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# taz.de -- Vor dem Viertelfinale: Österreichs Zwölf
> Deutschlands nächste Gegnerinnen sind im deutschen Fußball gut vertreten.
> Viele Österreicherinnen kicken in der Bundesliga, die meisten in
> Frankfurt.
Bild: Jubeln mit Stuhl: Auch im Feiern sind die Österreicherinnen Weltklasse
Vermutlich hat es in Deutschland noch nie so eine Freude über einen
österreichischen Fußballerfolg gegeben. Der Grund dafür ist nicht gerade
altruistischer Natur: Der erneute [1][EM-Viertelfinaleinzug] der
österreichischen Außenseiterinnen wird als deutscher Erfolg gelesen.
„Ein totales Statement für die Frauenfußball-Bundesliga“ sei das anstehen…
Nachbarschaftsduell am Donnerstag (21 Uhr, ARD), hob die Bundestrainerin
Martina Voss-Tecklenburg in ihrer ersten Reaktion hervor. „Eine
Visitenkarte für unsere Bundesliga“ nennt [2][Siegfried Dietrich],
Sportdirektor der Fußballerinnen von Eintracht Frankfurt, die Begegnung
gegenüber der taz. „Und Österreich ist dabei mit zwölf Spielerinnen aus
unserer ersten Liga ein herausragender Faktor!“
Vier davon tragen das Eintracht-Trikot. Die laufstarke Mittelfeldspielerin
Barbara Dunst zum Beispiel. Die deutsche Freude über den österreichischen
Erfolg „haben wir schon mitbekommen“, erzählt sie der taz. Sehr nett finde
sie das. Und sie freue sich auch über die gute Stimmung der Deutschen bei
dieser EM. „Wir kämpfen alle um das Gleiche, um mehr Anerkennung für den
Frauenfußball.“ Die jeweiligen Erfolge könnten positive Effekte für die
Bundesliga haben. „Und wenn es nur 3 bis 4 Prozent mehr Zuschauer sind,
dann bewegt sich in jedem Fall etwas. Es braucht auch Zeit und Geduld.“
Dietrich, der auch Vorsitzender im DFB-Ausschuss Frauen-Bundesligen ist,
sieht den Moment gekommen, ganz laut zu trommeln. Er sagt, die EM sowie die
internationale Entwicklung geben Anlass dafür, „manche Negativschlagzeilen
der Vergangenheit als gesammelte Erfahrung abzuhaken“. Kritik hatte es
gerade in Deutschland etwa am [3][lahmen Engagement des DFB] für seine Liga
gegeben. Selbst Karl-Heinz Rummenigge vom FC Bayern München schaltete sich
ein. Der deutsche Frauenfußball müsse „schleunigst höherschalten“.
Eigenständige, vom DFB unabhängige Strukturen müssten in Betracht gezogen
werden. Englische TV-Verträge, welche der Liga dort gut 18 Millionen Euro
in drei Jahren einbringen, während hierzulande pro Saison bloß 800.000 Euro
an die Vereine ausgeschüttet werden, haben die Nervosität verstärkt. In
Spanien wurden Zuschauerrekorde gefeiert, in Frankreich wieder mal der
Gewinn der Champions League (Olympique Lyon).
## Künftig bessere Vermarktung der Frauen-Bundesliga
Ist mit dem unerwartet erfolgreichen Auftreten der deutschen Fußballerinnen
bei der EM alles wieder gut? Siegfried Dietrich weist auf parallele
Bewegungen hin. Der DFB sei gerade dabei, mit seiner neuen DFB-GmbH und dem
für die Vermarktung zuständigen Geschäftsführer Holger Blask, die
Liga-Zentralvermarktung und auch die Vermarktung des DFB-Pokals der Frauen
neu zu dimensionieren. Blask wird seine Erfahrungen aus dem Männerbereich,
der DFL, einbringen.
Und der 65-jährige Dietrich spricht nicht zum ersten Mal von neuen
Dimensionen, welche die Fußballerinnen erreichen werde. Schon 2009, nach
einem Länderspielzuschauerrekord, zeigte sich Dietrich optimistisch, dass
Frauenfußball in naher Zukunft zur Fernsehsportart Nummer zwei hinter dem
Männerfußball werde. Jetzt sagt er, je besser das deutsche Team bei der EM
abschneide, umso größer sei das Vermarktungspotenzial der Ligaspiele. Er
hat dabei auch sein kurzfristiges Ziel im Blick, zum Auftaktspiel in die
neue Saison für einen neuen Zuschauerrekord in der Bundesliga zu sorgen.
Die Partie wird nämlich im großen Stadion, wo die Männer der Eintracht zu
Hause sind, ausgetragen.
Die österreichische Nationalspielerin Barbara Dunst ist eine Kennerin der
Bundesliga. In ihrem ersten Jahr ist sie 2017 als 20-Jährige mit Bayer
Leverkusen gleich abgestiegen, es folgten zwei Jahre Abstiegskampf mit dem
MSV Duisburg, und ihr dritte Saison mit Eintracht Frankfurt krönte sie mit
der Qualifikation für die Champions League. Ihr Aufstieg in der Liga ist
von einer steilen persönlichen Entwicklung begleitet gewesen. Das ist bei
vielen der österreichischen Legionärinnen der Fall.
## Gute Stimmung unter den Spielerinnen
Trotz der enormen Dynamik in England und Spanien sei die Bundesliga immer
noch eine der stärksten Ligen, sagt Dunst. Bei ihren Stationen hebt sie
aber vor allem ihren aktuellen Arbeitgeber hervor. „Bei Eintracht Frankfurt
hat sich einiges getan. Wir sind nach der Fusion wirklich ein Teil des
Vereins geworden. Die Fans werden motiviert zu uns zu kommen. Am letzten
Spieltag waren 4.500 Zuschauer da. Dieses Engagement würde ich mir für alle
Vereine wünschen.“
Solche Zwischentöne hört man von Siegfried Dietrich derzeit nicht. Er sagt,
er erwarte am Donnerstag bei der Begegnung zwischen Deutschland und
Österreich „ein mediales Spektakel mit hohen Einschaltquoten in beiden
Ländern, das nachwirken wird und neue Fans für unsere Ligen generiert“.
Auffälligerweise verbindet beide Teams, dass sie bei diesem Turnier auch
von der guten Stimmung unter den Spielerinnen leben und mit diesem Schwung
vermeintlich stärkere Gegnerinnen überrumpelt haben. Egal aber wer am Ende
die beste Laune haben wird, eine Entscheidung ist von den deutschen
Verantwortlichen vorab gefällt worden: Die Bundesliga hat schon jetzt
gewonnen.
20 Jul 2022
## LINKS
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## AUTOREN
Johannes Kopp
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