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# taz.de -- Asyl in Bayern: Blinder Syrer darf bleiben
> Der Student Mheddin Saho aus Niederbayern hat Asyl bekommen. Nun sucht er
> einen Nebenjob – und arbeitet an seiner Master-Arbeit.
Bild: Mheddin Saho mit seinen Gastgebern Gisela und Gernard Zierer
München taz | Nach mehr als drei Jahren Unsicherheit und Angst vor
Abschiebung steht nun fest: [1][Mheddin Saho], der blinde syrische
Flüchtling, der in Niederbayern lebt, darf bleiben: Er hat Asyl erhalten.
„Jetzt bin ich endlich in Sicherheit“, sagt der 28-Jährige im Gespräch mit
der taz. „Meine Existenz ist nicht mehr bedroht.“
Der positive Bescheid kam schon Anfang März, doch darauf wollte sich der
Anglistik-Student an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität noch nicht
hundertprozentig verlassen. In der Vergangenheit ist er in Deutschland
einer Zwangsabschiebung knapp entgangen, hatte vom Bundesamt für Migration
und Flüchtlinge (Bamf) einen negativen Bescheid erhalten und eine Klage vor
dem Verwaltungsgericht Regensburg verloren.
Nun hat Mheddin Saho für kommende Woche einen Termin, um sich seinen
Flüchtlingsausweis abzuholen. Zudem hat der bayerische Innenminister
Joachim Herrmann (CSU) seinen Unterstützern an der Uni jetzt geschrieben,
dass das deutsche Asylverfahren mit einem „positiven Ergebnis
abgeschlossen“ sei. „Eine Überstellung nach Spanien droht dem Betroffenen
daher nicht mehr.“
Das Bamf argumentierte stets, Saho sei über Spanien nach Deutschland
eingereist. Deshalb müsse er dorthin zurückkehren und dort auch Asyl
beantragen. Nach seiner Ankunft in Rottenburg an der Laaber integrierte er
sich aber schnell und lebt seitdem bei dem Ehepaar Gisela und Gerhard
Zierer. Diese sind für ihn zu einer Art Ersatzeltern geworden. Saho ging an
die Universität und nahm einen Masterstudiengang Englisch auf.
## Kirchenasyl hat zu sicherem Status verholfen
Im Laufe der Zeit erhielt er viel Unterstützung; sein Fall wurde bundesweit
bekannt, sah man doch die Abschiebung eines gut integrierten blinden
syrischen Flüchtlings nach Spanien als unzumutbare Härte an. Letztlich hat
ihm das Kirchenasyl zum nun sicheren Aufenthaltsstatus verholfen:
[2][Nachdem das Verwaltungsgericht negativ geurteilt] hatte, stand erneut
die Abschiebung im Raum. Deshalb begab er sich Ende August vergangenen
Jahres für sechs Monate in einen der Öffentlichkeit [3][unbekannten
kirchlichen Raum].
Die Behörden waren darüber informiert, schritten aber nicht ein. Nach einem
halben Jahr dauerhaften Aufenthalts in Deutschland haben Geflohene
schließlich das Recht auf ein nationales Asylverfahren. So konnte die
Abschiebung nach Spanien verhindert werden. Mheddin Saho bemüht sich nun um
einen Nebenjob. „Ich möchte mein Brot selbst verdienen“, sagt er.
Und an der Master-Arbeit arbeitet er weiter: Für sein Thema muss er einige
Zeit ein englischsprachiges Land besuchen. Da er mit seinem Ausweis nun
reisen darf, plant er einen Studienaufenthalt in Irland oder auf Malta.
30 Jun 2022
## LINKS
[1] /Blinder-Syrer-im-bayerischen-Kirchenasyl/!5830267
[2] /Unmenschliche-Migrationspolitik/!5781808
[3] /Drohende-Dublin-Rueckfuehrung/!5636116
## AUTOREN
Patrick Guyton
## TAGS
Kirchenasyl
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Joachim Herrmann
Schwerpunkt Flucht
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Abschiebung
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