# taz.de -- Hochschulen im Wandel: Uni will mehr Autonomie | |
> Als sechste niedersächsische Hochschule will Hannover | |
> Stiftungsuniversität werden. Die Hoffnung auf viel privates Kapital wurde | |
> bisher nicht erfüllt. | |
Bild: Ein Pfund, damit zu wuchern: Hauptgebäude der Uni Hannover im Welfenschl… | |
HAMBURG taz | Die [1][Leibniz-Universität] Hannover möchte sich gerne wie | |
andere Unis vor ihr ein Stück weit vom Land abnabeln. Am Mittwoch hat sich | |
der Akademische Senat „mit großer Mehrheit für die Umwandlung der LUH in | |
eine Stiftungshochschule ausgesprochen“, wie die Hochschule mitteilte. Ein | |
entsprechender Antrag solle kurzfristig bei der Landesregierung eingereicht | |
werden. | |
Damit [2][würde die Leibniz-Universität] zur sechsten Hochschule im Land, | |
die als Stiftung organisiert ist. In ihrem Evaluationsbericht lobte die | |
Wissenschaftliche Kommission Niedersachsen (WKN) 2019 die Vorreiterrolle | |
des Landes „im Trend zur Gewährung von höherer Autonomie für Universitäten | |
und Fachhochschulen“. | |
Stiftungshochschulen bekommen ihre Gebäude und Grundstücke vom Land als | |
Stiftungsvermögen übereignet, mit dem sie selbst wirtschaften. Zudem sollen | |
sie in größerer Unabhängigkeit vom Ministerium agieren können. Sie erhalten | |
ein eigenständiges Berufungsrecht, sie werden Dienstherrinnen ihrer | |
Mitarbeiter, managen ihre Finanzen weitgehend selbst, sind selbst | |
verantwortlich für ihre Immobilien und können sich über ihren Stiftungsrat | |
externe Expertise erschließen. | |
2016 wies der Landesrechnungshof allerdings darauf hin, dass dieses 2002 | |
beschlossene Modell nicht so glänzt wie erhofft. „Insbesondere gelang es | |
nicht, die Finanzausstattung durch Zustiftungen von Privatpersonen in | |
nennenswertem Umfang zu verbessern“, stellte der Rechnungshof fest. | |
Überdies hätten die Stiftungshochschulen rechtliche Vorgaben nicht | |
beachtet. | |
## Im Wettbewerb bestehen können | |
Der Rechnungshof schlug vor, im Rahmen einer Evaluation zu prüfen, ob an | |
dem Stiftungsmodell festgehalten werden solle. Für den entsprechenden, 2019 | |
erschienenen Bericht befragte die Wissenschaftliche Kommission die | |
existierenden Stiftungshochschulen nach ihren Erfahrungen. Ihrer Bewertung | |
schickte sie voraus, dass mehr Autonomie für die Hochschulen notwendig sei, | |
um im Wettbewerb mit anderen Ländern bestehen zu können. | |
Die Kommission bescheinigte den Unis, ihre erweiterten Spielräume dazu | |
genutzt haben, ihre strategische Ausrichtung und ihr operatives Geschäft | |
effektiv und effizient zu organisieren. Das Vertrauen in die | |
Selbststeuerungsfähigkeit dankten die Hochschulmitglieder damit, dass sie | |
sich noch stärker für die eigene Einrichtung verantwortlich fühlten. | |
Irritierend sei es jedoch, dass das Ministerium mit Zielvereinbarungen zu | |
Studienangeboten in die Hochschulen hinein regiere. | |
Das geringe Einwerben privaten Stiftungskapitals sei kein Kriterium für die | |
Bewertung des Modells. Das sei „ein langwieriger Prozess“ und die „bereits | |
erzielten Erfolge umso mehr anzuerkennen“ – zumal es in Deutschland dafür | |
kaum eine Tradition gebe. Auch als Bauherrin stellte die Kommission den | |
Unis gute Noten aus. | |
Meistens hätten sie professionell, zügig und im Kostenrahmen gearbeitet. | |
Dass in einem Fall – [3][dem neuen Zentralgebäude der Uni Lüneburg nach | |
Entwurf des Architekten Daniel Liebeskind] – die [4][Kosten überbordeten], | |
müsse nichts heißen, das passiere auch dem staatlichen Baumanagement. Wie | |
der Rechnungshof kritisierte die Kommission, dass die Unis zum Teil hohe | |
Rücklagen bildeten, während der Staat zugleich Kredite aufnehme. | |
## Die FDP ist glücklich | |
Unter den Landtagsparteien begrüßt die FDP das Modell Stiftungsuniversität | |
im Namen der Gestaltungsfreiheit. „Die Uni Hannover geht deshalb aus | |
unserer Sicht den richtigen Weg“, sagte der Abgeordnete Lars Alt. | |
Allerdings sei das niedersächsische Hochschulgesetz immer noch nicht | |
ausreichend konkurrenzfähig. | |
Die Unis litten unter Bürokratie, kleinteiligen Zielvereinbarungen und | |
Evaluationspflichten. Silke Lesemann von der SPD verwies darauf, dass das | |
Hochschulgesetz, das erst kürzlich unter der Ägide von SPD und CDU | |
novelliert wurde, das Modell vorsehe. | |
Der Asta Hannover machte darauf aufmerksam, dass sich durch Zustiftungen | |
[5][ökonomische Interessen über Gebühr Geltung verschaffen] könnten. | |
Zugleich werde der Staat, der das bremsen könnte, abgekoppelt. | |
22 Jul 2022 | |
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## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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