Sozialabbau und Parteienfilz“ | |
an. | |
In Niedersachsen gibt es nach Parteiangaben zwei Kreisverbände und in | |
Bremen einen. Der Kreisverband Braunschweig-Hildesheim verkündete am 8. | |
Juli seine Selbstauflösung. Der Hintergrund: eine polizeiliche Durchsuchung | |
wegen eines Brandanschlages auf das Antifa-Café in Braunschweig. Worch | |
schimpfte über diesen „Akt politischer und persönlicher Feigheit“. Bei | |
Telegram ist der Kreisverband aber weiter aktiv: Er schimpft über den | |
abgesagten Aufmarsch und wettert gegen Worch. | |
26 Jul 2022 | |
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## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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